FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019
uns im hiesigen Markt eine große Einstiegs- chance. Denn zu den Stärken unseres Hauses zählen Stabilität und Zuverlässigkeit. Können Sie den Hintergrund bitte erläu- tern? Aufgrund der strikteren Regulierung und der Compliance-Vorschriften schränken Fonds- selektoren deutlich die Zahl der Produktan- bieter ein, mit denen sie zusammenarbeiten. Statt bislang 60 bis 70 Häuser kommen nur noch 15 bis 20 in die engere Auswahl. In die- sen Kreis gelangen Unternehmen, die nicht über Nacht ihre Strukturen ändern. Da können wir definitiv punkten. Ich höre immer wieder von einer Frustration der Kunden, wenn Asset Manager etwa wegen Übernahmen mehr mit sich selbst beschäftigt sind als mit den Belangen ihrer Klienten. Mit einem kann Ihr Haus aber nicht dienen: mit bekannten Fondslenkern, die im Vertrieb ziehen. Gewiss gibt es sehr talentierte Manager. Aber das Starmanager-System weist Nach- teile auf. Manager ziehen sich in den Ruhe- stand zurück oder wechseln das Unterneh- men, manchmal auch überraschend. Sie können erkranken oder eine schwere per- sönliche Phase durchleben, etwa eine Scheidung. Der Erfolg steigt und fällt in die- sem System mit dem Schicksal einer Person. Daher haben wir ein eigenes System, das Capital-System, entwickelt, bei dem mehrere Portfoliomanager einen Fonds lenken. Jeder steuert seinen Teil zwar autonom, zusammen- genommen bietet dieses Modell aber die Vor- teile eines Teamansatzes, verhindert Störun- gen bei Wechseln der Manager und erzeugt widerstandsfähige Portfolios. Während Star- manager häufig wechseln, ist die Fluktuation bei uns gering – die durchschnittliche Be- triebszugehörigkeit unserer Portfoliomanager beträgt 22 Jahre. Im europäischen Retailmarkt sind be- sonders Mischfonds gefragt. Wie wollen Sie als Aktien- und Anleihenhaus hier Boden gutmachen? Auch Multi-Asset-Fonds zählen zu unse- rem Sortiment. Diese liefern hervorragen- de Ergebnisse. Hierbei verschmelzen beide Seiten unseres Hauses, aktives Aktien- und Anleihenmanagement, zu einer perfekten Kombination. Unser Multi-Manager-An- satz kann gerade bei Mischfonds seine volle Stärke ausspielen. Die beiden Mul- ti-Asset-Produkte unserer Luxemburger Palette verzeichnen dementsprechend einen wachsenden Zuspruch. Aktive Fondsmanager stehen auch durch die Konkurrenz passiver Produk- te unter Druck. Die Preise sinken, die Kosten steigen. Ist ein Wachstum, das letztendlich den Aufwand einspielt, in diesem Umfeld möglich? Gewiss, all diese Faktoren beeinflussen die Branche. Wir sind aber davon überzeugt, dass es genug Raum für aktive Manager gibt, die über einen Marktzyklus hinweg überragende Investmentergebnisse erzie- len. Wir haben bewiesen, dass wir das kön- nen. Gerade in Europa und Asien beobachten wir keinerlei abnehmende Nachfrage. Im Ge- genteil: Das Interesse ist groß und wir sehen gute Perspektiven, hier wachsen zu können. Aktiv schlägt also nach wie vor passiv? Wir sagen nicht, dass aktiv immer und überall besser ist als passiv. Wir verteidigen nicht die gesamte aktive Branche. Allerdings haben wir die Eckpfeiler der Debatte verinnerlicht. Tat- sächlich können passive Angebote in man- chen Feldern bessere Ergebnisse für die Inves- toren erzielen als aktive Manager. Wenn End- anleger, die ansonsten viel Geld auf dem Kon- to horten würden, sich davon überzeugen lassen, per Indexfonds mit einem sehr lang- fristigen Horizont in die weltweiten Aktien- märkte zu investieren, dann sehen wir darin gar kein Problem. Wenn der Anleger und sein Berater in der Folge ausloten wollen, was sie über die Indexrendite hinaus noch erreichen könnten, dann ist unsere Zeit gekommen. Denn unser Haus kann erwie- senermaßen eine Mehrrendite erzielen. Wird Ihr Haus ETFs auflegen? Nein, das werden wir nicht tun. Wir wissen genau, was wir gut können. Und das ist ein überraschend konservatives Konzept. Hamish Forsyth: „Gewiss gibt es sehr talentierte Manager. Aber das Starmanager-System weist Nachteile auf. Manager ziehen sich in den Ruhestand zurück oder wechseln das Unternehmen, manchmal auch überraschend.“ » Wir sagen nicht, dass aktiv immer und überall besser ist als passiv. Wir verteidigen nicht die gesamte aktive Branche. « Hamish Forsyth, Capital Group Foto: © Axel Gaube Capital Group • Gegründet: 1931 • Mitarbeiter: mehr als 7.000 • Verwaltetes Vermögen: 1,9 Billionen US-Dollar (per 30.6.2019) • Struktur: Die Capital Group gehört den Mitarbeitern. Neben Fondsmanagern zählen auch erfahrene Analysten und lang- jährige Vertriebsmitarbeiter zu den Eigentümern. Der Hinter- gedanke des Gründers Jonathan Bell Lovelace war: Wenn man gute Mitarbeiter halten will, muss man sie auch am Unternehmen beteiligen. vertrieb & praxis I hamish forsyth | capital group 316 www.fondsprofessionell.de | 4/2019
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