Der Markt für das Asset und Wealth Management steht vor einem Umbruch. Nach Jahren des Rückenwinds durch steigende Bewertungen an den Finanzmärkten sowie zunehmende Kundenvermögen fallen diese Faktoren als Wachstums- und Gewinntreiber für Fondsanbieter und Vermögensverwalter aus. Stattdessen entscheidet künftig eine andere Größe über die Entwicklung der Branche: die Nachhaltigkeit. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC.

"ESG-orientierte Fonds werden unserem Szenario zufolge deutlich schneller als der Gesamtmarkt wachsen und so schon bald zur bevorzugten Anlage für die Portfoliodifferenzierung", sagt Gerald Gonsior, Leiter Asset & Wealth Management bei PwC Deutschland. Mit einer jährlichen Wachstumsrate von fast 13 Prozent im Basisszenario erreiche das anhand nachhaltiger Kriterien verwaltete Vermögen bis 2026 eine Höhe von nahezu 34 Billionen US-Dollar. Damit würde der ESG-Anteil von 14,4 Prozent im Jahr 2021 auf 21,5 Prozent steigen.

Nachhaltigkeit als beherrschender Imperativ
Die wachsende Bedeutung ESG-getriebener Investitionen hinterlasse auch bei deutschen Vermögensverwaltern ihre Spuren. So haben sich 93 Prozent der institutionellen Investoren aus Deutschland bereits zu Net-Zero-Initiativen verpflichtet oder planen dies in der nächsten Zeit zu tun. Weiterhin hätten sich 57 Prozent der Anleger dazu verpflichtet, Investitionen in Nicht-ESG-Fonds zu stoppen. Für die Studie befragte PwC weltweit 250 Vermögensverwalter und 250 institutionelle Anleger, die jeweils ein Vermögen von 50 und 60 Billionen US-Dollar betreuen.

Das aus nicht nachhaltigen Fonds abgezogene Vermögen wollen die Investoren in Vehikel investieren, die Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) entsprechen. Fast zwei Drittel der deutschen Investoren wollen in den nächsten zwei Jahren mehr als 30 Prozent ihres Vermögens in solche Fonds investieren. "Nachhaltigkeit wird damit auch im Asset und Wealth Management zum beherrschenden Imperativ", folgert Gonsior.

Irrtümlich ausgewiesene Produkte
Allerdings birgt das Geschäft auch Gefahren. Die Anbieter können sich dem Vorwurf ausgesetzt sehen, die nachhaltige Ausrichtung übertrieben darzustellen. Zudem ist die ESG-Regulierung erst im Entwicklungsstadium. So stuften jüngst einige Asset Manager Fonds von Artikel 9 auf Artikel 8 nach SFDR zurück. "Mit dem wachsenden Fokus auf ESG-Fonds wird es für Vermögensverwalter zunehmend wichtig, Strategien für das Risikomanagement im Zusammenhang mit potenziell falsch oder irrtümlich ausgewiesenen Produkten zu entwickeln", mahnt Gonsior.

Die unklare Regulierung könne zu Fehleinschätzungen bei der Kennzeichnung von Fonds führen, warnt der Consultant. In solchen Fällen sei es wichtig, schnell und transparent zu handeln, um Sanktionen oder Reputationsschäden zu vermeiden. So ringt die Deutsche-Bank-Tochter DWS mit einem Greenwashing-Skandal. Zudem stehen PwC zufolge die Anbieter im Spannungsfeld zwischen neuen ESG-Prioritäten und der treuhänderischen Pflicht, die finanziellen Erträge für Anleger zu maximieren. So sah sich der Branchenriese Blackrock jüngst dem Vorwurf einzelner US-Bundesstaaten ausgesetzt, Nachhaltigkeit über die Rendite zu stellen. (ert)