FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014
markt & strategie I mittelzu- und -abflüsse 128 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 Foto: © BlackRock I m Grunde wären Anlageerfolge ganz einfach zu erzielen: Man müsste nur rechtzeitig wissen, wohin viel Kapital fließt und wo es wieder abgezogen wird. Diese Erkenntnis ist die Grundlage für die Erstellung einer Unzahl von Indikatoren, mit denen versucht wird, genau das heraus- zufinden. Das sind einerseits Umfragen, die wissen wollen, was die Anleger glauben, weil man unterstellt, dass diese Einschät- zung eben auch ihr Kapital in Gang setzt. Zu einem solchen Indikator zählt etwa auch die Fondsmanagerumfrage der Bank of America Merrill Lynch (BoAML). Und diese zeigte in ihrer jüngsten Erhebung, dass die 224 befragten Fondsmanager, die zusammen rund eine halbe Billion Euro verwalten, ihre Risikopositionen im August deutlich zurückfuhren. Demnach gaben netto 27 Prozent der befragten Manager an, aufgrund geopolitischer Krisen die Cash- Bestände in ihren Portfolios übergewichtet zu haben, womit die Barbestände auf ein Zweijahreshoch kletterten. Die zweite Ka- tegorie der „Marktrichtungsstatistiken“ sind Datensammlungen, die zeigen, wo tatsächlich Geld investiert beziehungsweise abgezogen wird. Hierzu zählt die „Mittelzu- und -abflüs- se“-Statistik von software-systems.at , und sie bestätigt die Meinungsumfrage von BoAML: Anleihen- und Geldmarktfonds zählten im August zu den klaren Gewinnern, während aus Aktienfonds 1,2 Milliarden Euro abflossen (siehe Tabelle nächste Seite). Geht es nach Martin Harvey, Anleihen- portfoliomanager bei Threadneedle Invest- ments, wird sich die Jagd auf Rendite am Anleihenmarkt trotz der jüngsten Leitzins- senkung der Europäischen Zentralbank weiterhin fortsetzen, er meint: „Die Euro- päische Zentralbank hat die Erwartungen des Marktes in diesem Monat erneut über- troffen, denn sie hat zum einen deutlich gemacht, dass sie an ihrem Inflationsziel festhält. Und zum anderen hat sie hervor- gehoben, dass die Marktteilnehmer nach so vielen Monaten mit niedrigen Inflations- raten die Hoffnung verlieren könnten. Dass die Inflationserwartungen kürzlich gefallen sind, hat die Europäische Zentralbank zu einer Zinssenkung und einem starken Be- kenntnis zu ABS-Käufen bewogen.“ Europa floppt, Asien top Warum sich auf der anderen Seite mit Aktien derzeit schwer Geld verdienen lässt, erklärt Helaba-Analyst Markus Reinwand in seiner jüngsten Publikation „Aktienmarkt Aktuell“: Zwar habe sich seiner Meinung nach dank erster Anzeichen für eine Beru- higung im Ukraine-Konflikt und der wei- teren Lockerungsmaßnahmen der Euro- päischen Zentralbank die drohende Be- schleunigung der Korrektur an den Aktien- märkten Anfang September etwas beruhigt. Allerdings: „Mit dem Rückgang wichtiger konjunktureller Frühindikatoren haben sich auch die Gewinnperspektiven weiter ein- getrübt“ , gibt Reinwand zu bedenken. Wer dennoch in Aktien investiert, sucht Rendite derzeit wohl eher im Fernen Osten. Das spiegelt sich zumindest auch in der Umfrage der Bank of America Merrill Lynch wieder: Die Fondsmanager zeigten sich optimistisch für Emerging Markets, allen voran fand der asiatische Raum Zu- spruch: Netto 30 Prozent der Fondsmana- ger gaben etwa an, japanische Aktien über- gewichtet zu haben, vier Prozent mehr als im Vormonat Juli. Und auch für China wa- ren die Umfrageteilnehmer erstmals in die- sem Jahr positiv gestimmt: So erwarteten sechs Prozent eine positive Entwicklung der chinesischen Wirtschaft in den kommen- den zwölf Monaten. Europa kam dem- gegenüber weniger gut weg: Nur netto 13 Prozent waren im August in europäischen Aktien übergewichtet, womit der Optimismus für europäische Aktien gegenüber dem Vor- monat um 22 Prozentpunkte sank. Und auch hier bestätigt ein Blick in die aktuelle Mittel- zu- und -abflüsse-Statistik das Ergebnis der Fondsmanagerumfrage: In der Auswertung nach Regionen dominieren vorwiegend asiatische Fonds die Liste der Mittelzu- und -abflüsse. Trotz Risikoscheu dürften Anleger auf der Suche nach Rendite auch Wagnisse eingehen. Oder wie es Russ Koesterich, Managing Director bei Black- Rock, unlängst in einem Kommentar auf den Punkt brachte: „Trotz geopolitischer Spannungen suchen Investoren nicht die klassischen sicheren Häfen wie Gold oder antizyklische Aktien auf. Stattdessen stehen exotischere Märkte, vor allem in Asien, vermehrt im Fokus. “ FP Die Tabellen zu dem Artikel finden Sie auf der nächsten Seite. Nettomittelzuflüsse in Anleihen- und Geldmarktfonds lassen eine sinkende Risikobereitschaft vermuten, allerdings gilt dies nicht für alle Regionen. Abnehmender Risikoappetit Russ Koesterich, BlackRock: „Trotz geopolitischer Spannungen su- chen Investoren nicht die klassischen sicheren Häfen auf.“ Mittelzu- und -abflüsse Seit Jahresbeginn verzeichnete die Fondsbranche im Rahmen der Mittelzu- und -abflüsse-Statistik von software-systems.at kontinuierlich Zuflüsse. Im August konnten davon vor allem Anleihen- und Geldmarktfonds profitieren. Jan 0 2 4 6 8 10 12 14 Mrd. Euro Feb März April Mai Juni Juli Aug Sept
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