FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019

Andere Gesellschaften haben bei steigen- dem Fondsvolumen ebenfalls die Gebühren gesenkt, so etwa der Vermögensverwalter Eyb & Wallwitz bei seinen Phaidros-Fonds oder bereits im Jahr 2015 J.P. Morgan Asset Management. Perfektioniert hat das Modell, Skaleneffekte an Anleger weiterzugeben, jedoch der Indexfondspionier Vanguard. Das Unternehmen gehört den in den USA behei- mateten Fonds. Übersteigen die Gebührenein- nahmen die Kosten, fließen Überschüsse an die Portfolios und damit an die Anteilseigner zurück. Für die europäische Palette ist dieses Eigentümerkonstrukt jedoch nicht zulässig. Nicht überall scheint der Druck zu solchen Innovationen hoch genug. Den klassischen Anbietern bleibt etwa in Europa ein Hort für höhere Einnahmen: die gerade hierzulande beliebten Mischfonds. So zeigt die Auswer- tung von ICI Global, dass in diesem Segment nach Volumen gewichtet die laufenden Kos- ten seit 2013 weitgehend stabil blieben. Das meiste Geld liegt hier also in teureren Fonds. Hort der hohen Gebühren Dies deckt sich mit den Ergebnissen einer Morningstar-Untersuchung. Die Fondsana- lysten untersuchen alle zwei Jahre für 26 Fondsmärkte weltweit die Entwicklung der Gebühren. Ihr Fazit: Die günstigsten Produkte erhalten Anleger in den USA, den Nieder- landen und Australien. Deutschland hingegen schneidet unterdurchschnittlich ab. Dies liegt vor allem an den Mischfondspreisen, während bei Aktien und Anleihen der Standort im Mittelfeld liegt. Der österreichische Markt blieb bei der Studie unberücksichtigt. Neben dem Konkurrenzdruck machen die Morningstar-Autoren als wichtigen Treiber für fallende Fondskosten zudem die striktere Re- gulierung aus. Vor allem in den Niederlanden und Großbritannien seien die Kosten deutlich zurückgegangen, seit dort Provisionen ver- boten sind. „Allerdings ist nach wie vor ein guter Teil der Bestände in teuren Fonds inves- tiert, bei denen Kickbacks anfallen. Verände- rungen sind also auch in den anlegerfreund- lichen Märkten nur gradueller Natur“, halten die Analysten fest. Branchenkenner Hübner zeigt sich jedoch überzeugt, dass die Preisspirale weiter abwärts zeigt. „Meines Erachtens ist der Boden noch nicht erreicht“, sagt der Experte. „Es besteht noch Raum nach unten – und es wird zu wei- teren Kostensenkungsrunden kommen.“ SEBASTIAN ERTINGER | FP Foto: © Oliver Wyman; M&G Jonathan Willcocks, M&G: „Je größer ein Fonds wird, desto weniger zahlen die Kunden.“ Matthias Hübner, Oliver Wyman: „Höhere Gebühren sind nicht mehr so leicht durchsetzbar.“ » Es besteht noch Raum nach unten – und es wird zu weiteren Kostensenkungsrunden kommen. « Matthias Hübner, Oliver Wyman Rabattierte Neuware Durchschnittliche laufende Kosten neuer und aufgelöster Publikumsfonds in Europa Anleger schichten ihr Geld in günstigere Produkte um. Die Anbieter reagieren auf diese Entwicklung. Neu aufgelegte Fonds sind in Europa im Schnitt günstiger als liquidierte oder fusionierte Vehikel. Quelle: ICI Global 0,0 % 0,5 % 1,0 % 1,5 % 2,0 % 2018 2017 2016 2015 2014 2013 1,59 % 1,94 % 1,21 % 1,72 % Aufgelöste oder verschmolzene Fonds Neu aufgelegte Fonds Aktienfonds 1 0,0 % 0,5 % 1,0 % 1,5 % 2,0 % 2018 2017 2016 2015 2014 2013 1,17 % 1,26 % 0,91 % 1,12 % Aufgelöste oder verschmolzene Fonds Neu aufgelegte Fonds Anleihenfonds 1 Thomas Mertz und Paul Jakubowski von Vanguard erläutern, warum auch ein Investment mit ETFs stets aktive Entscheidungen erfordert. Anmeldung: www.fondsprofessionell.de MANNHEIM, 29. + 30. JAN. 2020 336 www.fondsprofessionell.de | 4/2019 vertrieb & praxis I kostenstudien

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