FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014

ren Geldpolitik, wie sie Notenbank-Gouver- neur Haruhiko Kuroda derzeit noch betreibt, wäre natürlich ein sehr positives Signal für die japanischen Unternehmen und deren No- tierung an der Börse, weil das endlich einmal ein Signal wäre, dass die lange Phase der De- flation vorüber ist. Heuser: Im Grunde nicht erst seit der jüngsten Entscheidung des EZB-Rates wissen wir auch, dass eine quantitative Lockerung auch für Europa eine Rolle spielen kann. Wie muss man das derzeit einordnen? Kumar: Die Lage in Europa ist eine völlig andere, verglichen mit der Situation, in der die US-Notenbank ihr Quantitative-Easing- Programm-begonnen hat. Zum einen hat Europa einen gewissen Teil der notwendigen Stabilisierung ja durchaus schon geschafft. Aber es besteht eben immer noch eine zu große Wachstumslücke im Vergleich zu an- deren Volkswirtschaften. Europa benötigt durchaus sehr viel höhere Wachstumsraten, damit die konjunkturelle Entwicklung von den Marktteilnehmern auch tatsächlich als nachhaltig angesehen wird. Dafür aber braucht es das Vertrauen der Märkte, dass entsprechende Maßnahmen auch wirklich dazu führen werden, dass das Wachstum in diesem Sinne zurückkommt. Hier kann Europa durchaus einiges von den USA ler- nen. Aber es gibt noch eine weitere Unbekannte in Europa, nämlich eine schlüssige Antwort auf die Frage, wie man entsprechende Maßnahmen in- nerhalb des Projekts einer gemein- samen Währung umsetzen kann und muss. Man könnte seitenweise Fra- gen aufschreiben, die sich in diesem Zusammenhang aufdrängen. Dazu gehört neben der Frage, welche An- leihen von welchen Euro-Teilneh- merländern die Notenbank eigentlich kaufen müsste beziehungsweise wel- chen Anteil die jeweiligen Anleihen an einem solchen Kaufprogramm ha- ben müssten. Natürlich werden sich die Notenbanker in Europa diese Fra- gen stellen. Aber es müssten zuerst schlüssige Antworten darauf gefun- den werden, bevor man entsprechen- de Maßnahmen überhaupt in Gang bringen könnte. Sauren: Wenn wir uns nach den eher makroökonomischen Fragen nun der wei- teren Entwicklung an den Aktienmärkten zuwenden, dann fällt auf, dass sehr viele Beobachter in Europa davon ausgehen, dass europäische Aktien preiswerter sind als amerikanische. Herr Boselli, Sie scheinen diese Ansicht nicht zu teilen, wenn Sie als global orientierter Aktienmanager derzeit rund 70 Prozent Ihres Portfolios in US-Ak- tien halten … Boselli: Dazu muss man zunächst wissen, dass ich meine Asset-Allocation-Entschei- dungen auf der Basis von Bottom-up-Ana- lysen treffe, aber eben vor dem Hintergrund einer weltweiten Perspektive, die die Qualität von Geschäftsmodellen rund um den Globus einbezieht. Daraus ergibt sich, dass mein Fonds aktuell keine Gewichtung in japani- schen Gesellschaften aufweist, nicht nur weil die Qualität der entsprechenden Geschäfts- modelle noch zu gering ist. Auch die Preis- findung von Produkten findet nicht immer wirklich marktbasiert statt. In Bezug auf Europa muss ich sagen: Wenn man die Qua- lität der Geschäftsmodelle in Bezug zur aktu- ellen Bewertung der jeweiligen Unternehmen an der Börse setzt, dann findet man in den Emerging Markets, insbesondere in Südost- asien und Indien, einen deutlichen Mehrwert gegenüber einem Investment in europäischen Unternehmen. Entsprechend bin ich derzeit untergewichtet in denAktienmärkten Europas. Heuser: Aber warum die starke Überge- wichtung in den USA? Boselli: Nordamerika ist derzeit in gewisser Weise einzigartig im Hinblick auf einen der Ed Cowart: „Die Verantwortlichen bei der Notenbank werden die Zinsen zunächst einmal eher vorsichtig anheben, wahrscheinlich im ersten Quartal 2015.“ Tadahiro Fujimura (Sparx AM): „Auch eine Reduzierung der ultralockeren Geldpolitik wäre natürlich ein sehr positives Signal für die japanischen Unternehmen.“ Foto: © Christoph Hemmerich cover I sauren golden awards www.fondsprofessionell.de | 3/2014 106 »Was Yellen und ihre Kollegen sicher nicht wollen, wäre noch im Jahr 2015 oder 2016 eingestehen zu müssen, dass man die Zinsen zu früh zu stark angehoben hat, und diese dann wieder nach unten korrigieren zu müssen.« Ed Cowart, Eagle AM, Nordea

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