FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014
und Anleihen als auch mit Sachwerten. Ich denke aber, dass die Institutionellen damit anders umgehen. Wie meinen Sie das? Wäre es nicht die Aufgabe der erfahrenen Vertriebsbetreuer und Kunden- berater, die Privatanleger in der Krise zu be- gleiten und die Entwicklungen zu erklären? Waltenbauer: In der Theorie ja. In der Praxis muss man feststellen, dass ein professionell aufgestellter Kapitalanleger andere Voraussetzungen hat. Es ist utopisch zu glauben, dass jeder Privatanleger über das gleiche Maß an Informationen und Entschei- dungsreife verfügt. Wobei es einen wesentlichen Un- terschied gibt: Professionelle Investoren beschäftigen sich berufsbedingt jeden Tag mit Investitionsentschei- dungen, während das die Privaten nur unregelmäßig tun und daher auf Beratung angewiesen sind. Und die Beratungsqualität ist in der Vergangenheit sicher sehr unterschiedlich gewesen. Kann es sein, dass zu viele Privatanleger geschlossene Fonds teilweise sogar mehrfach gezeichnet haben, obwohl die Fonds für sie gar nicht geeignet sind? Waltenbauer: Das ist sicher vorgekommen. Ob es zu viele Anleger sind, vermag ich, ehrlich gesagt, nicht zu beantworten. Ich glaube aber nicht, dass Privat- anleger per se vor Sachwertanlagen geschützt gehö- ren. Über das Dilemma, wie man dieses komplexe bis hochkomplexe Finanzprodukt am besten zu einem Kunden transportieren kann, der unter Um- ständen nicht das nötige Wissen mitbringt, muss man nachdenken. In der Vergangenheit wurden Fonds mit zum Teil viel zu einfachen Argumenten und viel zu pauschalen Aussagen vertrieben. Auch deshalb ist die Stimmung gegenüber Sachwertinvestments schlecht, und die Presse zeigt mehr oder weniger berechtigt mit dem Finger auf die Branche. Wie kann man diesem Strudel entkommen? Waltenbauer: Nur durch Aufklärung und eine trans- parente und offene Kommunikation! Wenn das Ge- fühl bleibt, dass in der Branche bewusst Fehler ge- macht wurden, und jetzt im Nachgang gemauert wird, kommt man nicht aus dem Strudel. Man muss aber auch erwähnen, dass wir die größte Wirtschafts- und Finanzkrise seit den 1930er Jahren erlebt haben. Was an den Märkten passiert ist, war nicht vorher- sehbar. Ein professioneller Anleger sieht diese Zu- sammenhänge, der Privatanleger weniger. Deshalb muss man hier nacharbeiten und den Anlegern die Entwicklungen verständlich machen. Das ist aber keine Ausrede für gemach- te Fehler und Fehleinschätzungen. Haben Sie als Fondsanbieter und Asset Manager aus der Krise ge- lernt – würden Sie beispielsweise noch einmal Schiffsfonds auflegen? Waltenbauer: Natürlich haben wir viel gelernt. Wir haben 2008/09 die Geschäftsstrategie geän- dert und bestimmte Konzepte nicht mehr verfolgt. Das betrifft unter anderem Dachfonds, die zwar das KGAL-Label tragen, aber von der Perfor- mance externer Zielfondsmanager abhängig sind. Außerdem haben wir gelernt, dass gewisse As- setklassen länger Schwierig- keiten haben werden, als wir das eingeschätzt hat- ten. Deshalb haben wir 2009 die Emission von Schiffsfonds eingestellt. Die laufenden Fonds bringen wir natürlich mit unseren Partnern zu Ende. Ich würde aber nicht so weit gehen, dass wir nie wieder Schiffsfonds auflegen. Was ha- ben die neuen Ge- sellschafter der KGAL mit dem Unternehmen vor? Waltenbauer: Die neuen Ge- sellschafter wollen den Fo- kus auf drei Assetklassen beibehalten: Immobilien, Flugzeuge und Infrastruk- tur mit dem Schwerpunkt erneuerbare Energien. Die KGAL wird sich weiterentwickeln, was aber nicht allein mit dem Gesellschafter- wechsel, sondern mit grundsätzlichen Fra- gen zu tun hat. Es 155 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 » Wir brauchen Aufklärung und eine transparente und offene Kommunikation. « Gert Waltenbauer, KGAL A A dukte konzipieren“
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