FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014

Kursabschwung braucht es zunächst einmal einen Rückgang der Unternehmensgewinne. Diese befinden sich jedoch derzeit immer noch in einem leichten Aufwärtstrend. Dann stellt sich natürlich die Frage, was eigentlich zu einem Rückgang der Gewinne führt: eine Rezession. Die entsteht meist durch eine zu restriktive Geldpolitik, die eine Notenbank wie die Fed dann einschlägt, wenn sie sich allzu große Sorgen über die Inflationsent- wicklung macht. Außerdem sind die Noten- banker aus meiner Sicht schon viel zu lange viel zu besorgt über die Inflationsentwick- lung. Und das führt mich insgesamt zu dem Schluss, dass wir noch ein ganzes Stück weit entfernt sind von einer Situation, in der man sich über die weitere Entwicklung an den Aktienmärkten Sorgen machen müsste oder gar Vorsicht walten lassen müsste. Am US- Aktienmarkt sieht es jedenfalls derzeit noch nicht danach aus, als wenn wir das Top schon erreicht hätten. Sauren: Wobei Anleger am amerikanischen Aktienmarkt als einem der besten überhaupt in der jüngeren Vergangenheit durch die Kursentwicklung ja geradezu verwöhnt wor- den sind. Das kann man von den Rohstoff- und Energiemärkten nicht gerade be- haupten. Wie lässt sich dennoch eine so außergewöhnliche Performance in einem derart schwierigen Markt erzielen, Herr Whitten? David Whitten (Henderson, 90 West AM): Zunächst einmal muss man fest- stellen, dass das langfristige Investment- thema gerade in den Rohstoff- und Agrarmärkten eine auch weiterhin wach- sende Nachfrage sein wird. Daher ist in der Regel nicht die Nachfrage das Problem bei einem Investment in diesen Märkten, man muss sich vielmehr sehr genau die jeweiligen Unternehmen und deren Geschäftsmodell anschauen, um erfolgreich zu sein. Das tun wir nun schon seit vielen Jahren, und zwar in den wirklich unterschiedlichsten Branchen und Regionen dieser Welt. Ob man die immer noch ständig steigende Nachfrage nach Energie und Nahrung aufgrund des Bevölkerungswachstums in Asien be- trachtet oder speziell die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen in China: Über- all bieten sich derzeit besondere Anla- gemöglichkeiten, mit denen sich Geld für unsere Anleger verdienen lässt. Beson- ders gute Chancen sehen wir derzeit auch in den USA, vor allem in Sektoren wie der Agrarwirtschaft oder bei der Energiegewin- nung über die Fracking-Technologie. Hier finden regelrechte Revolutionen statt. Heuser: Was meinen Sie konkret? Whitten: Schon im kommenden Jahr werden die USA zum ersten Mal seit Langem in der Geschichte zum Exporteur von Energie werden. Und die gesamte Welt unterschätzt derzeit noch die Konkurrenz aus den USA in Bereichen wie Erdgas oder Flüssiggas. Und wenn ich eben von regelrechten Revolutio- nen gesprochen habe, dann meine ich damit unter anderem die technologische Entwick- lung im Agrarsektor. Das bezieht sich nicht nur auf neue Möglichkeiten für einen bes- seren Schutz von Nutzpflanzen. Im biologi- schen Landbau oder der sogenannten Präzi- sionslandwirtschaft entstehen vollkommen neue Aufzucht- und Nutzungstechniken. Hin- zu kommen vollkommen neue Begrifflich- keiten, die man vorher gar nicht gekannt hat. Oder haben Sie schon einmal von einer Globalisierung der Landwirtschaft gehört? Es kommt nicht von ungefähr, dass ein Aktiensektor wie die börsennotierten Agrar- werte sozusagen aus dem Nichts zu einer der am stärksten wachsenden Branchen aufge- stiegen ist. Heuser: Bei allem Verständnis für Ihre Begeisterung: Es gibt durchaus prominen- te Stimmen wie etwa die von US-Ökonom Dennis Meadows, die eine Technik wie das Fracking eher als so etwas wie eine große Luftnummer beschreiben. Whitten: Ich orientiere mich an den Zahlen, die besagen, dass die USA im kommenden Jahr ein bedeutender Exporteur von Erdgas, nicht Erdöl, sein werden. Das betrifft nicht nur den Export via Pipeline nach Mexiko, der gesamte Bereich von Energiegewinnung, -transport und -verarbeitung wird zulegen. Und man muss doch eines erkennen: Es gibt nicht die viel beschworene Knappheit bei Bodenschätzen oder Rohstoffen, und zwar in keinem Bereich in der Welt. Alles ist einzig und allein eine Frage des richtigen wirt- schaftlichen Umgangs damit im Hinblick auf die Finanzierung, die Technologie sowie deren Weiterentwicklung und nicht zuletzt was den Fortschritt ganz allgemein in allen Bereichen betrifft. Sauren: Gibt es hier je nach Region Unter- schiede? Whitten: Durchaus, denn die USA haben einen wesentlichen Vorteil: Dort gehört dem jeweiligen Eigentümer eben nicht nur das Land und seine Nutzungsmöglichkeiten, son- dern auch die Bodenschätze und die Ver- fügungsgewalt darüber. Das ist in anderen Ländern wie Deutschland oder Großbri- tannien anders geregelt. Bodenschätze stehen dort nicht dem Eigentümer des Grundstücks zu, unter dem sie sich befinden. An ihnen Kushal Kumar (Numen Capital): „Die Lage in Europa ist eine völlig andere, verglichen mit der Situation, in der die US-Notenbank ihr QE-Programm begonnen hat.“ 110 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 cover I sauren golden awards Foto: © Christoph Hemmerich »Wir sind derzeit bei Weitem nicht so beunruhigt hinsichtlich unserer Dura- tionssteuerung oder eines Anstiegs der US-Zinsen, wie wir das noch im vergangenen Jahr waren.« Jean-Jacques Durand, Edmond de Rothschild AM

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