FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019

Foto: © Elke Mayr W ir treffen Klaus Kaldemorgen an einem strahlenden Oktobertag in den Wiener Räumlichkeiten des Frankfurter Fondsgiganten DWS zum Interview. Die Jahreszeit kann für die Kar- rierephase des 66-jährigen Starmanagers stehen: Im Mai 2021 läuft sein 2017 ver- längerter Vertrag bei der DWS aus – dann endet seine Karriere in der Fondsbranche. Zumindest offiziell. Denn ob der Mann, der vor gut acht Jahren einer ganzen Investmentstrategie seinen Namen gab, sich wirklich komplett aus der Invest- mentwelt zurückziehen kann – oder will –, wird am Ende unseres Gesprächs weniger klar sein als am Beginn. Kaldemorgen selbst erscheint auf die Sekunde pünktlich. Er wirkt ein wenig ge- hetzt, Termin reiht sich an Termin. Auch eine Dekade nachdem er seinen risikobasierten Multi-Asset-Ansatz für DWS aus der Taufe gehoben hat, will jedermann wissen, wie die- ser Mann tickt, welche Strategien er für sinn- voll hält und welche Marktprognosen er im Ärmel hat. Das bedeutet neben dem damit ein- hergehenden Ruhm natürlich auch Druck – besonders in Marktphasen, in denen es nicht so rund läuft, wenn Vermögen abgezogen wird. Aber spürt Kaldemorgen einen solchen Druck überhaupt? Was passiert 2021, dem Jahr, sein Rückzug geplant ist? Wer folgt ihm nach? Und natürlich: Was kommt aus seiner Sicht auf die Märkte zu? All das haben wir gefragt. Auf all das haben wir auch Antworten erhalten. Herr Kaldemorgen, wir wollen am An- fang nach dem Ende fragen: Was wird 2021 mit dem Concept Kaldemorgen passieren? Klaus Kaldemorgen: Diese Frage beschäftigt nicht nur mich, sondern wegen der Bedeutung des Fonds auch die DWS als Unternehmen. Auf den ersten Blick wirkt es natürlich ein wenig irritierend, wenn es einen Fonds gibt, der nach einem Manager benannt ist, der wie- derum gar nicht mehr da ist. Wenn man genau hinsieht, geht es aber gar nicht so sehr um meine Person, die in diesem Fonds steckt, sondern um die Strategie, die wir vor zehn Jahren aufgesetzt haben. Und diese Anlage- philosophie, die einen risikokontrollierten An- satz verfolgt, wird von unserem ganzen Team verfolgt und unabhängig von meiner Präsenz oder eben Nichtpräsenz weitergeführt werden. Wie kann man sich das operativ vorstel- len? Ist Ihre Nachfolge bereits geregelt? Ja, das ist sie. Auch wenn ich imAugenblick noch die Anlageentscheidungen im DWS Concept Kaldemorgen treffe, führen wir den Fonds in einem teamorientierten Ansatz. Ich leite das Team bereits mit Henning Potstada und Christoph-Arend Schmidt, die schon jetzt ihre jeweils eigenen milliardenschweren Fonds verwalten. Und das war’s dann? Eine DWS ohne Klaus Kaldemorgen? Na ja, nicht unbedingt. Ich werde der DWS gern als Berater für den Fonds zur Verfügung stehen. Kann so etwas in der Praxis tatsächlich funktionieren? Sind da nicht Konflikte vorprogrammiert? Nein, das glaube ich nicht. Wir arbeiten als Team perfekt zusammen. Dies wird auch in einer etwas anderen Konstellation funktionieren … Also doch ein wenig mehr Zeit zum Segeln als nur Milliarden managen? Ja, vielleicht so etwas in der Art … Stellt sich trotzdem die Frage, wie viel Kaldemorgen noch im Concept Kalde- morgen stecken wird … Das Konzept wird ja nicht nur von mir verfolgt, sondern vom gesamten Team – und das sind mittlerweile zehn Leute. Wenn so viele Manager so lange Zeit an einem Strang ziehen, sollte es da keine allzu großen Dis- krepanzen geben. Ihre Strategie bewegt ja ein Vermögen von mittlerweile rund neun Milliarden Euro – eine stolze Summe. Können Sie etwas mit dem Begriff „Anlagenotstand“ anfangen? Bei uns stellt sich das Problem nicht. Es stimmt schon, der Fonds ist groß, aber wir fahren eine globale Multi-Asset-Strategie. Da ergibt sich naturgemäß ein sehr großes Anla- geuniversum. Der Fonds verträgt locker mehr als die doppelte Größe, sagen wir 20 Milli- arden Euro. Wenn man Ihr fast globales Anlageuni- versum konsequent weiterdenkt: Wieso dann „nur“ 20 Milliarden? Klaus Kaldemorgen managt einen neun Milliarden Euro schweren Fonds, der seinen Namen trägt. Im Interview verrät er, was mit diesem Portfolio passiert, wenn er sich 2021 in den Ruhestand verabschiedet, wie er in zinslosen Zeiten Rendite erzielt und warum er Aktien weiter hohe Gewinne zutraut – trotz aller Risiken. „Es geht um die Strategie , » Ich leite das Team bereits mit Henning Potstada und Christoph- Arend Schmidt, die schon jetzt ihre jeweils eigenen milliarden- schweren Fonds verwalten. « Klaus Kaldemorgen, DWS Klaus Kaldemorgen Klaus Kaldemorgen, Jahrgang 1953, kam 1982 als Fondsmanager zur DWS. 1991 wurde er Leiter des internationalen Aktienfondsmanagements, 2003 rückte er in dieser Funktion in die Geschäftsführung auf. 2006 wurde er zum Global Head of Equities sowie zum Sprecher der Geschäftsführung von DWS Investment ernannt. Von diesen beiden Positionen trat er Ende 2010 aus familiären Gründen zurück. Im Mai 2021 wird er sich aus der Führung des Concept Kaldemorgen zurückziehen. markt & strategie I klaus kaldemorgen | dws 132 www.fondsprofessionell.de | 4/2019

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