FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014

140 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 ten“ Aktien nicht, sondern gewichtet sie allenfalls geringer. Bei einer fundamental begründeten Auswahl der Titel werden „überteuerte“ Werte von vornherein ten- denziell geringer gewichtet und fallen früher oder später ganz heraus. Das er- klärt nach Ansicht der Autoren die er- tragsmäßige Überlegenheit des Konzepts. Um es genau zu beziffern: Der funda- mentale Ansatz schlug den gleichgewich- teten Ansatz in einer lang laufenden Simulation für eine Reihe von Märkten (siehe Kasten) um bis zu 280 Basispunk- te, also 2,8 Prozent mehr Ertrag pro Jahr. Dies war der Fall beim australischen Aktienmarkt, die schwächste Outperfor- mance errechneten sie für den italieni- schen Markt, bei dem die Differenz aber immer noch bei 0,7 Prozent im Jahr lag. Im Durchschnitt der acht untersuchten Märkte schlug sich der fundamentale Ansatz um 1,66 Prozent besser als die Gleichgewichtung aller Indexwerte. In einem im August publizierten Artikel rechnet Research Affiliates vor, dass der höchste Mehrwert – zumindest im Backtest – bei Emerging-Markets-Indizes erzielt werden kann. Für den Zeitraum 1994 bis Ende 2013 schnitt der FTSE RAFI Emerging Markets mit einem jährlichen Durchschnittsertrag von 12,9 Prozent um 7,2 Prozent besser ab als der MSCI Emerging Markets Index. Für den glo- bal diversifizierten FTSE RAFI All World 3000 lag der Mehrertrag, verglichen mit dem MSCI All Countries World, bei ebenfalls beträchtlichen 3,8 Prozent pro Jahr. An der Stelle taucht auch die Risikofrage auf. Da bei jeder Mehrrendite die Gefahr besteht, dass sie um den Preis höherer Risiken erzielt wurde, haben die Research-Affiliates- Spezialisten auch die Volatilitäten der drei Indexalternativen verglichen. Hier zeigen die Simulationsrechnungen auch für die höher rentierenden Smart-Beta-Konzepte keine auffällig abweichenden Risikokennzahlen. Wer in solche ETFs investiert, muss davon ausgehen, dass die Wertschwankungen in etwa das Ausmaß haben, das im Fall eines herkömmlichen Indexinvestments zu erwar- ten ist. Praktische Umsetzung Was soll man nun als Berater aus den be- schriebenen Daten schließen? Das Dilemma solcher Analysen besteht darin, dass es sich stets um Rückrechnungen handelt. Selbst wenn es unstrittig ist, dass sich alternative Indexkonzepte über die heute beobachtbaren historischen Zeiträume hinweg besser ent- wickelt haben, heißt das nicht notwendiger- weise, dass das so bleiben muss – obwohl die Wahrscheinlichkeit eher hoch einzustufen ist. Bei gleichgewichteten Indizes zeigen ja auch die Berechnungen der Amerikaner, dass sie auch schlechter abschneiden können als kapitalisierungsgewichtete Indizes. Ein zentraler Erfolgsfaktor ist auch bei alternativen Indexkonzepten Geduld, denn die Indizes entwickeln sich nicht in allen Marktphasen besser als die herkömmlichen. Ein US-Analyst von Morningstar gelangte zu dem Schluss, dass der PowerShares FTSE RAFI USA 1000 aufgrund einer höheren Small-Cap-Gewichtung und seines tenden- ziellen Value-Styles in Aufwärtsphasen bes- ser und in Bärenmärkten schwächer ab- schneidet als der S&P 500. Für Berater, die auf Provisionsbasis arbei- ten, sind ETFs mangels Vergütung nach wie vor mehrheitlich ohnehin kein Thema, für Ho- norarberater lohnt sich aber die Beschäftigung damit, weil jede Chance auf eine Verbesse- rung der Ergebnisse für den Anleger zu nut- zen ist, um das eigene Honorar zu rechtferti- gen. Hier erscheint die Mischung von her- kömmlichen ETFs und Smart-Beta-Konzep- ten angesichts des aktuellen Erkenntnisstands als gute Lösung. Das Angebot an alternativen Indexkonzepten ist heute bereits groß – alle namhaften ETF-Anbieter von Powershares über iShares bis Lyxor haben sie im Pro- gramm –, und es wird sicher noch weiter wachsen. Das Angebot basiert oft auf RAFI Indizes von Research Affiliates. Die FTSE RAFI Indizes werden seit 2005 berechnet, es gibt aber auch andere Konzepte. FP Einfach, aber besser Im direkten Vergleich zeigt sich die Überlegenheit des gleich- gewichteten Indexkonzepts. Im Fünfjahresrückblick hängt der der von Standard & Poor’s berechnete S&P 500 Equal Weight Index den „normalen“ S&P 500 jährlich im Durchschnitt um 2,5 Prozentpunkte (19,2 % p.a. vs. 16,74 % p.a.) ab. markt & strategie I umfrage Indexierungskonzept im langfristigen Ertrags- und Volatilitätsvergleich (1985–2013) GEWICHTUNG Mehrertrag Mehrertrag KAPITALISIERUNG GLEICH FUNDAMENTAL gleichgewichtet in fundamental in Land Ertrag/Volatilität Ertrag/Volatilität Ertrag/Volatilität Prozentpunkten Prozentpunkten Japan 5,00 % / 22,1 % 6,20 % / 22,2 % 8,80 % / 21,7 % 1,20 3,80 Deutschland 11,40 % / 22,0 % 12,40 % / 22,1 % 14,60 % / 19,8 % 1,00 3,20 Kanada 10,10 % / 18,7 % 11,20 % / 17,2 % 13,10 % / 18,4 % 1,10 3,00 Frankreich 12,80 % / 21,3 % 14,10 % / 22,3 % 15,10 % / 21,7 % 1,30 2,30 Australien 12,40 % / 23,4 % 11,70 % / 23,2 % 14,50 % / 23,7 % -0,70 2,10 UK 11,70 % / 18,0 % 12,60 % / 19,3 % 13,70 % / 19,2 % 0,90 2,00 USA 9,90 % / 15,0 % 11,00 % / 15,1 % 11,90 % / 16,4 % 1,10 2,00 Italien 10,00 % / 25,6 % 10,60 % / 26,6 % 9,90 % / 25,5 % -0,10 0,60 Quelle: „The High Cost of Equal Weighting“, Engin Kose, Max Moroz, Research Affiliates – Mai 2014 Fundamental gewichtete Indizes vs. kapitalisierungsgewichtete Indizes im Langzeitvergleich VERGLICHENE INDIZES Ertrag Volatilität Mehrertrag Beobachtungszeitraum FTSE RAFI 1000 vs. S&P 500 11,8 % vs. 9,8 % 15,3 % vs. 15,0 % 2,0 % 1962–2013 FTSE RAFI All World 3000 vs. MSCI AC World 11,7 % vs. 8,0 % 15,6 % vs. 15,5 % 3,8 % 1988–2013 FTSE RAFI Emerging Markets vs. MSCI EM 12,9 % vs. 5,7 % 25,1 % vs. 23,8 % 7,2 % 1994–2013 Quelle: „The Second Generation of Index Investing“, Vitali Kalesnik, Research Affiliates – August 2014

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