FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014

gibt beispielsweise Überlegungen, im Infra- struktursegment den Fokus etwas weiter zu fassen und zu expandieren. Die Gesetzes- änderungen in Europa im Bereich der er- neuerbaren Energien sorgen für einen gewis- sen Druck. Bei Immobilien diskutieren wir die Frage, ob wir nur in Core-Immobilien in Deutschland und Österreich oder doch etwas breiter investieren wollen. Rechnen Sie überhaupt mit einer Rück- kehr ins Retailgeschäft? Waltenbauer: Entscheidend ist nur der Markt. Wir steigen ein, wenn wieder größere Absatz- volumina möglich sind. Außerdem muss aus meiner Sicht ein Problem gelöst werden: Es wird eine Verteufelung von Blindpools betrie- ben. Fonds großvolumig vorab zu befüllen ist aber aus unterschiedlichen Gründen kaum noch möglich. Was schwebt Ihnen vor? Waltenbauer: Entweder dürfen Asset Mana- ger, die nach der Regulierung übrig bleiben und vertrauenswürdig sind, wieder Blindpools auflegen oder das Fondsgeschäft funktioniert nicht. Selbst wenn morgen wieder Platzie- rungsgarantien im großen Umfang möglich wären, sehe ich sie für die KGAL nicht mehr. Ich persönlich finde, dass intelligent gemachte Portfoliofonds für einen Anleger, der nicht so tief in die Thematik eintaucht, die bessere Wahl sind. Wenn Sie in eine einzelne Immo- bilie investieren, haben Sie keinen Spielraum. Wenn Sie ein Portfolio aus fünf Immobilien haben – und damit meine ich nicht fünf in einer Straße –, haben Sie mehr Bewegungs- freiheit und können das Produkt in aller Regel besser stabilisieren. Dafür sind größere Fonds notwendig, die nicht so ohne Weiteres vorzu- finanzieren sind. Warum tun sich auch die arrivierten Anbieter bei der Platzierung ihrer Fonds schwer? Hat der Vertrieb keine Zugkraft mehr? Waltenbauer: Es gab in den vergangenen Jah- ren ein buntes Hin und Her zwischen Vertrie- ben und Initiatoren, wer zu welchem Zeit- punkt was macht. Es ist aber dadurch zu kei- ner Belebung des Marktes gekommen. Ich frage mich, wie das funktionieren soll, wenn große Vertriebspartner die für sie angepassten Produkte nicht platzieren können und die Kontingente einfach wieder zurückgeben? Wir kommen aus einer Welt, in der es Auf- tragsarbeiten gab und große Banken Platzie- rungsgarantien gegeben haben, damit es ihr Produkt war. Heute ist alles aus den Fugen geraten. Wenn Banken sagen, dass sie nicht einschätzen können, ob ihre Kunden ein Pro- dukt zeichnen wollen, auch wenn es bestens aufbereitet ist, dann liegt die Marktbelebung nicht allein bei den Anbietern. Vertriebe und Anleger sind zwar kriti- scher, wie erklären Sie sich aber, dass bei Ihnen die Umsätze im Publikumsge- schäft eingebrochen sind, während sie bei anderen gestiegen sind – und zwar nicht unbedingt bei den Qualitätsmarkt- führern? Waltenbauer: Die Branche – also Emissions- häuser, Vertriebe und ein Teil der Anleger – hat über die Jahre nicht dazugelernt. Man hat nach wie vor auf Fonds mit hohen Rendite- versprechen und teilweise exotischen Konzep- ten gesetzt. Bei geschlossenen wie auch bei offenen Fonds gab es unseriöse Angebote. Dass es dafür immer noch eine Nachfrage gibt, ist enttäuschend für alle, die erkannt haben, dass es solche Produkte nicht mehr ge- ben sollte. Aber auch als das Geschäft bei KGAL schon rückläufig war, wurden gute Fonds platziert, auch wenn selbst das inzwi- schen rückläufig ist. Wie soll denn die neue Produktgenera- tion idealerweise aussehen? Waltenbauer: Wir können nicht vermeiden, dass in Sachwerten auch mal Risiken schla- gend werden. Daher müssen wir versuchen, risikoärmere Produkte zu konzipieren. Ich denke an sinnvoll gestaltete Portfoliolösungen. Das ist im Übrigen die Strategie, die in aller Regel Großinvestoren mit uns verfolgen. Die Performance unserer Fonds belohnt das Kon- zept und zeigt sich derzeit stabil. Nehmen Sie als Beispiel einen Energiefonds, der genügend Gert Waltenbauer: „Bei geschlossenen wie offenen Fonds gab es unseriöse Angebote. Dass es dafür immer noch eine Nachfrage gibt, ist enttäuschend für alle, die erkannt haben, dass es solche Produkte nicht mehr geben sollte.“ » Ich persönlich finde, dass intelligent gemachte Portfoliofonds für Anleger, die nicht so tief in die Thematik eintauchen, die bessere Wahl sind. « Gert Waltenbauer, KGAL sachwerte & fonds I ger t waltenbauer | kgal 156 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 Foto: © Wolf Heider-Sawall

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