FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014

137 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 Szenario auf dem Schirm, um auf alles Mögliche vorbereitet zu sein. Wie muss man sich das konkret vor- stellen? Millar: Zu unseren Anlageideen gehört derzeit etwa die Erwartung, dass der briti- sche Aktienmarkt im Umfeld eines lang- sam wieder anziehenden Wachstums hier- zulande den Schweizer Aktienmarkt, der nach wie vor mit einer starken Währung zu kämpfen hat, deutlich outperformen wird. Wir setzen das im Portfolio mit einer Long-Position für UK-Aktien und einer Short-Position für Schweizer Werte um. Wenn unsere Erwartung eintrifft, wonach es bisher ja tatsächlich aussieht, dann wird sich das auf den Fonds durchaus positiv auswirken. Was aber, wenn die Märkte kollabieren? Dann würde unsere derzeitige Positionierung einiges an Schaden anrich- ten, denn der Schweizer Markt mit seinen de- fensiven Branchen Pharma und Nahrungs- mittel wäre dann sicher der bessere Hafen. Das müssen wir natürlich immer imAuge be- halten. Aus diesem Grund haben wir die Idee mithilfe von Call-Optionen anstelle von Futures abgebildet, um für den Fall, dass wir falschliegen, das Verlustrisiko zu reduzieren. Aber noch einmal nachgefragt: Wenn gerade in der jüngeren Vergangenheit immer mehr Gesellschaften versuchen, dem niedrigen Zinsniveau etwas ent- gegenzusetzen, indem sie Multi-Asset- Strategien auflegen, wächst dann nicht früher oder später die Gefahr einer Art Klumpenbildung? Millar: Im Prinzip würde ich sagen, dass die Strategien, die die einzelnen Anbieter ver- folgen unterschiedlich genug sind, als dass es zu einer solchen Klumpenbildung, wie sie vielleicht in anderen Segmenten auftreten kann, kommen könnte. Aber ich gebe Ihnen insofern recht, dass es – selbst wenn wir erfolgreich bleiben in einer schwierigen Zeit – auch uns treffen könnte, wenn der eine oder andere Anbieter oder gar der gesamte Sektor ins Straucheln geraten würde. Man sollte nicht vergessen, dass das Angebot Multi-Asset ja eigentlich nicht wirklich neu ist, heute aber deutlich tiefer geht als die typische klassische Aufteilung in 60 Prozent Anleihen und 40 Prozent Aktien. Die Modelle heute sind sehr viel komplexer, und dieser neue Sektor, der sich damit gebildet hat, ist noch relativ jung, zumindest aus der Perspektive eines Pri- vatkundenberaters. Das bedeutet für uns als Fondsmanager und als Gesellschaft insgesamt natürlich, dass wir uns aktiv in einen not- wendigen Aufklärungsprozess einbringen müssen, um transparent zu erläutern, was eigentlich hinter diesen Produkten steckt und wie diese funktionieren. Denn die Heraus- forderung für einen Berater besteht doch darin, dass er für seine Kunden erkennen und herausfiltern muss, welches die guten und erfolgversprechenden Produkte für seine Kun- den sind. Dann reicht die verkürzte Erklärung für die bessere Performance Ihres Fonds im Vergleich zur GARS-Strategie von Stan- dard Life Investments mithilfe der ein- fachen Formel „Weniger Energie, mehr Finanzwerte“ doch sicher nicht aus? Millar: Auch wenn das tatsächlich zwei Po- sitionierungen waren, die für uns durchaus positiv gelaufen sind, dann würde eine derar- tige Reduzierung unserer Gesamtstrategie bei Weitem nicht gerecht. Es sind wie gesagt ak- tuell 26 durchaus sehr spezielle Investmentideen, die wir im Fonds verfol- gen. Allesamt sind aus einem grundsätz- lich qualitativ getriebenen, fundamentalen Ansatz heraus entwickelt worden, werden aber ständig auf eventuelle Risiken hin getestet und wenn nötig verändert. Ist diese Zahl an im Fonds umgesetzten Investmentideen eigentlich in irgend- einer Weise festgelegt? Millar: Im Verkaufsprospekt wird von mindestens fünf und bis zu rund 50 In- vestmentideen gesprochen. In der Praxis wird sich diese Zahl wohl meist zwischen 20 und 30 bewegen. Genug, um wirklich und erfolgreich diversifizieren zu können, aber nicht zu viele, damit es nicht zu un- gewollten Überraschungen kommen kann. Was erwarten Sie für den weiteren Ver- lauf bis ins kommende Jahr hinein, und worin sehen Sie die größten Risiken? Millar: Auch wenn sich darüber heftig disku- tieren lässt: Wir erwarten ein weiterhin steti- ges Wachstum der Wirtschaft und eine anhal- tende Phase sehr niedriger Zinsen, begleitet von einer weiterhin geringen Inflation, wobei wir nicht ausschließen, dass auch künftig noch in Europa das Risiko eines Abgleitens in die Deflation bestehen bleibt. Die entwickelten Märkte dürften sich, unterstützt von den geld- politischen Maßnahmen der Zentralbanken, auch weiterhin in einem eher ruhigen Fahr- wasser bewegen, wir bewegen uns jedenfalls nicht mehr in einem von bedrohlichen Bla- senbildungen geprägten Territorium. Was die Risiken angeht: Im Januar dieses Jahres war es die Gefahr eines regionalen Kriegs, die wir als größtes Risiko durchaus weitsichtig auf dem Schirm hatten, wie sich im Nachhinein herausgestellt hat. Die größte Gefahr heute ist meiner Ansicht nach, dass sich unter Investo- ren erneut die Überzeugung „Cash is King“ durchsetzen könnte, wie das im Mai und Juni des vergangenen Jahres der Fall war. In die- sem Szenario könnten die Aktien- und Anlei- henkurse gleichzeitig sinken, sodass es weni- ger Zufluchtmöglichkeiten gäbe. In einem derart schwierigen Marktumfeld würden wir möglicherweise keine hohen Erträge erwirt- schaften. Wichtig ist aber, dass wir andere Diversifikationsmöglichkeiten suchen würden, um den Wert des Anlagevermögens zu erhal- ten und Wertverluste zu vermeiden. Vielen Dank für das Gespräch. FP David Millar: „Wir haben darüber hinaus immer auch ein soge- nanntes Extrem-Downside-Szenario auf dem Schirm.“ » Mein Team hier bei Invesco ist insofern im Vorteil, als wir uns ausschließlich auf das Manage- ment des Invesco Global Targeted Returns konzentrieren können. « David Millar, Invesco

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