FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019
nicht beeinflussen. Auf Unabhängigkeit im Social-Media-Bereich legt auch Niels Nau- hauser von der Verbraucherzentrale Baden- Württemberg Wert. „Jedermann kann frei seine Meinung veröffentlichen, natürlich auch auf Youtube. Es gibt schlechte und gute Finanzratgeber im Buchhandel, auf Youtube ist das nicht anders. Aber Youtuber, die gesponserte oder sonst wie finanzierte Tipps verbreiten, müssen dies kennzeichnen“, betont Nauhauser. „Dies sollte auch durch die Auf- sichtsbehörden, beispielsweise die Landes- medienanstalten, kontrolliert werden.“ Generell sieht Nauhauser Veröffentlichun- gen über Finanzthemen in Social-Media-Ka- nälen durchaus kritisch. „Finanzdienstleistun- gen sind Vertrauensgüter, Verbraucher können die Qualität eines Ratschlags in der Regel also nicht überprüfen. Denn wie soll jemand, der Expertenwissen für seine Geldanlage benötigt, erkennen können, ob der Youtuber oder der Anlageberater nun fundiertes Wissen ins Netz stellt oder gefährliches Halbwissen oder sogar von Dritten bezahlte Meinungsmache veröf- fentlicht?“ Da Herpolsheimer keine Produkte empfiehlt und seinen Kanal eher als „Finanz- ABC für Wirtschaft und Finanzen“ sieht, be- steht dieser Konflikt hier nicht. Zukunftspläne In einigen Videos blickt Money Manni aber auch über den Tellerrand der Finanzwelt hin- aus. Er beschäftigt sich beispielsweise mit Themen wie Erfolg oder Motivation. Und in einemAnfang Oktober veröffentlichten Video unterhält er sich mit einem amerikanischen Freund über die Wiederwahlchancen von Donald Trump. Für seinen Youtube-Kanal hat der Ex-Spar- kassenchef große Pläne. Um noch mehr Men- schen zu erreichen, versieht er derzeit alle Videos mit englischen Untertiteln. Er denkt außerdem darüber nach, mehr als ein Video pro Woche zu produzieren. Milliarden Klicks wie der Sänger von „Despacito“ wird Herpols- heimer mit seinem Finanzkanal wahrschein- lich dennoch nicht erreichen – das scheitert schon am eleganten Hüftschwung, mit dem Luis Fonsi bei seinen Fans punktet. Das kommt dann doch besser an als Erklärvideos vom grauen Sofa aus. MARCUS HIPPLER | FP Foto: © Manfred Herpolsheimer Manfred Herpolsheimer I „Money Manni“ „ Alter Mann auf jungem Kanal!“ FONDS professionell sprach mit Manfred Herpolsheimer alias „Money Manni“ über steigende Abonnentenzahlen, das Feedback von Banker-Kollegen und die Frage, welche Themen er in der Zukunft behandeln möchte. R aus aus dem Vorstand der Sparkasse Lever- kusen – rein in die Welt von Youtube und Co. Manfred Herpolsheimer über sein ungewöhnliches Hobby, dem Nachwuchs via Internet Nachhilfe in Sachen Geld und Wirtschaft zu geben. Herr Herpolsheimer, auf IhremYoutube-Kanal er- klären Sie seit Juli grund- legende Zusammenhänge und Begriffe aus der Wirtschafts- und Finanzwelt. Wie nahm die „Community“ Ihre ersten Beiträge auf? Manfred Herpolsheimer: Meine anfängliche Skepsis im Sinne von „Wer, bitte, soll das gucken? Alter Mann auf jungem Kanal!“ ist sehr schnell gewichen. Bereits nach vier Ta- gen wurde die Presse auf mich aufmerksam, Bloomberg und die „Süddeutsche Zeitung“ berichteten über mich. Sogar in Holland und Brasilien erschienen Artikel. Die durchweg positive Resonanz auf „Money Manni“ freut mich natürlich, wenngleich ich auch etwas überrascht bin. Aber offenbar gibt es dank- bare Zuschauer. Das ermutigt mich, auf dem eingeschlagenen Weg weiter- zumachen und den Informa- tionsbedarf zu befriedigen. Was sagen Ihre ehemaligen Banker-Kollegen eigentlich zu Ihrem Social-Media- Engagement? Die Kollegen, die sich bei mir gemeldet haben, äußer- ten sich durchweg positiv. Sie finden es gut, dass ich mein dank langjähriger Berufserfahrung gewonnenes Wissen an die jüngere Generation weitergebe. Und was für ein Feedback kommt von Ihren Zusehern? Auch hier sind die Rückmeldungen überwie- gend positiv. Sehr viele bedanken sich für die Informationen und auch dafür, dass Begriffe in einfachen Worten erklärt werden. Viele bestätigen auch meine Schilderungen, etwa die aus meinem Beitrag „Servicewüste Deutschland“. Es wird auch oft um Rat ge- beten: „Soll ich in Immobilien investieren?“ oder „Was halten Sie von Gold?“. Aber auch Fragen zur Berufs- und Karriereplanung sind dabei. Vereinzelt gibt es auch Kritik, aller- dings sehr selten in fachlicher Hinsicht. Sach- liche Kritik ist bei mir durchaus willkommen – sie gibt mir die Chance, besser zu werden. Welche Themenideen haben Sie noch auf Lager? Das Wirtschafts- und Finanzleben ist hochin- teressant und spannend, die Themen dürften auf lange Sicht nicht enden. Neben fachlichen Themen wie Geldanlage in der Niedrigzins- phase, Aktien, ETFs, Fonds allgemein oder Existenzgründung produziere ich auch Bei- träge zu allgemeinen Themen, etwa: Bargeld ade, das deutsche Bankensystem, Brexit, Handelskriege, Wirtschaft in den USA, Kli- maschutz sowie Strafzinsen für Sparer. Die Themenvielfalt ist schier unerschöpflich. Aktuell liegen Sie bei knapp 2.000 Abon- nenten. Welche Zahl an Zusehern möchten Sie mit Ihrem Kanal langfristig erreichen? Ehrlich gesagt habe ich mir darüber bis dato keine konkreten Gedanken gemacht. Eine Zielmarke habe ich mir nicht gesetzt. Aber natürlich möchte ich eine große Zahl von Zusehern mit meinen Beiträgen begeistern. Nach oben ist die Grenze also offen, und ich freue mich über jeden neuen Zuschauer. Manfred Herpolsheimer: „Offenbar gibt es dankbare Zuschauer.“ 374 www.fondsprofessionell.de | 4/2019 bank & fonds I finanzbildung
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