FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014
Power hat, europaweit in erneuerbare Energien zu investieren. Er wird vielleicht von der rückwirkenden Änderung der Ein- speisevergütung in Spanien auch betroffen sein, aber die anderen Investments laufen noch. Die Rendite sinkt von sechs auf vier Prozent. Das ist nicht schön, kostet aber niemanden die Altersvorsorge. Wer das an- ders gemacht und nur eine spanische An- lage gekauft hat, steht schlechter da. Das ist die Theorie. Praktisch sind er- stens „ganz sichere“ Investments in einer Katastrophe geendet. Zweitens haben sich die theoretisch sinnvollen Dachfonds als uninteressant heraus- gestellt, weil ihre Performance extrem schwach war und es sogar zu Kapitalverlusten kam. Waltenbauer: Streuung allein ist nicht die Lö- sung aller Probleme. Auch in Dachfonds gibt es Risiken, wobei man beispielsweise unter- scheiden muss zwischen Immobilien-, Priva- te-Equity- oder Opportunity-Fonds. Der Schlüssel liegt im Vertrieb. Hier sollte der Be- rater darauf achten: Je risikobereiter ein Fondskonzept ist, umso mehr muss der Anle- ger aufgeklärt werden. Je risikoreicher ein Investitionskonzept ist, desto bedeutender ist eine Portfoliokomponente. Muss man den Vertrieb anders als frü- her in die Produktplanung, -gestaltung und -beratung einbinden? Und sollte man auch die Vertriebsvergütungen neu strukturieren, wofür die „Neue Welt“ ein guter Anlass wäre? Waltenbauer: Über die Vertriebsvergütungen kann man lange diskutieren. Im Einzelfall wa- ren sie sicher Teil des Problems – nämlich dort, wo sie besonders hoch waren. Zumindest das müsste aufhören. Grundsätzlich fände ich es auch nicht schlecht, wenn sich die Strukturen stärker angleichen wür- den. Natürlich ist klar, dass dann einzelne Produkte ihren USP ver- lieren. Aber die Neutralität in der Beratung steigt. Das gilt es mit den Vertriebspartnern zu diskutieren. Die Diskussionen darüber sind schon angelaufen und entwickeln sich mit den etablierten Playern durchaus in die richtige Richtung. Es ist nicht so leicht, gute In- vestments zu finden. Die inter- essanten Immobilien sind sehr teuer, und es gibt keine Anzeichen für eine Preis- korrektur. Wie kann man in diesem Seg- ment vernünftige Produkte strukturie- ren? Waltenbauer: Der Renditeaufschlag von Im- mobilien gegenüber dem risikolosen Zins ist so hoch, wie er das eigentlich immer war. Im risikoarmen Bereich sind die Renditen nied- rig, ob mit Bonds oder Sachwerten. Bei hö- heren Zinsen sind wir schnell im Hochrisik- obereich. Es gibt kaum Strategien dazwi- schen. Daher sehe ich die Immobilienpreise nicht so kritisch. Unsere Investoren akzeptie- ren je nach Investment sogar nur vier Prozent und weniger Rendite, wenn das mit Qualität und Risiko im Einklang steht. Bei Energiefonds ist in vielen Ländern das Einspeisetarifgesetz zum Problem ge- worden, was man vor fünf Jahren nicht gedacht hätte. In Spanien und Italien gab es bei den gesetzlichen Änderungen kei- nen Bestandsschutz. Ist das nicht einmal mehr der Beweis, dass auch dort, wo Staaten gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen haben, erhebliche Risiken be- stehen? Was heißt das für die Invest- ments? Waltenbauer: Die Bankenkrise wurde zu einer Staatsschuldenkrise, und dies hat dann einzel- ne Länder dazu verleitet, die früher politisch gewollten Fördersysteme in Frage zu stellen. Das zeigt uns wieder einmal, dass man sich auf nichts zu hundert Prozent verlassen kann. Wir werden immer vorsichtiger agieren müs- sen, und die Ansage, dass gewisse Ereignisse unvorstellbar sind, hat spätestens seit 9/11 aus- gedient. Wir müssen uns leider heute über alle Eventualitäten Gedanken machen. Wir müs- sen uns weiterentwickeln und zum Beispiel Projekte finanzieren, die wir auch kommer- ziell und ohne Förderung betreiben können. Das wird kommen ebenso wie der Anschluss an weitere Energiethemen wie zum Beispiel die Stromspeiche- rung und der Stromtransport. Wann kommt der nächste Pu- blikumsfonds von KGAL auf den Markt? Ist es 2015 schon so weit? Waltenbauer: Das kann ich Ihnen nicht sagen, aber nächstes Jahr wird das definitiv noch nicht der Fall sein, weil ich nicht glaube, dass wir dann schon die Markt- verhältnisse vorfinden, die wir für ein neues Produkt brauchen. Vielen Dank für das Gespräch. 157 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 KGAL im Überblick Firma KGAL GmbH & Co. KG Gründung 1968 Sitz Grünwald (bei München) Kapital 97,6 Millionen Euro Gesellschafter Bayerische Landesbank (30%), Commerzbank (45%), HASPA Finanzholding (15%) und Sal. Oppenheim (10%) * Geschäftsführung Steffen Kurt Holderer, Gert Waltenbauer Emissionen 361 per Ende 2013 realisiert Anlegerkapital 12.822 Mio. Euro per Ende 2013 platziert Zahl der laufenden Fonds 133 per Ende 2013; davon 50 Leasingfonds Fondsvolumen der laufenden Fonds 11.375 Mio. Euro per Ende 2013 (inkl. Agio) EK laufende Fonds 6.949 Mio. Euro per Ende 2013 Anleger laufende Fonds 110.000 per Ende 2013 Zahl der liquidierten Fonds 228 per Ende 2013 EK der liqudierten Fonds 5.874 Mio. Euro per Ende 2013 Durchschnittsrendite der liquudierten Fonds keine Angabe *Der Verkauf an die neuen Eigentümer war bei Redaktionsschluss nicht von der BaFin genehmigt. Quelle: KGAL Gert Waltenbauer: „Streuung allein ist nicht die Lösung aller Probleme. Auch in Dachfonds gibt es Risiken.“
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