FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014

122 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 seien als andere Nachranganleihen. „Wenn eine Bank in Schieflage gerät, sind alle An- leihen in Gefahr“, sagt Van Kleeck. Um das Risiko zu begrenzen, kaufen Van Kleeck und sein Fondsmanagerkollege Michael Hünseler für jede der neuen Pflicht- wandelanleihen eine Put-Option auf die ent- sprechende Aktie. Die Überlegung: Fällt das haftende Kapital Richtung Schwellenwert, stürzt auch der Aktienkurs ab – und der Put gewinnt an Wert. „Wir rechnen für jeden CoCo-Bond aus, auf welchem Niveau die Aktie im Fall einer Verletzung des Schwellen- werts stehen würde“, sagt Van Kleeck. „Die entsprechenden Optionen sind derzeit sehr günstig zu bekommen. Dieser Schutz kostet uns aktuell nur rund ein Prozent Rendite.“ Nationale Champions gesucht Der älteste Publikumsfonds in dieser Ni- sche kommt aus der Schweiz: Der Swisscanto Bond Invest CoCo wurde schon im Mai 2011 lanciert, als es noch kaum derartige Papiere gab. Portfoliomanager Daniel Björk konzen- triert sich auf CoCo-Bonds und Nachrang- anleihen der nationalen „Champions“. Schwa- che Namen sortiert er von vornherein aus. „Unser Fonds ist mit umgerechnet rund 380 Millionen Euro inzwischen groß genug, um bei allen interessanten Emissionen zum Zug zu kommen, aber dennoch nicht so groß, dass wir überall einsteigen müssen“, sagt Jan Sobotta, Leiter Vertrieb Wholesale Deutsch- land bei Swisscanto. „Wir können es uns daher erlauben, wählerisch zu sein.“ Das hat auch Philippe Bodereau vor, Ma- nager des Pimco Capital Securities Fund. Der Fonds wurde im Juli 2013 lanciert, die Stra- tegie managt Bodereau aber schon seit Juni 2011. Inzwischen ist sein Portfolio 4,2 Milliar- den US-Dollar schwer, damit gehört er zu den wichtigsten Spielern in diesem überschau- baren Markt. Bodereau beschränkt sich aller- dings nicht auf Europa, in seinem Fonds fin- den sich auch einige Titel aus den USA, Japan und den Schwellenländern. Sein Team schickt die Anleihen regelmäßig durch Stresstests, um zu sehen, wie das Portfolio in verschiedenen Szenarien reagieren würde. Womöglich unan- genehme Kursschwankungen kann Bodereau seinen Anlegern natürlich dennoch nicht ersparen. „Das Risiko-Rendite-Profil dieser Anlageklasse liegt zwischen den von Aktien und Hochzinsanleihen“, betont er. CoCo-Bonds finden sich nicht nur in spe- zialisierten Portfolios, sondern auch in einigen anderen Rentenfonds. So hatte Ariel Bezalel, Manager des Jupiter Dynamic Bond, zuletzt rund fünf Prozent des Geldes seiner Anleger in dieses Marktsegment gesteckt. „Wir gehen jedoch äußerst selektiv vor“, betont er. Um CoCo-Bonds von Instituten mit großer Invest- ment-Banking-Einheit macht Bezalel in der Regel einen Bogen: „Solche Banken sind ten- denziell anfälliger für unvorhersehbare Ereig- nisse, sogenannte Black-Swan-Events.“ In einem Privatanlegerportfolio sollte die Anlageklasse ohnehin nur eine Beimischung sein. „Wir setzen seit vielen Jahren Nachrang- anleihen in der Vermögensverwaltung ein und haben damit gute Erfahrungen gesammelt“, sagt Wolfgang Köbler, Vorstand der KSW Vermögensverwaltung aus Nürnberg. „In manchen Portfolios mischen wir über Fonds auch CoCo-Bonds bei. Allerdings diskutiere ich dann in jedem Einzelfall mit meinen Kun- den, ob sie wirklich bereit sind, dieses Risiko einzugehen. Denn die Volatilität dieser Papiere ist eine völlig andere als bei herkömmlichen Anleihen.“ Er verweist auf den CoCo-Bond der Deutschen Bank, der imAugust plötzlich von 103 Prozent des Nennwerts auf 96 Pro- zent abstürzte, um sich kurz darauf wieder auf über 100 Prozent zu erholen. Anlass war die Befürchtung, auf die Bank könnten wegen juristischer Probleme Milliardenzahlungen zu- kommen. „Das Beispiel zeigt, dass die Kurs- entwicklung eines CoCo-Bonds in erster Linie von der Bonität abhängt. Mit dem allgemei- nen Zinstrend hatte die Volatilität des Deut- sche-Bank-Papiers jedenfalls nichts zu tun.“ Sven Marzahn, Leiter Vermögensverwal- tung der BPM–Berlin Portfolio Management, setzt CoCo-Bonds ebenfalls nur vereinzelt ein. Im BPM Global Income Fund etwa machen die Papiere nur gut zwei Prozent aus. „Bei den CoCo-Bonds besteht die Gefahr, dass sich lange Zeit quasi nichts tut, es dann aber sehr schnell nach unten geht, sobald Marktgerüchte aufkommen, die Zweifel an der Bonität eines Instituts wecken“, sagt Marzahn. „Wir achten eher auf das Drawdown-Risiko als auf die Rendite, daher bevorzugen wir die alten Nachrangdarlehen, bei denen kein Umwand- lungsrisiko besteht.“ Auch in diesem Bereich ließen sich vereinzelt noch Papiere mit fünf Prozent Rendite finden. Härtetest steht bevor Der erste wirkliche Härtetest steht der An- lageklasse womöglich kurz bevor. Henning Lenz, Leiter Corporate Credit bei Meriten Investment Management, verweist darauf, dass die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrer Funktion als zentraler Aufseher schon vor Erreichen der Trigger-Marken eingreifen darf: „Die neuen ‚Bail in‘-Regeln könnten als Folge des aktuell anstehenden EZB-Stresstests für einige der schwächeren Banken aus der zweiten Reihe zum ersten Mal greifen und damit Druck auf die Preise des gesamten Segments ausüben.“ Wer hohe Zinsen will, muss mit solchen Risiken wohl leben. FP markt & strategie I coco-bonds Foto: © Assenagon Robert Van Kleeck, Assenagon: „Wenn eine Bank in Schieflage gerät, sind alle Anleihen in Gefahr.“ Ausgewählte Fonds mit hohem CoCo-Bond-Anteil Anteil Laufende Performance Fondsname KVG ISIN Auflage Volumen 1 CoCos 1 Agio 2 Kosten 3 2014 Pimco Capital Securities Fund EUR (Hedged) Pimco Funds GIS IE00BFRSV973 Juli 13 3.199 Mio. Euro 45,5 % 5,00 % 1,69 % 6,04 % Swisscanto (LU) Bond Invest CoCo H EUR B Swisscanto AM LU0599119707 Mai 11 382 Mio. Euro 36,0 % 3,00 % 1,46 % 6,55 % Assenagon Credit Subdebt and CoCo (P) Assenagon AM LU0990656059 Jan. 14 112 Mio. Euro 51,0 % 4,00 % 1,64 % k.A. 4 Sortiert nach Volumen | 1 Stand: 31. 7. 2014 | 2 maximal | 3 laut KIID | 4 zu kurz am Markt Quelle: Anbieter, Morningstar; Stichtag: 1. 9. 2014

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