FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019
Foto: © Franz Pfluegl | stock.adobe.com L ange Zeit waren börsengehandelte Indexfonds nur für institutionelle Inve- storen ein Thema. Im Retailsegment griffen allenfalls Selbstentscheider zu ETFs, der breiten Masse blieb das Kürzel weitge- hend unbekannt. Doch das ändert sich. Die Nachfrage steht auf einer immer breiteren Basis. Auch im Private Banking und im Wealth Management gewinnt diese Produktgruppe an Zuspruch. Langsam schwappt der Erfolg von dort weiter in den Massenmarkt am Bankschalter über. Auch hier sind die passiven Ve- hikel keine unbekannte Größe mehr. ETFs haben ein rasantes Wachstum erlebt. Die mehr als 2.300 in Europa zum Vertrieb registrierten Produkte verwalten mittlerweile ein Vermögen von fast 900 Milliarden US-Dollar. Vor zehn Jahren waren es erst 245 Milliarden Dollar – und nicht einmal halb so viele Vehikel. Dieses Wachs- tum dürfte sich fortsetzen. Dies bestä- tigt etwa eine Umfrage des Anbieters J.P. Morgan Asset Management. Dem- nach wird generell der Einsatz des Finanzinstruments zunehmen. Die befragten unabhängigen Vermögensverwalter, Privat- banken sowie Dachfondsmanager und Ver- sicherer wollen in den von ihnen betreuten Portfolios in den kommenden zwei bis drei Jahren den ETF-Anteil auf rund 40 Prozent aufstocken. Vor drei Jahren betrug diese Quo- te wenig mehr als 20 Prozent (siehe Grafik unten). Vor allem den Einsatz klassischer Ak- tien-, aber auch vonAnleihen-ETFs wollen die Akteure forcieren. J.P. Morgan AM befragte für die Studie weltweit 240 Finanzprofis. Doch nicht nur etablierte Nutzer wie insti- tutionelle Investoren bescheren dem Segment frische Mittel. Den Indexfolgern wird gerade eine neue Zielgruppe erschlossen: die Privat- kunden der Banken. „ETFs haben sich als transparente und einfache Lösungen aus der Nische heraus in den Mainstream hinein entwickelt“, beobachtet Peter Scharl, Leiter Retail Blackrock und iShares für Deutschland, Österreich und Osteuropa. Zwei Wachstumstreiber Es sind imWesentlichen zwei Faktoren, die diese jüngste Stufe in der Karriere der ETFs zündeten: die Niedrigzinsphase und die ver- schärfte Regulierung. Denn durch die Finanz- marktrichtlinie Mifid II wandeln sich Struk- turen. „Die Geschäftsmodelle der Vertriebe sind in abnehmendem Maße auf Provisionen angewiesen“, sagt Scharl. „In den nunmehr angebotenen Vermögensverwaltungen, Depots mit Pauschalpreis statt Provision oder Robo- Advisor-Modellen dienen ETFs als Motor.“ Damit scheint ein großes Hemmnis im ETF- Verkauf überwunden. Denn weil Indexfonds keine Vertriebsvergütung bieten, blieben sie früher in einem von Retrozessionen getrie- enen Verkauf ohne Reiz. Der zweite Treiber ist der wachsen- de Anlagenotstand, der nicht mehr nur Profi-Investoren, sondern zunehmend auch Privatanleger verunsichert. Dem- entsprechend nimmt langsam die Scheu vor Börseninvestments ab. „In Deutschland etablieren sich zuneh- mend ETF-Sparpläne“, stellt Scharl fest. „Im Niedrigzinsumfeld reift die Erkenntnis, dass sie für den langfris- tigen Vermögensaufbau in Börsenin- vestments die erste Wahl sind. Gerade für Einsteiger eignen sich ETF-Spar- pläne sehr gut.“ Nicht nur Direktban- ken werben mit entsprechenden Offer- ten erfolgreich um Kunden. Zuneh- mend steigen auch etablierte Filial- banken in die Vermarktung ein, etwa Börsengehandelte Indexfonds verlassen die Nische und werden zum Massenphänomen. Auch im Bankvertrieb gewinnen sie an Bedeutung. Wachsende Popularität Bejubelte Band: ETFs waren lange Zeit trotz hoher Mittelzuflüsse nur innerhalb eines professionellen Publikums verbreitet. Im Retailbereich waren sie bloß bei Direktbankkunden beliebt. Doch nun schwappt die Welle in die Filialen. Vorliebe für Aktien ETF-Anteil in Kundenportfolios von unabhängigen Vermögensverwaltern und institutionellen Investoren Profianleger weiten in den Portfolios, die sie betreuen, den Anteil von Indexprodukten deutlich aus. Quelle: Umfrage J.P. Morgan AM (2019) 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 40 % In 2 bis 3 Jahren Heute Vor 3 Jahren 12 % 6 % 2 % 2 % 16 % 8 % 3 % 3 % 21 % 10 % 4 % 4 % andere ETFs Alternative ETFs Anleihen-ETFs Aktien-ETFs Z 394 www.fondsprofessionell.de | 4/2019 bank & fonds I etf-ver trieb
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