FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019
te“, erzählt Dreide. Daher fragt der Vermögensverwal- ter ihn, ob er nicht das Management des Port- folios übernehmen könne. „Ich war immer Wertpapierhändler, ich habe noch nie einen Fonds gemanagt“, lautet Dreides Antwort. Doch er nimmt die Heraus- forderung an. Und weil er sich beim Managen des Portfolios – des heutigen TBF Value – so erfolgreich zeigt, kommt schon bald ein zwei- ter Vermögensverwalter mit derselben Bitte auf ihn zu. Nur sind es diesmal gleich zwei Mandate, die Dreide übernehmen soll. „Einer der Fonds war der TBF Global Income“, sagt er. Das Portfolio, das noch bis 2018 4Q-Glo- bal Income hieß und dessen Namen auch Dreides Risikomodell seine Be- zeichnung verdankt, liegt ihm bis heute am meisten am Herzen. In den 17 Jahren, seit Dreide zum ers- ten Mal einen Fonds managte, hat TBF weitere Mandate übernommen und eige- ne Fonds aufgelegt. 20 Portfolios, zur Hälfte hauseigene Publikumsfonds, wer- den inzwischen von sieben Fondsmana- gern betreut. Die Portfolios investieren weltweit, haben jedoch die Regionen Nordamerika, Europa und Asien im Fokus. Neben Aktien- und Rentenfonds hat TBF auch defensive und ausgewo- gene Mischfonds sowie Absolute-Re- turn-Strategien im Programm. Einer der größten Fonds, der gut 700 Millionen Euro schwere TBF Special Income, setzt auf der Aktienseite auf Papiere von Un- ternehmen in Sondersituationen (siehe Kasten auf Seite 142). Von null auf 1,8 Milliarden „Wir haben es von null auf ein ver- waltetes Vermögen von 1,8 Milliarden Euro geschafft“, sagt Dreide, als er sich auf dem zweiten Fußballplatz direkt ge- genüber von „Pille’s Treff“ einen Ball schnappt. Natürlich ist er stolz auf seinen Erfolg. Viel Arbeit steckt darin, bis heute ist Dreide jeden Morgen schon um kurz nach sieben Uhr im Büro – wenn es an den Börsen rappelt, auch schon mal zwei Stunden früher. Denn dann schlägt die große Stunde für den Stockpicker, der Aktien vielversprechender Unternehmen nur kauft, wenn sie unterbewertet sind. „So richtig eingekauft haben wir zu- letzt Weihnachten 2018“, erzählt Dreide. Kein Cash, keine Short-Positionen mehr: Alles hat der Fondsmanager aufgelöst, um Heiligabend bis 19 Uhr am Bloomberg- Rechner, der bei ihm zu Hause steht, US- Aktien zu ordern. „Da musste die Bescherung halt warten“, schmunzelt er. In der Nacht zum zweiten Weihnachtstag deckte er sich in Japan ein, am 26. Dezember schlug er noch einmal in den USA zu. Und das hat sich gelohnt. Der Global Income etwa, sein „Lieblingsfonds“, liegt 2019 bislang mit neun Prozent im Plus. Völlig abgekoppelt Trotzdem ist Dreide im Moment nicht so zufrieden. „Wir haben zu Jahresbeginn die Makroseite absolut richtig eingeschätzt“, sagt er. Seine Prognose, dass die Gewinne von US-Unternehmen langsam sinken würden, dass sich das Wirtschaftswachstum in den USA, Europa und China verlangsamen wür- de, hat sich zwar bestätigt. „Aber die Börse ist von diesen Entwicklungen völlig abge- koppelt und geht trotzdem weiter hoch“, sagt Dreide. Das läuft gegen die Short-Positionen, mit denen er seine Portfolios absichert. Auf- lösen will er sie aber nicht. Denn: „Das Risi- koverhältnis gefällt uns nicht“, sagt er. Die Absicherung beizubehalten falle schon schwer, gibt er zu. „Dafür braucht man wirk- lich viel Disziplin.“ Ist Disziplin eine Eigenschaft, die ein guter Fondsmanager braucht? „Ja“, sagt Dreide, „Disziplin, Demut und Selbstkritik.“ Zu seinen ganz persönlichen Stärken möch- te er nichts weiter sagen, das sollen andere beurteilen – er hält nichts von Angeberei. Aber diszipliniert und selbst- kritisch ist er, das erklärt er ohne Um- schweife. Und er hat Demut vor den Märkten. „In Zeiten, in denen es super läuft, hat man leicht das Gefühl, der Größte zu sein“, weiß Dreide. „Aber abzuheben – das ist gefährlich.“ Peter Dreide jedenfalls ist auf dem Boden geblieben. Er liebt seinen Job, der es ihm erlaubt, gut zehn Wochen im Jahr rund um Globus unterwegs zu sein und 200 Unternehmen zu besuchen. Und er liebt den Hegau, in den er immer wieder gern zurückkehrt. Wenn er da ist, ver- sucht er, jeden Abend auf dem Platz zu stehen, um der ersten Mannschaft seines 1. FC Rielasingen-Arlen beim Training zuzuschauen. Wenn er zum Lesen kommt, dann kauft er sich gern den „Kicker“ oder „Elf Freunde“. „Ansons- ten lese ich Research, mehr geht nicht“, sagt der Fondsmanager. Zurück an die Arbeit Vom Platz zurück vor „Pille’s Treff“ wird der bodenständige, ausgeglichene Fondsmanager ein bisschen unruhig. „Ich sollte so langsam wirklich zurück an die Arbeit“, sagt er. Er ist eben nicht gern zu lang getrennt von den Börsen. „Aber vielleicht sieht man sich ja mal wieder?“, fragt er. Beim FONDS profes- sionell KONGRESS Ende Januar in Mannheim ganz sicher. „Machen Sie’s gut!“ Noch ein fester, warmer Hände- druck, dann steigt Peter Dreide in seinen Tesla – und startet nach Singen. ANDREA MARTENS | FP Foto: © Lukas Maier | Lukasleertaste Impressionen von einem Herbstspaziergang über das Sportgelände Rielasingen. Auch dabei: Havaneser-Dame Elli. 146 www.fondsprofessionell.de | 4/2019 porträt I peter dreide | tbf global
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