FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019
Foto: © Bluebay W ährend US-amerikanische Investo- ren den Höchstständen an der Börse zunehmend misstrauen und auch Anleger in Asien weniger Risikobereitschaft zeigen, hellt sich die Stimmung in Europa immer mehr auf, wie der Global Investor Confidence Index von State Street Global Markets zeigt. Der Börsenindikator misst das Vertrauen beziehungsweise die Risikobereit- schaft von Investoren, indem er das tatsäch- liche Kauf- und Verkaufsverhalten institutio- neller Anleger untersucht. Ein Wert von 100 bedeutet dabei, dass die Investoren ihren lang- fristigen Anteil an risikoreichen Anlagen weder erhöht noch verringert haben. Fällt der Indikator unter 100 Punkte, signalisiert das eine sinkende Risikobereitschaft. Laut State Street sank der nordamerikani- sche Global Investor Confidence Index im Oktober um 4,3 auf 67,6 Punkte, in Asien waren es 1,5 Punkte auf 85,6. Im Gegensatz dazu stieg der europäische Indikator von 107,4 auf 132,9 deutlich an. „Das Vertrauen der Anleger in Europa ist im Oktober wieder deutlich gestiegen, da die positive Entwick- lung der Brexit-Verhandlungen und der Han- delskriegsgespräche in der Region zu massi- ven Aktienankäufen geführt hat“, schlussfol- gert Kenneth Froot, der den Index gemeinsam mit Paul O’Connell entwickelt hat. Stimmung hellt sich leicht auf Ein leichter Stimmungsumschwung lässt sich jedenfalls auch in der jüngsten Aus- wertung zu den Mittelzu- und -abflüssen des Datenbankanbieters Mountain-View erkennen. Nach zwölf Monaten stetiger Abflüsse konnten Aktienfonds demnach im Oktober endlich wieder Gelder ein- sammeln, wenngleich das Plus mit 1,65 Milliarden Euro vergleichsweise moderat ausfiel. In Rentenfonds steckten Anleger mit 10,49 Milliarden Euro nämlich deut- lich mehr Geld, und in die als sicher gel- tenden Geldmarktfonds spülte es immer- hin 4,49 Milliarden Euro. Ein deutlicher Umschwung zu mehr Risikobereitschaft kann damit also – noch – keinesfalls unterstellt werden (siehe auch Tabelle nächste Seite). Dennoch sehen auch einige Marktteilneh- mer die allgegenwärtigen Risiken – etwa den Brexit oder den Handelsstreit zwischen den USA und China – um einiges gelassener als noch vor ein paar Wochen. So meint etwa Michael Beck, Asset-Management-Chef des Stuttgarter Bankhauses Ellwanger & Geiger, in seinem Marktausblick: „Die atmosphäri- sche Verfassung der Wirtschaftsindikatoren und geopolitischen Risiken war schon den ganzen Sommer über auf Herbst eingestellt, denn die Daten waren so diffus, dass die Marktteilnehmer ständig im Nebel stochern mussten.“ Nun würde sich der Nebel aber etwas lichten, so Beck weiter. Schließlich sei ein harter „No-Deal-Brexit“ verhindert wor- den, und auch im Handelsstreit zwischen den USA und China dürfte es wenigstens eine Teileinigung geben, begründet Beck seine Marktmeinung, um sogleich einzuräumen: „Ein wichtiger Indikator, der in den letzten Monaten stabil blieb, gibt nun nach.“ Er spricht von der Kreditvergabe an Unterneh- men im Euroraum, die sich deutlich abge- schwächt hat. Das deutet oftmals auf eine ver- ringerte Wirtschaftstätigkeit hin. Setzt sich Optimismus durch? Entscheidend für die Marktentwicklung der kommenden Wochen dürften wohl die aktu- ellen Wirtschaftsdaten sein. Davon ist jeden- falls Mark Dowding, Partner und Chief In- vestment Officer beim Londoner Fondshaus Bluebay Asset Management, überzeugt. „Da- bei kann das Pendel sowohl ins Positive als auch ins Negative ausschlagen“ , so der Fixed-Income-Spezialist. Dowding beobachtet derzeit die Umfrageergebnisse zur Stim- mungslage in der Wirtschaft genau. Würden sich diese von den Tiefstständen der vergan- genen Monate erholen, könnten Anleger die schlimmsten Befürchtungen bezüglich einer Konjunkturabschwächung hinter sich lassen, ist Dowding überzeugt. „Da auch die Sorgen um die Handelskonflikte und den Brexit nach- lassen, könnte sich zum Jahresende an den Märkten der Optimismus durchsetzen“ , zeigt sich der Investmentprofi zuversichtlich. Viele Umfragen deuteten darauf hin, dass sich Anleger in letzter Zeit vorsichtig po- sitioniert haben. „Sollten sie jetzt wieder Geld anlegen, könnte eine Rallye die Hür- de der Angst überwinden“, ist Dowding überzeugt. Allerdings könne sich das rasch umkehren, sollten sich die Wirt- schaftsdaten und Wachstumsprognosen weiter eintrüben. Und schließlich, so warnt er, bestehe leider immer noch jeder- zeit die Gefahr, dass US-Präsident Donald Trump den Handelsstreit mit China wie- der verschärft. CORNELIA FUSSI | Die Tabellen zum Artikel finden Leser auf der nächsten Seite. FP Zwölf Monate in Folge zogen Investoren Gelder aus Aktienfonds ab. Jetzt verzeichnete die Fondsgruppe erstmals wieder leichte Zuflüsse. Mut zu mehr Risiko Mark Dowding, Bluebay: „Das Pendel kann sowohl ins Positive als auch ins Negative ausschlagen.“ Endlich wieder Zuflüsse Aktienfonds verzeichneten zwölf Monate lang kontinuierlich Netto- abflüsse. Im Oktober spülte es endlich wieder Geld in die Fonds- gruppe, wenngleich das Plus gering ausfiel. Quelle: Mountain-View -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 2016 2017 2018 2019 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 ’08 Mrd. Euro Mittelaufkommen Aktien gesamt 166 www.fondsprofessionell.de | 4/2019 markt & strategie I mittelzu- und -abflüsse
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