FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019
markt & strategie I oddo bhf avenir 170 www.fondsprofessionell.de | 4/2019 Foto: © Melinda Nagy | stock.adobe.com TOP: Die Eurozone stellte in den vergangenen zehn Jahren nicht unbedingt das am leichtesten zu bespielende Anlageuniversum dar: Von Griechenland über Italien bis hin zu den unbekannten Auswirkungen des Brexit – regionale Minenfelder gab und gibt es zur Genüge. Ein Fels in der Brandung war in die- sen Zeiten – wenngleich nicht immer unum- stritten – EZB-Präsident Mario Draghi. Von der ehemaligen IWF-Chefin Christine Lagarde wird zwar ein Fortsetzung des Draghi’schen „Whatever it takes“-Ansatzes erwartet. Rest- unsicherheiten bestehen aber – stellt sich die Frage: Wie mit diesen umgehen? Aus diesem Grund haben wir in Kooperation mit dem Da- tenprovider Mountain-View eine Auswertung der Eurozonen-Fonds über die vergangenen zehn Jahre vorgenommen. Die beste Perfor- mance legte in diesem Zeitraum der Oddo BHF Avenir ab (Kriterien siehe Info-Kasten „Die Rahmenbedingungen“). Er schaffte bis Redaktionsschluss eine Performance von knapp 200 Prozent. Annualisiert sind das 11,4 Prozent. Damit werden sowohl die Bench- marks wie auch der Euro Stoxx 600 klar geschlagen, der es im selben Zeitraum auf kumuliert rund 112 Prozent bringt. Vorurteile Der Fonds ist Teil der Avenir-Strategie und weist einen starken Fokus Richtung Frankreich auf – 75 Prozent sind dort allokiert. Das ist be- merkenswert und auf den ersten Blick überra- schend, hat man die Republik doch eher volatil und als potenzielles Sorgenkind im Hinterkopf. Dass eine starke Frankreich-Ausrichtung per se auch tatsächlich kein Erfolgsgarant ist, zeigt der Flop-Fonds von Rothschild, der ebenfalls ein starkes regionales Gewicht in diese Rich- tung hat, dieses jedoch offensichtlich nicht zu seinem Vorteil nutzen konnte (Artikel rechts). Im Vergleich zur misslungenen Strategie fällt des Weiteren auf, dass die Oddo-Sektorallo- kation stark in Richtung Industrie geht. Dort stecken mehr als 41 Prozent der Vermögens. Fragt man Fondsmanager Pascal Riégis nach dem Zustandekommen dieses Fokus, gibt es aber nur ein Achselzucken und den Hinweis: „Wir treffen keine Allokationsentscheidun- gen.“ Mit anderen Worten: Das Management fährt eine klassische Stockpicking-Strategie, oder um es mit Riégis’Worten zu sagen: „Wir konzentrieren uns auf die Aktienauswahl.“ Die Basis dafür bildet eine gründliche Fundamen- talanalyse. „Wir besuchen die Unternehmen und bewerten deren Best- und Worst-Case- Szenarien. Es handelt sich um einen Fonds mit überzeugungsbasiertemAnsatz.“ Das mündet in ein Portfolio, von dem „wir glauben, dass es aus Unternehmen besteht, die morgen die weltweit führenden Player in ihrer Branche sein werden“. Wenn Oddo also nach Innova- tionstreibern sucht, wirft das im Umkehr- schluss ein eher negatives Bild auf die börsen- notierte Finanzbranche. Diese ist gegenüber der Benchmark um 20 Prozentpunkte unterge- wichtet und macht – wohl eher aus kosmeti- schen Gründen – nur ein Prozent des Portfo- lios aus. Das bedeutet wiederum, dass es aus Oddos Sicht am Kapitalmarkt kaum ein Finanzunternehmen gibt, das besagten Füh- rungsanspruch „für morgen“ erfüllen kann. Ungewöhnlich auch die Antwort auf die Frage nach der größten Herausforderung für die kommenden zwölf Monate. Demnach be- steht diese laut Riégis in der ESG-Integration. Nach dem längst erfolgtenAusschluss von Ta- bak, Alkohol, Glücksspiel, Kohle und Atom- kraft kommen seit 2019 weitere selbst aufer- legte Einschränkungen auf das Management zu: „Wir dürfen nicht mehr als zehn Prozent der am schlechtesten bewerteten ESG-Titel einer Branche halten“, schildert der Manager, der derzeit tatsächlich kein solcherart bewer- tetes Unternehmen im Portfolio hat. Mit dem Ansatz ist auch eine Art Mission verbunden: „Wir werden systematisch in einen Dialog mit den am schlechtesten bewerteten Unternehmen treten. Werden nach einem Jahr keine Fort- schritte erzielt, verkaufen wir die Positionen.“ Blauäugig tritt er dem Thema ESG natürlich nicht gegenüber: „Das ist eine Herausforde- rung. Denn ESG ist kein Thema, das nur schwarz oder weiß ist. Es gibt viele Grauzo- nen, in denen Investoren ein unabhängiges Urteilsvermögen an den Tag legen müssen.“ HANS WEITmAyR | FP Kategorie: Eurozone. Der Oddo BHF Avenir hat über die vergangenen zehn Jahre die beste Performance und sollte auch die Post-Draghi-Zeit gut meistern. Wie man die Eurozone nach Drag Feiern kann Oddo die Performance mit einem starken Fokus auf Frankreich und die Industrie der Eurozone. Oddo BHF Avenir CR EUR Länderaufteilung Frankreich 75,2 % Deutschland 5,85 % Schweiz 4,39 % Barmittel 2,58 % Luxemburg 2,24 % Branchenverteilung Industrie 41,4 % IT/Telko 17,79 % Gesundheit 16,51 % Konsumgüter 13,26 % Barmittel 2,58 % Die französische Karte ISIN: FR0000989899 Ausgabeaufschlag: max. 4,00 % Laufende Kosten: 1,97 % p. a. Erstausgabedatum: 14. 9. 1992 Fondsmanager: Pascal Riégis (Lead) u. a. -50 % 0 % 50 % 100 % 150 % 200 % ’17 ’18 ’16 ’19 ’20 ’15 ’14 ’13 ’12 ’11 ’10 ’09 Oddo BHF Avenir EURO STOXX Index
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