FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019
gewonnen, investieren sie auch in andere, teurere Produkte, so die Hoffnung. Hinzu kommt: Im Asset Management macht die Masse das Geschäft. Skaleneffekte lassen sich bei steigendem Volumen umsetzen. In der Folge regiere ein aggressiver Preiswettbewerb, so Hübner. Breitseite abgefeuert So erstaunt es nicht, dass Vanguard die neue Rabattrunde im Oktober 2019 mit einer Kampfansage verknüpfte. „Es ist höchste Zeit, dass Anlageprodukte für Anleger günstiger und weniger komplex werden“, sagt Sean Ha- gerty, der Europachef des Indexfondsgigan- ten. Die Gesellschaft forcierte vor zwei Jahren ihr Engagement auf demAlten Kontinent und listete die ersten ETFs auch an der Frankfurter Börse. „Nach wie vor wird fälschlicherweise angenommen, dass teurere Anlagen auch eine bessere Wertentwicklung mit sich bringen“, so Hagerty. „Tatsächlich ist es jedoch so, dass jeder gezahlte Euro an Gebühren den Anlage- ertrag um einen Euro schmälert. Anleger kön- nen zwar nicht die Märkte kontrollieren, wohl aber die Gebühren, die sie zahlen.“ Diese Breitseite zielt auf die klassischen Spieler – und kommt an. „Auch bei aktiven Fonds sind die Gebühren in Bewegung ge- kommen“, resümiert Unternehmensberater Hübner. Die Gesellschaften scheuen zwar da- vor zurück, bei etablierten Vehikeln die Preise zu senken. „Die Anbieter versuchen verständ- licherweise, ihre bestehenden Produkte nicht zu kannibalisieren“, erläutert der Branchen- kenner. Bei neuen Ansätzen und Strategien können die Asset Manager es jedoch kaum vermeiden, günstigere Kosten anzusetzen. „Aus den Vertriebskanälen kommen klare Signale, dass höhere Gebühren nicht mehr so leicht durchsetzbar sind“, betont Hübner. Doch auch bei bestehenden Fonds lassen sich einige Anbieter eingedenk der Gemenge- lage nunmehr auf Neuerungen ein. So hat das britische Traditionshaus M&G die Gebühren- ordnung für seine britische Palette per August 2019 umgestellt. M&G räumt eine Art „Men- genrabatt“ ein: Bei Portfolios mit mehr als einer Milliarde Pfund an verwaltetem Vermö- gen sinkt die Jahresgebühr um 0,02 Prozent- punkte. Für jede weitere Milliarde Volumen ermäßigt sich die Gebühr um weitere 0,02 Prozentpunkte. Die Rabattstaffelung reicht bis zu einem Volumen von sechs Milliarden Pfund und einer Ermäßigung um 0,12 Pro- zentpunkte. Der Mengenrabatt kommt M&G zufolge für zwölf der in Großbritannien ange- siedelten Fonds infrage. Dies entspreche zwar nur jedem vierten Portfolio im Sortiment, die- se machen aber fast 63 Prozent des Volumens der gesamten britischen Palette aus. Mengenrabatt im Trend Darüber hinaus fasst das Haus die meisten einzelnen Aufwendungen zu einer einheitli- chen Jahresgebühr zusammen. Abgesehen von den Transaktions- sowie außerordentli- chen Rechts- und Steuerkosten deckt die neue Pauschale alle bisherigen Einzelposten ab. Dazu zählen beispielsweise die Verwaltungs- und Verwahrstellengebühren oder die Auf- wendungen für Wirtschaftsprüfer. „Je größer ein Fonds wird, desto weniger zahlen die Kunden“, erläutert Jonathan Will- cocks, der bei M&G den weltweiten Vertrieb leitet, das Modell. Der Hauptgrund für die neue Gebührensatzung sei, die Kosten für die Kunden verständlicher zu machen. Branchen- beobachter halten den Schritt zwar für richtig, manche kritisieren jedoch, dass das Haus noch weiter hätte gehen können. Die Rabatte fielen nur gering aus. M&G selbst hebt her- vor, dass die einheitliche Jahresgebühr und die Ermäßigung bei hohen Vermögen keine durchgängige Gebührensenkung darstellt. Foto: © Vanguard Sean Hagerty, Vanguard: „Es ist höchste Zeit, dass Anlageprodukte günstiger und weniger komplex werden.“ » Anleger können zwar nicht die Märkte kontrollieren, wohl aber die Gebühren, die sie zahlen. « Sean Hagerty, Vanguard Masse macht’s günstig Laufende Kosten von Ucits-Fonds nach einfachem sowie volumengewichtetem Schnitt Der Blick auf den volumengewichteten Kostenschnitt zeigt, dass mehr Vermögen in günstigeren Fonds liegt. Auch aus dieser Warte sanken die Gebühren in den vergangenen Jahren deutlich – nur bei den Mischfonds nicht. Hier verharren die Anleger in relativ teuren Vehikeln. Quelle: ICI Global 0,0 % 0,5 % 1,0 % 2,0 % 2018 2017 2016 2015 2014 2013 1,49 % 1,73 % 1,25 % 1,51 % Einfacher Kostenschnitt Volumengewichteter Schnitt A Aktien 2018 2017 2016 2015 2014 2013 1,45 % 1,72 % 1,43 % 1,51 % Einfacher Kostenschnitt Volumengewichteter Schnitt Mischfonds 0 2018 2017 2016 2015 2014 2013 0,98 % 1,12 % 0,79 % 1,04 % Einfacher Kostenschnitt Volumengewichteter Schnitt Anleihen 334 www.fondsprofessionell.de | 4/2019 vertrieb & praxis I kostenstudien
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