FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019

die Commerzbank oder die Targobank (siehe auch den Artikel über das Sparplangeschäft der Banken ab Seite 388). Seit Kurzem forciert auch die Postbank das Geschäft: Das Institut bietet Sparpläne mit be- stimmten Fonds des Kooperationspartners Xtrackers, der ETF-Marke der DWS, kosten- los an. Postbank und DWS gehören beide zur Deutschen Bank. Die Aktion ist auf ein Jahr angelegt, richtet sich an Privatanleger und wird nur übers Internet angeboten. „ETF- Sparpläne sind zu einem beliebten Anlagepro- dukt für breite Zielgruppen geworden“, sagt Patrick Diel, Leiter Retailvertrieb von Passiv- produkten in Deutschland bei der DWS. „Über die Postbank können wir ein sehr brei- tes Publikum erreichen.“ Eine Markterhebung des Informationsportals „Extra-ETF“ unter- mauert dies. Demnach hatten die zehn teilneh- menden Banken Ende September 1,1 Millio- nen ETF-Sparpläne abgeschlossen, ein Plus von 30 Prozent seit Jahresbeginn. Bausteine getauscht Auch in einer anderen Verpackung erlangen ETFs im Bankvertrieb Bedeutung: als Bau- stein für Portfoliolösungen. „In den klassi- schen Bankkanälen sind ETFs meist in Dach- fonds oder Vermögensverwaltungen einge- bunden. Denn die doppelte Belastung durch die Gebühren dieser Angebote und die Kosten für aktive Fonds funktioniert im Niedrigzins- umfeld nicht mehr“, sagt Matthias Hübner von der Unternehmensberatung Oliver Wyman. „Daher kommen hier verstärkt günstige ETFs zum Einsatz.“ Sprich: Die Banken tauschen in ihren hauseigenen Produkten teurere Bau- steine gegen günstigere. Nur so lassen sich in Zeiten magerer Renditen an den Märkten noch eine vorzeigbare Performance und auskömmliche Margen erzielen. Die Deutsche Bank und die Hypovereinsbank (HVB) bieten seit geraumer Zeit ETF-Dach- fonds. Die Commerzbank wie- derum hat eine Kooperation mit Blackrock geschlossen und bietet ebenfalls Mischfonds auf ETF- Basis. Sie treten neben die klassi- schen Dachfonds der „Vermögens- management“-Serie von Allianz Global Investors. Zuletzt sprang die Deka auf den Trend auf. Das Haus bietet Spar- kassenkunden seit September ETF- Dachfonds und ETF-basierte Ver- mögensverwaltungen an. Die Pro- dukte richten sich an Privatanleger, die gezielt in börsengehandelte Fonds investieren möch- ten, sich aber am Kapitalmarkt nicht gut aus- kennen. „Anders als bei reinen ETF-Invest- ments profitiert der Kunde gerade in den vola- tilen Märkten dadurch, dass wir für ihn die Strukturierung seines Anlagevermögens über- nehmen“, sagt Hussam Masri, Leiter Produkt- und Marktmanagement der Deka. Sowohl bei den Dachfonds als auch bei den Vermögens- verwaltungen verfolgt das Institut eine offene Architektur. Neben den hauseigenen ETFs kommen also auch Produkte externer Anbieter zum Zug. Daneben führen immer mehr Banken neue Depotmodelle ein. Sie reagieren damit auf den Imageschwund, der die Branche seit der Finanzkrise belastet. Die neuen Konstrukte setzen auf eine pauschale statt auf eine provi- sionsbasierte Abrechnung – und bieten per- sönliche Beratung, die neben aktiven Fonds und Zertifikaten auch ETFs umfasst. Damit wollen die Banken den Vorwurf entkräften, bei Anlageempfehlungen stünde die Provision im Vordergrund. Pauschale Modelle Zu den neuen Varianten zählen das „Depot Global“ der HVB, das „Premium-Depot“ sowie das „Premium-Fonds-Depot“ der Com- merzbank und das „Plus Depot“ der Targo- bank. Auch die Deutsche Bank hat ein solches Modell imAngebot. Mitunter findet sich dies auch bei Regionalbanken, etwa der Sparkasse Köln-Bonn. „Von unseren Kunden wird das Komfort-Depot sehr gut angenommen“, berichtet Holger Horstmann, Leiter des Teams Wertpapierprodukte des rheinischen Instituts. Dabei handle es sich um ein „Flat Fee“- Depotmodell, bei dem kein Ausgabeaufschlag berechnet werde und sämtliche Kickbacks an die Anleger zurückfließen. Auch wenn die Geldhäuser mit solchen Konzepten durchaus Erfolge erzielen – die Commerzbank-Depots etwa erreichen ein be- treutes Vermögen von gut 20 Milliarden Euro –, stehen pauschale Gebührenmodelle erst am Anfang. „Im Einzelvertrieb haben ETFs noch kaum Einzug gefunden. Hier überwiegt noch die natürliche Tendenz der Vertriebe, Produkte mit höherer Vertriebsvergütung an- zubieten“, sagt Unternehmens- berater Hübner. Doch auch dies dürfte sich über kurz oder lang ändern. „Die Nach- frage nach ETFs durch Finanzbe- rater wird im gleichen Zuge stei- gen, wie ihre Bedeutung als Bau- stein für den Portfolioaufbau zu- nimmt“, sagt Fabricio Zumbo vom Analysehaus Cerulli Associates. Auch die Verbreitung über Direkt- banken und Robo-Advisors würde die Nachfrage aus dem Endkun- densegment nach ETFs beflügeln, so der Branchenbeobachter. SEBASTIAN ERTINGER | FP Foto: © Axel Gaube Hussam Masri, Deka: „Wir übernehmen für den Kunden die Strukturierung seines Anlagevermögens.“ » ETFs haben sich als trans- parente und einfache Lösungen aus der Nische heraus in den Mainstream hineinentwickelt. « Peter Scharl, Blackrock Enormer Zulauf Marktzahlen von ETFs und ETPs in Europa Börsengehandelte Indexfonds und -produkte erleben einen enormen Aufschwung. Das Segment zieht massiv Mittel an. *per Ende August | Quelle: ETFGI 0 500 1.000 1.500 2.000 0 400 600 800 1.000 2019* 2015 2010 2005 170 | 58 2.351 | 890 Zahl von ETFs und ETPs in Europa Volumen von ETFs und ETPs in Europa Mrd. USD Zahl der Produkte 396 www.fondsprofessionell.de | 4/2019 bank & fonds I etf-ver trieb

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