FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019
ED I TOR I A L www.fondsprofessionell.de | 4/2019 11 Das Klopapierhütchen der Fondsbranche Zugegeben: Das Wort klingt spießig. Wer auf einer Party den Begriff „Fondssparplan“ fallen lässt, läuft Gefahr, von seinem Gegenüber in eine Schublade gesteckt zu wer- den, die sonst für Omas ge- klöppelte Spitzendeckchen oder das gehäkelte Toiletten- rollenhütchen reserviert ist. Zu schade zum Wegwerfen, aber nichts zum Herzeigen. Doch in dieser Schublade haben Sparpläne nichts zu suchen. Ganz im Gegenteil: Das einstige Randgeschäft der Branche – zu kleinteilig, zu erklärungsbedürftig, zu margenschwach – mausert sich zum Umsatzgiganten. Beispiel Deka: Das Wertpapierhaus der Sparkassen führt mittlerweile 3,3 Millionen Sparpläne, eine Million mehr als noch Ende 2016. Diese Zahl bezieht sich wohlgemerkt auf „normale“ Fondssparpläne, VL- und Riester-Verträge sind darin noch gar nicht berücksichtigt. Die durchschnitt- liche Sparrate liegt bei 100 Euro im Monat. Was in den Ohren mancher Banker nach Kleingeld klingen mag, summiert sich auf fast vier Milliarden Euro im Jahr. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2018 konnte die Deka bei Privatkunden mit Fonds netto gerade mal 5,6 Milliarden Euro einwerben. Bei Union Investment sind die Relationen ähnlich: Der Asset Manager der Volks- und Raiffeisenbanken betreut inzwischen 2,6 Millionen Sparpläne. Bei 157 Euro durch- schnittlicher Sparrate spült das im Jahr satte 4,9 Milliar- den Euro in die Fonds der Genossen. 2018 lag deren gesamtes Mittelaufkommen im Retailgeschäft bei 7,5 Milliarden Euro. Auch andere Banken berichten auf Anfrage von FONDS professionell von einem wahren Boom des Fonds- sparens (siehe Seite 388). Nicht nur die Zahl der Verträ- ge steigt, sondern auch die Sparrate. Bei neuen Union- Investment-Sparplänen liegt die Rate mittlerweile bei 215 Euro, die Hypovereinsbank berichtet von gut 300 Euro. Das zeigt, dass Sparpläne kein Einsteigerprodukt mehr sind, sondern auch eine echte Option für Gutverdiener. In einer Nullzinsära bleibt ihnen auch gar nichts anderes übrig: Lebensversicherung und Festgeld haben für den Vermögensaufbau ausgesorgt. Für die Asset-Manage- ment-Branche ist das eine gigantische Chance. Das haben viele, aber noch längst nicht alle Produktanbieter und Vertriebe erkannt. Fondssparpläne sind jedenfalls auf dem besten Weg, beliebter zu werden, als es Spitzendeckchen und Toilet- tenrollenhütchen je waren. Vielleicht taugen sie eines Tages sogar fürs Partygespräch. Ihr Bernd Mikosch Chefredakteur
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