FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019

zösischen Energieversorger geschlossen und bekommt nun eine vertraglich – aber nicht mehr staatlich – gesicherte Vergütung über den Direktvermarkter. „Ein PPA ist für ältere Windparks eines der interessantesten und zukunftsweisenden Vergütungsmodelle – so- wohl national als auch international“, schätzt Nils Brümmer, Geschäftsführer bei WPD Windmanager, das Instrument ein. „Das Marktvolumen von PPAs in Deutsch- land ist im europäischen Vergleich noch recht gering“, sagt Volker Malmen, Geschäftsführer von Orsted, einem Spezialisten für Offshore- Windenergie. „Wenn aber ab 2021 immer mehr Projekte aus der 20-jährigen EEG-För- derung laufen, dann können PPAs schnell an Volumen gewinnen.“ Dreh- und Angelpunkt, damit PPAs sich flächendeckend in der Praxis durchsetzen, sei die sogenannte Grid Parity, also die Gestehung von Grünstrom zu marktfähigen Kosten. „Davon sind wir nicht mehr weit entfernt“, sagt Malmen. Kein Allheilmittel Es gibt aber auch Stimmen, die grundsätzliche Kritik äußern. Ulrich Uhlenhut ist Vorstand von Wattner, einem Anbieter von Investments in deutsche Solarkraftwerke, die auch von Wattner selbst betrieben werden. Er verweist zum Beispiel auf das Kontrahentenrisiko. Spektakuläres Beispiel: Amerikas größter Energie- versorger PG&E musste im Januar dieses Jahres Insolvenz anmelden, weil ihm drohte, wegen des „Camp Fire“, Kaliforniens bisher verheerendster Waldbrand, in Haftung genommen zu werden. Damit standen auch alle von ihm übernommenen PPAs im Feuer und konnten über Nacht nicht mehr bedient werden. Weniger dramatisch, aber mitunter genauso existenziell kann ins Gewicht fallen, dass lang laufende Vertragsverpflichtungen das Rating eines Stromabnehmers („Offtaker“), der sich am Kapitalmarkt finanziert, empfindlich verschlechtern können. Hinzu kommt laut Uhlenhut: Ein Offtaker biete dem Produzen- ten zwar eine langfristige Preisstabilität. „Kei- ner sollte jedoch erwarten, dass wenn sich der Markt länger zu Ungunsten des Offtakers dreht, dieser nicht versuchen wird, den Strom- abnahmevertrag nachzuverhandeln.“ Wattner bereitet gerade seine neunte Ver- mögensanlage vor. Mit den geplanten zehn Millionen Euro des elf Jahre laufenden Nach- rangdarlehens wird in bereits bestehende und Strom produzierende Solarkraftwerke in Deutschland investiert. Voraussetzung ist, dass sie ihren Strom gemäß geltendem EEG ver- gütet bekommen – nicht etwa über PPAs. Die Anlagen sollen aus vorherigen Vermögensan- lagen von Wattner übernommen werden. Risi- ken, wie sie regelmäßig bei Projektentwick- lungen zu berücksichtigen sind, fallen also weg. Da Wattner die Anlagen selbst technisch und betriebswirtschaftlich betreut, liegen dem Haus alle Daten vor, um die Ertragskraft der Anlagen verlässlich einschätzen zu können. Neue Angebote Michael Ranft bietet derzeit ebenfalls ein Nachrangdarlehen an, über das Privatinvesto- ren in Solarkraftwerke investieren können (siehe auch „Sachwertradar“ Seite 224). Das können neben Bestands- auch neue Anlagen sein. Ranft ist im Hinblick auf eine Finanzie- rung über PPAs weniger rigoros als sein Kol- lege Uhlenhut. PPAs könnten seiner Einschät- zung nach zum Beispiel als Auffanglösung parallel zu einem Ausschreibungsverfahren aufgesetzt werden oder immer dann zum Ein- satz kommen, wenn sich auf Basis eines ein- fach gehaltenen Stromabnahmever- trags mit einem örtlichen Verbrau- cher bessere Konditionen erzielen lassen als mit dem EEG. Der Solarfondsanbieter HEP aus Güglingen nahe Heilbronn hat kürz- lich zwei Solarprojekte in den USA erworben und PPAs mit dem börsen- notierten Versorger Duke Energy ge- schlossen. Dieser wird künftig den Strom aus den beiden Anlagen für 6,1 beziehungsweise 6,4 US-Cent je Kilowattstunde erwerben. Das ent- spricht 5,5 respektive 5,8 Euro-Cent – und ist mehr, als die Kilowatt- stunde derzeit an der Strombörse in Leipzig kostet. TILMAN WELTHER | FP Foto: © Wattner; Orsted Ulrich Uhlenhut, Wattner: „Der Offtaker könnte versuchen, den Stromabnahmevertrag nachzuverhandeln.“ Volker Malmen, Orsted: „Das Marktvolumen von PPAs in Deutschland ist noch recht gering.“ » Power Purchase Agree- ments sind für ältere Wind- parks eines der interessante- sten Vergütungsmodelle. « Nils Brümmer, WPD Windmanager Die Sonne geht auf – und unter Platziertes Eigenkapital von Erneuerbare-Energien-Fonds Das Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) bedeutete 2013 einen tiefen Einschnitt im Beteiligungsmarkt. Quelle: Loipfinger (2002–2007, 2014–2017), Feri (2008–2013), k-mi (2018) 0 200 400 600 800 1.000 2018 2015 2010 2005 2002 Mio. Euro 432,2 Mio. 920,9 Mio. 53,2 Mio. Platziertes Eigenkapital von geschlossenen Fonds im Erneuerbare- Energien-Segment 2013: Einführung des KAGB 214 www.fondsprofessionell.de | 4/2019 sachwerte I erneuerbare energien

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