FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014

wird in der Regel ein besonderes Eigentum begründet, das vom Staat verliehen wird. Aber vielleicht noch einmal ganz allgemein zum Bereich Rohstoffe und Energie: Auch hier gilt wie in anderen Branchen auch, dass es durchaus vom Markt unterschätzte Werte gibt, aber mit Sicherheit auch solche, die bereits überbewertet sind. Sauren: Überbewertung passt vielleicht nicht so ganz, ist aber auch ein gutes Stichwort, um noch einmal auf die Bondseite einzugehen. Herr Durand, gibt es denn im Bereich der Emerging-Markets-Anleihen noch attraktive Zinsen, und wie gehen Sie mit den ent- sprechenden Risiken um? Durand: Wir beobachten natürlich ständig eine ganze Reihe von Faktoren, die uns bei der Suche nach attraktiven Investments helfen. Aber wir können durchaus bei dem gerade besprochenen Thema Rohstoffe blei- ben. Bei insgesamt positiven Aussichten für die Ölbranche sind wir in Venezuela auf der Suche nach einem attraktiven Anleihen- investment fündig geworden. Venezuela ist eines der wichtigsten Reserveländer im Öl- bereich, aber eben auch ein Land mit einem schwierigen politischen und geopoliti- schen Hintergrund, das lässt sich ja nicht leugnen. Trotz gewisser Risiken sind wir nach der Analyse hinsichtlich der Markt- situation, der Nachrichtenlage und der politischen Gegebenheiten zu der Ein- schätzung gelangt, dass ein Investment in venezolanische Anleihen eine durchaus attraktive Chance darstellt, weil das Land immer noch eine vergleichsweise sehr hohe Anleihenrendite bietet. Solche Op- portunitäten finden sich natürlich auch in anderen Regionen, etwa in der Ukraine, im Irak oder auch in Ägypten und Brasi- lien. Es ist – im Grunde wie bei jedem Investment – eine Sache der Abwägung zwischen Chance und Risiko. Denn über- all in den genannten Ländern bieten sich eben derzeit attraktive Investmentchan- cen, denen natürlich immer gewisse Risi- ken im Hinblick auf den jeweiligen Newsflow, das politische Umfeld, aber auch die Bereitschaft und die tatsächliche Fähigkeit zur Rückzahlung des Anlei- henkapitals gegenüberstehen. Wobei der letztere Punkt insofern eine besondere Bedeutung hat, als man die Frage beant- worten muss, ob das jeweilige Land – et- wa im Beispiel Venezuela – die Rückzah- lung wird selbst vornehmen können oder ob dies nur mit Hilfe oder Unterstützung von außen möglich sein wird. All das bedarf natürlich vor allem einer intensiven Analy- searbeit, wobei vieles eben keine Wissen- schaft ist, sondern vielmehr gutes Einschät- zungsvermögen voraussetzt. Aber genau das ist es natürlich auch, was diesen Job inter- essant macht. Heuser: Im Ihrem Fall, Herr Dowding, geht es beim Management europäischer Staatsanleihen eher um wenige Basispunk- te, die über mehr oder eben auch eine geringere Rendite entscheiden. Nun stellt sich die Frage, wie Sie angesichts des extrem niedrigen Zinsumfelds überhaupt noch eine positive Rendite für Ihre Kun- den erzielen können. Dowding : In naher Zukunft wird es für Anle- ger in europäischen Anleihen wohl noch bei einer Art verzweifelter Suche nach Rendite bleiben. Von einer Japanisierung ist jetzt die Rede, damit ist eine Situation gemeint, in der die Zinsen im Eurogebiet bereits heute nahe null Prozent stehen und in der das auch auf absehbare Zeit so bleiben wird. Wir haben die deutschen Staatsanleihen in diesem Zu- sammenhang einmal als so etwas wie den dunklen Stern in einem Universum bezeich- net, das in Richtung dieses Pols von Einzig- artigkeit zu kollabieren droht. Dementspre- chend sollte es in der nahen Zukunft durch- aus noch sinnvoll sein, sich auf der Credit- Seite sowohl von Unternehmens- wie auch Staatsanleihen mit einer Long-Position aufzustellen, weil damit noch Rendite zu er- zielen sein wird. Wenn man allerdings den Blick ein wenig weiter ins nächste Jahr hin- ein wirft, dann scheinen es vor allem politi- sche Risiken zu sein, die immer stärkeres Ge- wicht bekommen werden. Bewegungen hin zu Parteien außerhalb der traditionellen Mitte sind nicht nur in Großbritannien und Deutschland, sondern auch in Italien und Spanien erkennbar. In einer solchen Situation wird die EZB, die es bisher geschafft hat, an den Rentenmärkten auftauchende Probleme wieder auf eine Art Konvergenzpfad zurück- zuführen, nicht mehr in der Lage sein, solche aufkommenden Trends einer stärkeren politi- schen Divergenz aufzufangen. Daher wird es im kommenden Jahr eher möglich sein, Geld auf der Short-Seite zu verdienen. Heuser: Gleichzeitig kündigt der deutsche Finanzminister in einer solchen Situation an, dass er im kommenden Jahr erstmals seit 1969 keine Schulden mehr machen will. Wie beurteilen Sie das? Dowding: Alles, was ich dazu sagen kann, ist: Schön für Herrn Schäuble! Das ist ja ganz toll, wenn der deutsche Finanzminister nicht einmal mehr erkennen kann, dass Deutsch- land und die deutschen Konsumenten die Ein- zigen sind, die noch in der Lage wären, Europa aus einem tiefen Loch herauszuholen. David Whitten (Henderson, 90 West AM): „Schon 2015 werden die USA zum ersten Mal seit Langem wieder zum Exporteur von Energie werden.“ »Auch wenn der Asset Quality Review nun den letzten Schritt in Richtung dieser Banken- union darstellt, dann ist das ein durchaus wichtiges und mächtiges Zeichen, das damit gesetzt wird.« Kushal Kumar, Numen Capital 112 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 Foto: © Christoph Hemmerich cover I sauren golden awards

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=