FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019

Foto: © Manfred Herpolsheimer D er Song „Despacito“ machte den Sän- ger Luis Fonsi über Nacht weltweit berühmt. Mit rund 6,4 Milliarden Auf- rufen ist das Video auf der Plattform Youtube der meistgesehene Beitrag aller Zeiten. An die- se Klickzahl kommt der ehemalige Sparkas- senvorstand Manfred Herpolsheimer mit sei- nem Youtube-Kanal „Money Manni“ noch nicht heran: Er liegt bei knapp 2.000 Abon- nenten und rund 21.000 Klicks. Das mag da- ran liegen, dass seine Themen etwas steifer rü- berkommen als die Tänze in „Despacito“. Auf seinem Kanal erklärt Herpolsheimer Begriffe aus der Wirtschafts- und Finanzwelt. In rund zehn bis 15 Minuten langen Videos beschäftigt er sich mit Fragen wie „Wieso sind die Zinsen so niedrig?“ oder „Mein Bankberater hat mir ETFs empfohlen – ist das sinnvoll?“. Bisheri- ger Renner mit rund 4.300 Zugriffen ist der Beitrag „Immobilienerwerb: Ja oder Nein?“. Nur das Video, indemMoney Manni sich erst- mals selbst dem Publikum vorstellt, hat mit rund 8.500 Aufrufen mehr Klicks. Motivation „In vielen Gesprächen mit jungen Erwach- senen merkte ich deutlich, dass diesen oftmals grundlegende Zusammenhänge und Begriffe aus der Wirtschafts- und Finanzwelt nicht ge- läufig sind – obwohl die jungen Leute gebil- det sind und hochkomplexe Fächer studieren“, sagt Herpolsheimer. Daraufhin ermutigten ihn seine Kinder, beide Mitte 20, diese Themen in einfachen Worten auf Youtube zu erklären. Rund um das graue Sofa im Keller des Wohn- hauses richtete die Familie ein kleines Studio ein. Die Filmausrüstung war bereits vorhan- den, da der Nachwuchs eine eigene Werbe- agentur betreibt. Money Manni produziert aktuell jede Woche ein Video: Gedreht wird am Sonntag, am Montag wird der Beitrag geschnitten und am Dienstag veröffentlicht. Mit ruhiger, tiefer Stimme erklärt der 65- Jährige dem Laien unaufgeregt Fachbegriffe aus der Bankenwelt. Grafiken, die das Gesag- te visualisieren, lockern die Beiträge auf. Bei seinen Erläuterungen hebt der ehemalige Manager auch schon mal den Zeigefinger, klingt dabei aber nie oberlehrerhaft. Das scheint anzukommen: Laut eigener Aussage erreicht Herpolsheimer viele Zuschauer, die älter als die ursprünglich anvisierte Zielgruppe der Unter-30-Jährigen sind. „Die Nachfrage, Themen aus der Finanz- und Wirtschaftswelt alltagstauglich zu erklären, ist riesig“, so der Ex-Sparkassenchef. Herpolsheimer stützt sich auf einen fundier- ten bankfachlichen Hintergrund. Er arbeitete lange Jahre als Bereichsleiter für das Wert- papiergeschäft bei der Kreissparkasse Köln. Danach wechselte er auf die andere Rhein- seite zur Sparkasse Leverkusen. Dort stand Money Manni insgesamt 17 Jahre an der Spit- ze des Instituts, das eine Bilanzsumme von über drei Milliarden Euro aufweist und mehr als 500 Mitarbeiter beschäftigt. Im Frühjahr 2016 schied er aus dem aktiven Dienst aus. Feedback Der ehemalige Banker nimmt sein Publi- kum ernst, er antwortet regelmäßig auf die zahlreichen Anmerkungen und Fragen, die zu den jeweiligen Videos gepostet werden. Dabei bleibt er auch bei negativen Kommentaren immer sachlich. So kritisiert beispielsweise der Nutzer „Patrick“, die Themen seien viel zu einfach dargestellt und würden zu wenig Tiefgang besitzen. Die überwiegende Zahl der Nutzer lobt jedoch seine Beiträge. Herpolsheimers Initiative kommt auch bei Banker-Kollegen an. „Man merkt, es spricht ein Mann, der sein Metier versteht und sein Wissen weitergeben will“, sagt der Chef einer baden-württembergischen Sparkasse. „Es kann nicht schaden, wenn versucht wird, finanziellen Laien wirtschaftliche Begriffe oder Zusammenhänge zu erklären“, meint der Banker. „Als Ergänzung zu Informationsquel- len wie dem Wirtschaftsteil der Tageszeitun- gen oder Finanzsendungen im Fernsehen fin- de ich die Videos eine gute Idee. Gleichzeitig kann man die ruhigere Zeit nach demAustritt aus der Bank damit auch sinnvoll gestalten.“ Sponsoren Mit seinen Beiträgen möchte Herpolshei- mer nach eigener Aussage „kein großes Geld“ verdienen, dennoch wäre er nicht abgeneigt, sich von Finanzfirmen sponsern zu lassen. Die müssten dann jedoch seriös und solide sein – und dürften seine redaktionelle Freiheit Ein ehemaliger Sparkassenchef spricht auf seinem eigenen Youtube-Kanal über Finanzthemen. Das kommt nicht nur bei jungen Zuschauern an. Der Money Manni Willkommen im Keller der Familie Herpolsheimer: Rund um das graue Sofa des Wohnhauses richtete sich der frühere Chef der Sparkasse Leverkusen ein kleines Studio ein, von dem aus er Youtube-Videos produziert. » Wie soll jemand, der Experten- wissen für seine Geldanlage benötigt, erkennen, ob der Youtuber fundiertes Wissen ins Netz stellt oder bezahlte Meinungsmache veröffentlicht? « Niels Nauhauser, Verbraucherzentrale 372 www.fondsprofessionell.de | 4/2019 bank & fonds I finanzbildung

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