FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019

anlagen an, über die Privatanleger in Photo- voltaik investieren können. „Die Vorstellung, dass 100 Prozent unseres Stroms aus erneu- erbaren Energien hergestellt werden könnten, ist keine Utopie mehr, und das trotz oder viel- leicht gerade wegen der restriktiver werden- den Förderpolitik.“ Bisher seien die Marktteil- nehmer als Subventionsempfänger aufgetre- ten, nun würde die Photovoltaik „erwachsen“. „Ab sofort können sich im Markt mehr und mehr Geschäftsmodelle etablieren, die sich auch ohne Förderung nachhaltig rechnen“, sagt Ranft. Alternativen gesucht Das EEG sieht vor, die Einspeisevergütung immer weiter zu reduzieren. Es gibt aber noch weitere Gründe, weshalb die Branche sich derzeit nach Alternativen zur EEG-Finanzie- rung umschaut. Erstens wurde mit dem Ausschreibungsmodell auch das Volumen der insgesamt förderbaren Nennleistung gedeckelt: Neue Anla- gen sollen nur noch so weit gefördert werden, dass im Jahr 2025 der Anteil erneuerbarer Energiequellen an der Stromproduktion 40 bis 45 Prozent beträgt. Mit einem aktuellen Anteil von rund 46 Prozent (siehe Grafik rechts) liegen wir schon heute tenden- ziell oberhalb des für 2025 ausgelob- ten Korridors. Zweitens ist nach 20 Jahren so oder so Schluss mit den Zu- schüssen. Entsprechend laufen dem- nächst die ersten Kraftwerke, die vom EEG profitierten, aus der Förderung. Direktvermarktung Eine Alternative zur EEG-Vergütung stellt die Direktvermarktung des produzierten Stroms dar. Am ehesten funktioniert das über langfristige privatwirtschaftlich geschlossene Abnahmeverträge, sogenannte Power Pur- chase Agreements (PPA). Erste Erfahrungen damit konnte zum Beispiel Baywa sammeln. Der Mischkonzern betreibt seit 2018 im spa- nischen Don Rodrigo nahe Sevilla einen So- larpark mit 175 Megawatt Leistung. Den hier produzierten Strom, der an knapp 100.000 Haushalte vor Ort geliefert wird, bekommt der Solarpark auf Basis eines über 15 Jahre laufenden PPAs mit dem norwegischen Ener- gieunternehmen Statkraft vergütet. Der Vorteil für den Betreiber besteht in der Zusicherung, dass der produzierte Strom zum vereinbarten Fixpreis abgenommen wird – ähnlich wie im Rahmen des EEG. Der Partner wiederum pro- fitiert davon, unabhängig von den auf dem freien Strommarkt stark schwankenden Prei- sen zu sein. Durch die Vereinbarung fester Abnahmepreise kann er langfristig planen. Die Beteiligten sind offenbar von der Zu- kunftsträchtigkeit des Modells überzeugt: Im August dieses Jahres war unweit dieses So- larparks Baubeginn für Don Rodrigo 2, ein weiteres Projekt mit PPA-Finanzierung. Die Umweltbank in Nürnberg hat ein Fremdkapitalprodukt entwickelt, das speziell auf PPAs abgestimmt ist. Kann der Projektie- rer eines deutschen Solarparks mit mindestens drei Megawatt Leistung ein PPA über mindes- tens fünf Jahre und mit einem hinreichend bonitätsstarken Partner vorweisen, bietet die Umweltbank einen hochgradig standardisier- ten Kreditvertrag an. Das hat den Vorteil, dass nicht mehr jede Anfrage individuell beurteilt werden muss, was sowohl der Bank als auch dem Projektierer viel Zeit spart. Allerdings kommt das Verfahren bisher nur für profes- sionelle Investoren in Frage, weil PPAs auch aus Sicht der Umweltbank ein größeres Risiko bergen als klassische EEG-Projekte mit fester Vergütung. Zudem kommt es einstweilen nur bei Solarprojekten zum Tragen. „Grid Parity“ Zur Finanzierung von Windenergie- projekten gibt es ebenfalls schon Er- fahrungen mit PPAs. WPD, ein Wind- parkpionier aus Bremen, hat im Som- mer das Management des Windparks Plouguin in der Bretagne übernom- men. Die damalige Juwi-Gruppe hatte den Zehn-Megawatt-Park 2004 in Betrieb genommen. Anders als in Deutschland läuft in Frankreich jedoch schon nach 15 Jahren die gesetzlich geregelte Vergütung aus, sodass Hand- lungsbedarf bestand. Kürzlich hat der Windpark ein PPA mit einem fran- Foto: © Bundesverband Erneuerbare Energien Simone Peter, Bundesverband Erneuerbare Energien: „Das EEG konnte den Klimaschutz voranbringen.“ Klarer Aufwärtstrend Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung Fast die Hälfte des in Deutschland erzeugten Stroms stammt aus erneuer- baren Energien wie Wasser, Wind und Sonne. Quelle: Fraunhofer ISE 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 2019 2015 2010 2005 2002 46,4 % 8,6 % Jährlicher Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung in Deutschland 4 » Wenn ab 2021 immer mehr Projekte aus der 20-jährigen EEG-Förderung laufen, dann können Power Purchase Agreements schnell an Volumen gewinnen. « Volker Malmen, Orsted Michael Ranft, Ranft Energie: „Mehr und mehr Geschäftsmodelle rechnen sich ohne Förderung.“ 212 www.fondsprofessionell.de | 4/2019 sachwerte I erneuerbare energien

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