FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019

Foto: © Günter Menzl B eim britischen Vermögensverwal- ter Jupiter hat ein neues Manage- ment die Ärmel hochgekrempelt. Seit Kurzem ist Andrew Formica – ehe- maliger Co-Chef beim großen Konkur- renten Janus-Henderson – Vorstandsvor- sitzender. Der neue Wind, den der lebhaf- te Australier bringt, ist deutlich spürbar. Zum Beispiel bekommen die Län- derverantwortlichen mehr Autonomie. Außerdem trifft man in der Branche wohl selten einen Vorstandschef, der so unab- lässig die Leistungen einzelner Fonds- manager namentlich herausstreicht. Aus Platzgründen konnten im Folgenden nicht alle wiedergegeben werden, aber die Botschaft ist klar: Aktives Management gelingt nur, wenn Investoren Portfoliomanagern vertrauen – ge- rade wenn es um kontroversielle Meinungen geht. Die Redaktion traf Formica in Wien. Herr Formica, Sie sind seit gut einem halben Jahr bei Jupiter. Sind Sie noch mit Begeisterung dabei? Andrew Formica: Ja, natürlich! Jupiter war ein starker Wettbewerber, den ich schon davor bewundert habe. Ich mag es, dass das Unter- nehmen kleiner ist als das frühere. Die Leute sind nicht nur sehr sympathisch, sie haben auch eine hohe Bereitschaft für Veränderun- gen. Jedes Unternehmen in unserer Branche muss sich derzeit der Frage der Positionierung stellen. Wir sehen eine Welt, in der es nur um Größe zu gehen scheint. Manche stellen in Frage, ob Jupiter überleben kann. Meine Antwort ist: „Absolut!“ Groß bedeutet nicht, dass man automatisch die Kundenbedürfnisse trifft oder die regulatorischen Erfordernisse. Kleinere Firmen können in Wirklichkeit recht wendig sein. Dem steht gegenüber, dass Sie den Ruf eines „Dealmakers“ genießen. Die „Financial Times“ weist ja in jedem Artikel darauf hin. Bei Henderson haben Sie viele Übernahmen getätigt. Wollen Sie Jupiter wirklich so klein halten? Formica: Sie glauben doch nicht, was Sie in der Zeitung lesen! (Lacht.) Aber im Ernst: Ich denke, hier findet eine unfaire Charakterisie- rung meines Hintergrunds statt. Was die Leute vergessen: Henderson und Jupiter sind sehr, sehr unterschiedlich. Bei Jupiter arbeiten halb so viele Menschen wie damals bei Henderson. Henderson hatte Private Equity und Immo- bilien und einen Versicherungskunden, auf den allein ein Drittel der Assets entfielen; eine komplexe Beziehung. Die Profitabilität war signifikant kleiner. Und dann wurde das Un- ternehmen noch von der Finanzkrise getrof- fen. Wir waren zu Übernahmen gezwungen. Jupiter ist das genaue Gegenteil. Warum? Formica: Es ist ein sehr schlankes Business, das sich auf wenige Dinge konzentriert, die man sehr gut kann. Wir haben eine schmalere Produktpalette und setzen auf High Convic- tion und ein wirklich klares Commitment zum Kunden. Wir leben in einer Zeit, in der Kom- plexität Gesellschaften umbringen kann. Wenn gerade Wendigkeit deine Stärke ist, solltest du keine Übernahmen machen, die dich nur verlangsamen. Was Sie aber von uns erwarten sollten: Wir werden weiter versuchen, Talente anzuheuern oder vielleicht eine kleine Boutique zu kaufen. Was, wenn wir Talib Sheikh (2018 von J.P. Morgan AM abgeworben, Anm. d. Red.) noch einmal haben könn- ten, samt Team, Assets und Track Re- cord? Großübernahmen stehen aber nicht auf unserer Agenda. Auch nicht in den USA, wo Jupiter kein Onshore-Geschäft hat? Formica: Sicher machen wir etwas in den USA. Aber das wäre eher institutionelles Ge- schäft, nur ein paar Leute, die unsere Produkte repräsentieren. Nehmen Sie unseren Global- Fixed-Income-Spezialisten Ariel Bezalel: Sei- ne Ansichten sind herausragend, seine Perfor- mance ist eine der besten weltweit. Wir schla- gen die Pimcos der Welt hier in Europa. War- um sollen wir es nicht in deren Heimmarkt mit ihnen aufnehmen? Wir sind dafür bereit. Sie wollen das institutionelle Geschäft ja allgemein ausbauen. Wo steht Jupiter, und wo soll es hin? Formica: Unser institutionelles Geschäft macht derzeit nur zehn Prozent aus. Ich strebe in den kommenden drei bis fünf Jahren unge- fähr 25 Prozent an. Die jüngst rekrutierten Portfoliomanager – Talib Sheikh, Mark Ni- chols, Mark Heslop oder Alejandro Arevalo – kennen nicht nur das Retailsegment, sondern haben einen starken institutionellen Hinter- grund. Das gibt uns die Chance, dieses Ge- schäft auszubauen. Wir haben außerdem in den vergangenen Jahren viel in unsere Syste- me und Technologie investiert, sodass wir segregierte Mandate nun einfach betreuen können. Es gibt noch ein bisschen zu tun, aber wir sind sehr nah daran, dass wir eine große Zahl institutioneller Kunden bedienen können. Das hatten wir vor sechs, sieben Jahren nicht. „Wir sind sehr demütig, we » Wenn gerade Wendigkeit deine Stärke ist, solltest du keine Übernahmen machen, die dich nur verlangsamen. « Andrew Formica, Jupiter CEO Andrew Formica, CEO von Jupiter, und Karl Banyai, Jupiter-Chef Deutschland und Österreich, beim Interview. Andrew Formica hatte über ein Dutzend globaler Angebote, Chef einer Fondsgesellschaft zu werden. Im Gespräch mit FONDS professionell erzählt er, warum er Jupiter gewählt hat. Gemeinsam mit Karl Banyai, dem neuen Verantwortlichen für Deutschland und Österreich, spricht er über die Ziele des Fondsanbieters. vertrieb & praxis I andrew formica | jupiter 326 www.fondsprofessionell.de | 4/2019

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