FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019
Foto: © Jose Poblete J .P. Morgan Chase gehört mit einer Bilanzsumme von rund 2,6 Billio- nen US-Dollar zu den größten Ban- ken der Welt. Das Institut, das weltweit über 255.000 Mitarbeiter beschäftigt, ist auf Wachstum getrimmt. Dies gilt auch für den Geschäftsbereich Private Bank, der sich um die Betreuung sehr vermö- gender Privatanleger kümmert und in Deutschland von Håkan Strängh geleitet wird. FONDS professionell traf den gebürtigen Schweden in seinem Frank- furter Büro zum Interview. Herr Strängh, J.P. Morgan Chase ist hierzulande vor allem als amerikani- sche Investmentbank bekannt. Wel- che Bankgeschäfte betreibt Ihr Haus in Deutschland? Auf welchen Geschäfts- feldern liegt Ihr Fokus? Håkan Strängh: Unser Team ist hier für die Aktivitäten der J.P. Morgan Private Bank zuständig, ich persönlich verantworte den Geschäftsbereich in Deutschland seit zehn Jahren. Wir betreuen sehr vermögende Privat- personen, Familien oder Stiftungen. Die Private Bank besitzt eine lange Historie, sie ist seit Gründung von J.P. Morgan im Jahr 1895 ein wichtiger Bestandteil unseres Insti- tuts. J.P. Morgan ist in Frankfurt neben dem genannten Investmentbanking und demAsset und Wealth Management auch mit den Berei- chen Commercial Banking, Wholesale Pay- ments, Markets, Securities Services und dem Corporate Banking vertreten. Die Bank unter- stützt Kunden bei der täglichen Abwicklung des Zahlungsverkehrs, beim Risiko-, Wäh- rungs- oder Liquiditätsmanagement, arrangiert Finanzierungen und bietet eine der größten Verwahrstellen in Deutschland. Sie konzentrieren sich in Deutschland auf die sehr reichen Kunden. Hierzulan- de bieten viele Institute Private Banking bereits für Kunden ab einer Million Euro anlagefähigem Vermögen an. Ge- hört diese Klientel auch zu Ihrer Ziel- gruppe? Nein, in Deutschland fokussieren wir uns auf das Topsegment und wachsen in der Regel durch Liquiditätsereignisse. Da gibt es bei- spielsweise eine Veränderung in einer Familie, entweder durch eine Erbschaft oder einen Unternehmensverkauf. Wir wollen unser Pri- vatbankgeschäft hierzulande weiter ausbauen. In Deutschland gibt es viele wohlhabende Familien, deren Beziehungen zu ihren Banken bereits seit Jahrzehnten und über Genera- tionen bestehen, aber auch in solchen Fällen gewinnen wir Mandate. Ab welcher Größenordnung werden „Liquiditätsereignisse“ für Sie inter- essant? Wir fokussieren uns auf liquiditätsgetrie- bene Events von 100 Millionen Euro auf- wärts. Ich möchte Ihnen eine Beispiel- rechnung aufmachen: Beim Verkauf einer Unternehmensbeteiligung, die in einer GmbH gehalten wird, fallen rund 25 Pro- zent Steuern an, anschließend wird rund ein Drittel in Immobilien investiert und ein Drittel an Liquidität gehalten. Bei einem Verkaufserlös von 100 Millionen bleiben dann 25 Millionen für andere Anlagegeschäfte übrig. Diese Größe von 25 Millionen Euro streben wir auch als Mandatsvolumen an. Wir wissen, dass wir beweisen müssen, dass wir es wert sind, als „Trusted Advisor“ auftreten zu können. Wir wissen auch, dass dies Zeit braucht. Un- ser „First Funding Minimum“ beträgt zehn Millionen Euro. Wir streben dann jedoch in- nerhalb von ein bis zwei Jahren an, einen grö- ßeren Teil des Vermögens zu betreuen und für die Familie als „Trusted Advisor“ zu arbeiten. Sie bauen derzeit den Bereich Wealth Management aus. Auch die Deutsche Bank und BNP Paribas möchten in die- sem Segment wachsen. Ist der deutsche Markt an Superreichen groß genug für diese Vielzahl an Spielern? Kommt Ihr Haus da nicht etwas zu spät? In den vergangenen zehn Jahren hat sich in Deutschland die Einstellung der Ultra High Networth Individuals (UHNWI) etwas ver- ändert. Vor der Finanzkrise lagen große Ver- mögen traditionell bei ein bis zwei deutschen Banken und vielleicht zusätzlich ein oder zwei Schweizer Instituten. Mittlerweile sind die Familien zunehmend offen für ein drittes Standbein. Zweifelsohne ist die Vermögens- verwaltung hoch kostenintensiv geworden. Durch Produkte wie Hedgefonds, Private Equity oder auch ETFs wird die Verwaltung » Wenn ich in meiner Position keinen Kundenkontakt mehr hätte, würde ich mir einen anderen Job suchen. « Håkan Strängh, J.P. Morgan Private Bank „Wir wachsen um 30 Håkan Strängh, Leiter der J.P. Morgan Private Bank in Deutschland, über die Aufstellung seines Geschäftsbereichs, die Gewinnung neuer, hochvermögender Kunden, den Wunsch nach mehr Frauen im Beraterteam und die Frage, wie sich deutsche von amerikanischen Superreichen unterscheiden. Håkan Strängh Håkan Strängh leitet seit 2009 im Rang eines Mana- ging Directors die Private Bank von J.P. Morgan in Deutschland. Davor war er 16 Jahre bei Goldman Sachs in Frankfurt beschäftigt, wo er unter anderem die Betreuung größerer Privatvermögen aufbaute. Vor seiner Zeit bei Goldman arbeitete Strängh für SG War- burg und Sanford C. Bernstein in Frankfurt und Lon- don. Sein Studium der Betriebswirtschaftslehre und Finanzen absolvierte er in seinem Heimatland Schwe- den an der Universität Stockholm. bank & fonds I håkan strängh | j.p. morgan private bank 362 www.fondsprofessionell.de | 4/2019
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