FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019

chen“, meint von Sydow und spricht damit auch für die Publikumsfonds. Sie fühlen sich in stabilen Wachstumsbranchen mit geringen wirtschaftlichen Schwankungen beispielswei- se in den Bereichen Gesundheit, Erziehung, Bildung und Nahrungsmittel oder auch im Dienstleistungssegment wohl. „Wir sehen bei Zielfonds häufig, dass durch die Expertise und das Kapital der Private-Equity-Fonds die bestehenden Geschäftsmodelle von Unter- nehmen gezielt auf eine neue technologische Ebene gehoben werden und mithilfe von Digitalisierung neue Umsatzquellen erschlos- sen werden“, erklärt Wealthcap-Chefin Volz. Nicht ohne Grund gilt bei Marble House „das Thema Digitalisierung zur Beimischung als aussichtsreich“. Kritisch gesehen werden Investitions- themen, die mit Blick auf Ethik und Nach- haltigkeit Bedenken aufwerfen. „Wir erwarten uns diesbezüglich in den etablierten Märkten Nordamerika und Europa eine erhöhte Sicherheit in politischer und wirtschaftlicher Hin- sicht, aber auch bei den Spezialthemen ESG, Social Impact oder Responsible Investments“, erklärt Derigo-Ge- schäftsführer Bauer. Renditehebel Mit Fremdkapital lassen sich die Erträge aufs eingesetzte Eigenkapital recht einfach steigern, zumal das bil- lige Geld einladend ist. Dieser Hebel wird in der Private-Equity-Industrie für gewöhnlich gern eingesetzt, insbe- sondere bei sehr großen Unternehmensüber- nahmen. „Allerdings ist die Zinsbelastung heute deutlich niedriger als vor einigen Jahren und speziell in der letzten Finanzkrise. Das heißt, dass der Puffer, die Zinsen auch bei Eintrübung der Geschäftslage zahlen zu kön- nen, heute spürbar größer ist“, so Volz. Dabei spielt sicher auch eine Rolle, dass die Banken vor allem bei Megadeals zurückhal- tender agieren. Möglicherweise deshalb woll- ten die beiden Finanzinvestoren Advent und Bain Capital den milliardenschweren deut- schen Lichthersteller Osram gemeinsam über- nehmen, was zunächst aber nicht gelang. In den kleineren Marktsegmenten ist die Fremd- kapitalquote deutlich geringer, folglich ist der Eigenkapitalanteil an der Gesamtfinanzierung der Unternehmenskäufe höher. „Gute Mana- ger verzichten auf einen übermäßigen Fremd- kapitalhebel, obwohl ausreichend Kredite von Banken und Private-Debt-Fonds verfügbar sind“, meint von Sydow. „Die Branche hat aus den Erfahrungen der Krise nach der Leh- man-Pleite gelernt“, ergänzt Schneider. Stabile Rendite Private-Equity-Fonds haben vergleichswei- se hohe Renditeziele. Je weniger Fremdkapital sie einsetzen, umso mehr müssen die Erträge und Wertsteigerungen aus dem operativen Geschäft kommen. Eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft PwC ergab, dass die meisten Investoren immer noch zu sehr auf Kostensenkungen als wesentliche Wertschöp- fungsquelle setzen. „Private-Equity-Firmen neigen dazu, zu zögerlich in Umsatzwachstum und in eine bessere Umsatz- und Gewinnqua- lität zu investieren“, sagt Steve Roberts, Leiter Private Equity bei PwC Deutschland. „Dafür müssten sie auch Veränderungen im Vertrieb und im Marketing ansetzen, wo ihnen mitun- ter Kompetenzen fehlen.“ Aufgrund der hohen Nachfrage können Exits im gegenwärtigen Marktumfeld sehr lukrativ sein. Gleichzeitig gestalten sich aber Reinvestitionen schwierig, weil das Angebot beschränkt ist. HQ-Capital-Geschäftsführer von Sydow: „Tatsächlich sind die Verkäufe in den letzten zwölf Monaten leicht zurückge- gangen, was auf unterschiedliche Preisvorstel- lungen der Käufer und Verkäufer hindeutet. Tendenziell dürfte mit etwas längeren Halte- perioden zu rechnen sein.“ Marble-House- Manager Schneider geht aber davon aus, dass sich die Laufzeiten der Fonds nicht verlängern werden. „Aus einem erfolgreichen Exit kommt die Hauptvergütung der Zielfondsma- nager“, sagt er. „Exits im planmäßigen Verlauf erhöhen dazu die IRR-Rendite des Fonds.“ Die Gesamtperformance der Bran- che hat sich, gemessen an der durch- schnittlichen Rendite, Preqin zufolge in den letzten zehn Jahren kaum ver- ändert. Allerdings stiegen die Renditen beim besten Viertel der Fonds (Top- quartil), während sie im schlechtesten Quartil gefallen sind. Wealthcap erin- nert daran, dass nach der Lehman- Pleite Fonds aufgelegt wurden, die dank der niedrigen Einstiegskurse im Mittel annualisiert 15 Prozent abwar- fen. Solche Ergebnisse sind für die aktuellen Fonds wohl unrealistisch. Mit Erträgen deutlich über dem Zins- niveau dürfen Investoren aber weiter- hin rechnen. ALEXANDER ENDLWEBER | FP Foto: © Wealthcap, BVT Werner Bauer, BVT: „Fonds besonders erfolgreicher Manager sind teilweise überzeichnet.“ Gabriele Volz, Wealthcap: „Die Zinsbelastung ist heute deutlich niedriger als früher.“ Überzeugende Ergebnisse Annualisierte Rendite (IRR) von Private-Equity-Fonds Ende 2018 Die Fondsrenditen sind im Gesamtmarkt stabil. Große Unterschiede gibt es zwischen dem Topquartil und den schlechtesten Fonds. Quelle: Preqin Annualisierte Rendite 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 10 Jahre 5 Jahre 3 Jahre 1 Jahr Private Equity gesamt Buyout Venture Capital Dachfonds 220 www.fondsprofessionell.de | 4/2019 sachwerte I private equity

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