Wer sich auf den Internetseiten der Bank Santander über deren Robo Advisor "Sina" informieren möchte, der stößt auf einen verstörenden Verweis: "Die von Ihnen aufgerufene Seite existiert leider nicht". Wer hingegen bereits Nutzer ist, kann sich dennoch problemlos einloggen. Potenzielle Neukunden finden hingegen nur noch ein paar allgemeine Informationen sowie den Verweis auf die App für Smartphones und Tablets. Doch auch über diesen Umweg ist keine Neuanmeldung mehr möglich.

"Wir bauen Sina derzeit um", heißt es auf Nachfrage von FONDS professionell ONLINE aus der Deutschland-Zentrale des spanischen Geldhauses. Neukunden hätten keinen Zugriff auf Sina, Bestandskunden könnten ihr Depot aber weiter uneingeschränkt verwalten. Das Haus habe Ende vergangenen Jahres damit begonnen, neue Zusatzfunktionen für die Robo-Plattform zu entwickeln, "um den Kunden künftig ein größeres Leistungsspektrum anbieten zu können", heißt es weiter aus Mönchengladbach. Der Wiedereröffnung sei allerdings erst für Ende dieses Jahres angepeilt.

Umstellung auf Vermögensverwaltung
Details wollte das spanische Geldhaus nicht verraten. Auch die Gründe für die ungewöhnlich lange Auszeit bleiben im Dunkeln. Die Auffrischungskur für Sina überrascht. Der Robo war im Herbst 2016 gestartet. Die großflächige Vermarktung hatte das Institut dagegen erst im Frühsommer 2017 begonnen. Das Haus hatte damals angekündigt, mittelfristig ambitionierte Pläne zu hegen.

Nach Aussagen von Branchenkennern gegenüber FONDS professionell ONLINE stecken andere Beweggründe hinter dem Facelift: Demnach will Santander "Sina" von einer reinen Fondsvermittlung auf eine Finanzportfolioverwaltung umstellen. Bislang gibt der Robo nur Anlageempfehlungen, die Kunden müssen aber selbst die Handelsaufträge erteilen. Bei einer "echten" digitalen Vermögensverwaltung hat der Robo Advisor hingegen das Mandat, je nach Lage an den Kapitalmärkten eigenständig Umschichtungen in den Kundenportfolios vorzunehmen. Diese Informationen wollte die Bank der Redaktion gegenüber nicht kommentieren.

Kooperation mit Fintech
Sina ist eine White-Label-Lösung, hinter der das Frankfurter Fintech Vaamo steckt. Das Start-up selbst hatte Ende 2016 die Lizenz nach Paragraph 32 Kreditwesengesetz (KWG) erhalten. Es bietet seither seinen Robo Advisor als "echte" digitale Vermögensverwaltung an und wird von der Finanzaufsicht Bafin kontrolliert. Der Robo-Primus Scalable wiederum hatte sich schon vom Start weg als vollwertiger Finanzportfolioverwalter lizensieren lassen.

Andere Anbieter folgten dem Beispiel. So stellte etwa Union Investment, die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, ihren bereits Ende 2015 gestarteten Robo "Visualvest" unter Bafin-Aufsicht. Als die Commerzbank-Tochter Comdirect im Mai 2017 und die Deutschen Bank im Dezember mit ihren Robos nachzogen, starteten diese bereits mit KWG-32-Erlaubnis. Offenbar schlägt Santander nun ebenfalls diese Richtung ein. Warum "Sina" aber für die Dauer des Umbaus für Neukunden zugesperrt bleibt, ist offen.

Drei ETF-Dachfonds als Basis
Die Technik sowie den Service hinter Sina stellt Vaamo. Der digitale Berater ist aber komplett in das Online-Angebot und den Markenauftritt von Santander integriert. Sina sortiert die Anleger in drei eigens aufgelegte ETF-Dachfonds ein. Die wiesen per Ende 2017 ein Volumen von zusammen knapp sechs Millionen Euro auf. Angesichts der kurzen, aktiven Vermarktungsdauer überrascht der eher überschaubare Bestand nicht. (ert)