FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014
EZB greift Banken mit Krediten unter die Arme EZB kauft Pfandbriefe und Peripherieanleihen Der Billion-Euro-„Plan“ zur Bekämpfung der Eurokrise 132 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 markt & strategie I krisenpolitik der ezb EZB-Bilanz im Faktencheck 300 Milliarden Euro hat die EZB seit 2009 für Käufe von gedeckten Schuldverschrei- bungen und Staatsanleihen ausgegeben. Einen Teil der Transaktionen – Studien ge- hen von 50 Prozent aus – hat sie „sterilisiert“. Dem Markt wurde also an anderer Stelle Liquidität entzogen, um keine Inflationsgefahr zu erzeugen. Im Unterschied zu „Quantitative Easing“ wird hier versucht, die Geldbasis konstant zu halten. Quelle: EZB Die längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte, LTROs, bilden das Kernstück der EZB- Maßnahmen zur Bekämpfung der Eurokrise. Um sicherzustellen, dass die Banken mit ausreichend Liquidität versorgt sind, gewährte ihnen die Zentralbank im Rahmen zweier Programme Kredite mit einer Laufzeit von drei Jahren in Höhe von rund einer Billion Euro – die bis heute praktisch vollständig getilgt sind. Quelle: EZB Die EZB hat Europas Banken, etliche Staaten und den Euro gerettet. Zumindest vorerst, denn die Nervosität steigt schon wieder. Wie viel Spielraum bleibt noch? W hatever it takes“ – was immer nötig sein wird. Mit diesem Nebensatz schaffte Mario Draghi am 26. Juli 2012 die Wende in der Eurokrise. Bis dahin war es trotz des Einsatzes von Hunderten Milliarden Euro nicht gelungen, das Vertrauen in Banken, Schuldenstaaten und die Währung zu stabilisie- ren. Das größte Notenbank-Interventionspaket in der europäischen Geschichte, für das auch Tabus wie der Ankauf von Staatsanleihen zu brechen waren, reichte nicht aus, die Märkte zu beruhigen, erst Draghis Worte vermochten das. Bemerkenswerterweise musste die EZB im Rahmen ihrer „Outright Monetary Transactions“, die an die Stelle des „Securities Markets Pro- gramme“ traten, bisher noch kein Wertpapier kaufen. „Quantitative Easing“ ist in Europa bis- her nur eine Option, worin man sich von ande- ren Regionen und Staaten beziehungsweise de- ren Notenbankpolitik abgrenzt. Tatsächlich ver- kürzt die EZB ihre Bilanz – entgegen der öffent- lichen Wahrnehmung – schon wieder. Anfang September sorgten die Währungshüter erneut für Schlagzeilen, als sie die Leitzinsen auf symbo- lische 0,05 Prozent senkten und ankündigten, ab Oktober ABS-Papiere, also verbriefte Kredite, die mit Sicherheiten unterlegt sind (Wohnbau, Auto etc.), direkt kaufen zu wollen, um Rezes- sion und Deflation zu bekämpfen. Der Spiel- raum dafür ist jedenfalls gegeben. FP Foto: Matthi | Dreamstime.com 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 Mrd. Euro 0 200 100 400 200 600 300 800 400 1.200 600 Mrd. Euro Mrd. Euro 1.000 500 0 0 2014 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2014 2006 2006 2007 2007 2008 2008 2009 2009 2010 2010 2011 2011 2012 2012 2013 2013 15. September 2008: Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers Mai 2010: 1. Hilfspaket für Griechenland (Eskalation der Eurokrise) Umfangreicher EZB-Aktionsplan Dezember 2011: 1. Drei-Jahres-Tender (LTRO), ca. 490 Mrd. Euro n Längerfristige Refinanzierungs- geschäfte (LTROs) n Sonstige Kredite an Euro-Banken n Hauptrefinanzie- rungsgeschäfte Bilanzsumme des Eurosystems (EZB inklusive nationale Zentralbanken) EZB-Kredite an Euroraum-Banken Im Kampf gegen die internationale Finanzkrise hielt sich die EZB lange Zeit zurück. Erst als im Sommer 2010 die Eurokrise eskalierte, begannen die Währungshüter in Frankfurt in großem Stil zu intervenieren, was dazu geführt hat, dass sich die Bilanz des Eurosys- tems dramatisch ausweitete. Bis Mitte 2012 nahmen die Zentralbanken der Mitgliedsstaaten und die EZB mehr als eine Billion Euro auf ihre Bücher. Der Interventionsplan reichte von Krediten an Geschäftsbanken über Anleihen- käufe bis zu Leitzinssenkungen. Inzwischen scheint sich die Bilanz zu „normalisieren“, ob das Ende der Fahnenstange damit erreicht ist, bleibt jedoch abzuwarten. Quelle: EZB Februar 2012: 2. LTRO, ca. 530 Mrd. Euro Mai 2010: Programm für den Ankauf von staatlichen und privaten Anleihen (Securities Markets Programme, SMP), ca. 210 Mrd. Euro 2009 bis 2012: 2 Programme zum Ankauf von Pfand- briefen (Covered Bond Purchase Programme, CBPP), ca. 75 Mrd. Euro n Wertpapiere für geldpolitische Zwecke n Sonstige Wertpapiere Wertpapierkäufe der EZB September 2012: „Outright Moneta- ry Transactions“ (OMT) treten an die Stelle von SMP, bis dato hat noch kein Staat das Programm in Anspruch genommen.
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