FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019
Foto: © MaxCab | stock.adobe.com A ls die ersten Maklerpools entstanden, ging es vor allem um Einkaufsmacht: Wenn Dutzende Vermittler gemeinsam auf eine Depotbank oder Fondsgesellschaft zugehen, dürfen sie mit besseren Konditionen rechnen. Heute ist ein Pool längst mehr als ein Großhändler. Er bietet beispielsweise Bera- tungssoftware, ohne die der einzelne Vermitt- ler sein Geschäft kaum noch gesetzeskonform abwickeln könnte. Überhaupt darf der Mak- lerpool in Regulierungsfragen als Ansprech- partner Nummer eins gelten – der Einzel- kämpfer wäre angesichts der Vorgaben aus Brüssel und Berlin schnell überfordert. Viele Pools verstehen sich außerdem als Rundum-sorglos-Plattform: Sie bieten nicht nur den Zugang zu Hunderten Fonds, sondern auch Analysetools sowie Markt- und Produkt- research, damit die Berater die Angebotsviel- falt sinnvoll nutzen können. Doch wie kann eine solche Unterstützung konkret aussehen? Um das in Erfahrung zu bringen, hat FONDS professionell Maklerpools mit großem Invest- mentgeschäft gebeten, Beispielportfolios für einen Musterkunden zu konstruieren. Sechs Marktteilnehmer kamen dieser Bitte nach. Der fiktive Fall: Ein Vermittler bittet seinen Pool, ihm bei der Konstruktion eines Portfo- lios für einen Kunden zu helfen, der 250.000 Euro aus einer Erbschaft langfristig anzulegen hat. Der Mandant hält Schwankungen in sei- nem Depot aus, mehr als 30 Prozent soll der zwischenzeitliche Verlust möglichst aber nicht betragen (siehe Kasten nächste Seite). Wie könnte ein solches Portfolio aussehen, wenn der Kunde aktive Fonds möchte? Wie sähe ein sinnvoll bestücktes ETF-Depot aus? Und was wäre die Lösung, wenn der Klient darauf Wert legt, dass die Fonds nachhaltig verwaltet werden? Die Beispielportfolios fin- den Sie auf den folgenden Seiten. Für Fondsnet hat Michael Weisz, im Invest- mentteam des Pools für Anlagestrategien zu- ständig, die Depots entworfen. Für das erste Portfolio greift er zu Mischfonds, deren Ma- nager die Asset Allocation aktiv steuern, also selbst auf Marktveränderungen reagieren. „Damit entsteht ein möglichst geringer Trans- aktionsaufwand beim Kunden“, so Weisz. Geht es um die Fondsselektion, stützt sich Weisz zunächst auf ein quantitatives Research, das Fondsnet bereits vor elf Jahren eingeführt hat. Dem schließt sich eine qualitative Analy- se an, zu der auch Interviews mit Portfolio- managern gehören. „Wir suchen Fondsmana- ger, die über mehrere Marktphasen hinweg bewiesen haben, dass sie eine konsistente Leistung erbringen“, sagt er. „Ein stabiler, nachvollziehbarer Investmentprozess und pro- fessionelles Risikomanagement spielen eben- so eine Rolle wie die Servicequalität des An- bieters oder die Kostenstruktur des Produkts.“ Bei der Portfoliokonstruktion achtet Weisz auf eine große Diversifikation (siehe auch die Erläuterungen zum aktiven Fondsnet-Depot auf Seite 272). Dabei hilft das hauseigene Softwaretool „Portfolio Builder“. Zum Einsatz kommt außerdem der „Portfolio Planner“, mit dem die mögliche Vermögensentwicklung über die gewünschte Laufzeit simuliert wer- den kann. Schließlich soll das Beispieldepot höchstens 30 Prozent an Wert verlieren. Der Musterkunde wurde der Risikoklasse SRRI 5 zugeordnet. Mit Fonds dieser Kategorie wird der maximale Verlust laut Simulation mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht überschritten. Garantiert werden kann das natürlich nicht. Deshalb baut Weisz einige Fonds mit niedri- gerer SRRI-Klasse ein – quasi als Puffer. Diversifikation im Fokus Auch Sasa Perovic, Leiter Fonds- und Markt-Research bei Netfonds aus Hamburg, setzt bei der Portfoliokonstruktion auf haus- interne Optimierungssysteme. Bei der Selek- tion der Einzelfonds bedient er sich der Net- fonds-Empfehlungsliste, ergänzt um frei aus- gewählte Fonds, basierend auf einer quantita- tiven und qualitativen Analyse. „Im Kern der Optimierung steht nicht die klassische Hoch- rechnung, sondern die sinnvolle Diversifika- tion, die insbesondere über stabile Korrelatio- nen erreicht werden soll“, betont Perovic. FONDS professionell hat Maklerpools gebeten, Beispielportfolios für einen konkreten Kunden zu konstruieren. Die Ergebnisse fallen höchst unterschiedlich aus. Vielerlei Muster Blümchen oder Karo, Streifen oder Punkte? Eine Patchwork-Decke wie dieser Quilt lebt von der Vielfalt. Ähnlich ist es in der Anlageberatung: Welches Fondsportfolio ein Kunde bekommt, hängt erheblich von seinem Berater ab. » Wir suchen Fondsmanager, die über mehrere Marktphasen hinweg bewiesen haben, dass sie eine konsistente Leistung erbringen. « Michael Weisz, Fondsnet 268 www.fondsprofessionell.de | 4/2019 vertrieb & praxis I maklerpools
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