Mark Mobius, seines Zeichens Executive Chairman der Emerging Markets Group beim Fondshaus Franklin Templeton, will das Volatilitäts-Mysterium gelöst haben. In einem Interview mit Bloomberg-TV erklärt er, der bemerkenswerte Einbruch der Marktschwankungen habe unmittelbar mit dem Aufstieg der sozialen Medien zu tun.

In seiner Argumentation führt er die Unzahl an falschen oder halbwahren Nachrichten an, die dazu beitragen, dass unverhältnismäßig viel "Nebengeräusche" entstehen, die eine effiziente Preisfindung seiner Ansicht nach erschweren. Ironischerweise habe aber genau diese Flut an Pseudo-Informationen eine beruhigende Wirkung auf den Markt. Denn sobald Investoren nicht mehr wüssten, welche Informationen nun korrekt und welche irreführend sei, würden sich diese sagen, "Vergiss' es, ich mache gar nichts", wie es Mobius ausdrückt. Oder anders gesagt: Das vor allem von Sozialen Medien wie Twitter oder Facebook verursachte Dauer- Störfeuer sorgt für Verunsicherung und bringt Marktteilnehmer dazu, lieber nichts zu unternehmen, bevor ein fataler Fehler unterläuft. 

Bemerkenswerte Stille
Tatsächlich sind diverse Volatilitäts-Indizes extrem gefallen und verharren seit geraumer Zeit auf niedrigem Niveau, wie die Rückbetrachtung des CBOE-Volatility-Index zeigt. Lässt man die Zeitreihen weit genug in die Vergangenheit gleiten, stellt sich eine bemerkenswerte Parallelität zur Vergangenheit ein.

"Eine gewisse Apathie hat sich auf eine derart rasche Art und Weise ausgebreitet, das starke Erinnerungen an 2005 und 2006 wach werden. Damals schien es so, als könnte nichts und niemand die Märkte aus der Ruhe bringen", wie es der Nomura-Stratege George Goncalves in einer Kurz-Analyse formuliert.

Der CBOE-Volatility-Index erinnert derzeit stark an die Situation von 2005 – 2006

Quelle: Bloomberg

Besonders beruhigend haben sich dabei die Wahlen in Frankreich und makroökonomische Daten erwiesen, die in der Regel die Analystenerwartunge ge- oder übertroffen haben. Übrigens geht man auch bei Barclays davon aus, dass die Volatilität weiterhin niedrig bleiben wird. Begründet wird das jedoch nicht mit Social-Media-Aktivitäten, sondern damit, "dass es derzeit keine klaren Themen oder größere Risken gibt, die zu taktischen Allokationen einladen." (hw)