FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014
2008 zu verzeichnen hatte. Heute ver- waltet die Gesellschaft rund 700 Mil- liarden US-Dollar, ist damit aber immer noch weit entfernt von der ursprünglichen Zielmarke von einer Billion US-Dollar an Assets under Management. Sullivan: Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals eine Zielmarke von einer Billion US-Dollar an verwalteten Assets kommuniziert hätten. Es stimmt, dass wir 2008 für kurze Zeit nahe dieser Marke ge- wesen sind, und ich will nicht verhehlen, dass wir auch gern wieder dorthin möch- ten. Aber das ist nicht unser Endziel. Wir können mit weniger Assets under Manage- ment genauso erfolgreich arbeiten wie mit wesentlich mehr. Viel wichtiger als die Höhe der verwalteten Assets aber ist, dass wir als hoch spezialisierter Asset Manager wahrgenommen werden, der besondere Fähigkeiten sowohl auf der Zins- wie auch auf der Aktienseite zu bieten hat, und das in einer Breite und Tiefe des Produktangebots in möglichst vielen verschiedenen Assetklas- sen und -stilen. Hier liegt unsere Chance, und daran müssen wir weiter arbeiten, wobei es natürlich durchaus Unterschiede im Hinblick auf den US-Markt und die internationalen Märkte gibt. Worin bestehen diese Unterschiede? Sullivan: In Bezug auf den US-Markt sind wir hinsichtlich unseres Produktangebots bereits heute sehr breit und sehr tief aufgestellt. Das Problem hierzulande ist vielmehr, dass der US-Markt an sich weder auf der Renten- noch auf der Aktienseite in Zukunft stark wachsen wird. Der Asset-Management-Markt in den USA wird künftig allenfalls noch ein mode- rates Wachstum aufweisen. Daher besteht die Chance auf Wachstum für unsere Gesellschaft in erster Linie in einem Zugewinn an Markt- anteilen an einem Kuchen, der insgesamt nicht mehr signifikant größer werden wird. Und wir haben durchaus die entsprechenden Produkte, eine gute Performance und die rich- tigen Vertriebsteams dafür, sowohl auf der Retailseite als auch auf Seiten des institutio- nellen Geschäfts. Was sind die wesentlichen Aspekte hinsichtlich der Aufstellung von Legg Mason in Märkten außerhalb der USA? Sullivan: Auf internationaler Ebene ist unser Produktangebot zwar gut, aber eben noch nicht komplett. Darauf muss also unser Fokus liegen – in der Abrundung unserer Produkt- palette durch die Integration weiterer Tochter- gesellschaften an jenen Stellen, an denen wir noch Lücken zu füllen haben. Mit dem Zu- kauf von QS Investors im März und von Martin Currie im Juni dieses Jahres haben wir in dieser Hinsicht sicher wichtige Schritte getan, um einerseits im Bereich Multi- Asset-Lösungen durch QS Investors und andererseits durch eine Stärkung des Bereichs Global Equities durch Martin Currie unser Angebot zu vervollständigen. Während es also in unserem Heimatmarkt USA um Themen wie die Steigerung un- serer Produktivität und die Gewinnung von Marktanteilen geht, steht international vor allem die Erweiterung des Produkt- angebots im Vordergrund. Wenn Sie die Breite und Tiefe des Pro- duktangebots so stark betonen, dann unterscheidet sich das nicht wesentlich von vielen Ihrer Mitbewerber. Wäre es da nicht besser, wieder so etwas wie einen Bill Miller zu haben, der mit seinem Legg Mason Value Trust 15 Jahre in Folge seinen Index schlägt? Dann hätten Sie zumindest so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal. Sullivan: Das wäre aber nicht hilfreich. Wir verfügen ja durchaus über Produkte, die derzeit stark nachgefragt werden, und diese weisen eine gute Performance auf, in einigen Fällen sogar eine deutlich bessere Perfor- mance als die unserer Mitbewerber, die aber dennoch die höheren Zuflüsse verzeichnen. Und wir haben einen lösungsorientierten Ansatz im Umgang mit unseren Kunden, bei dem es keineswegs um den reinen Verkauf von Produkten geht, sondern um die Frage, was Anleger in der aktuellen Kapitalmarkt- situation tatsächlich brauchen. Das unterschei- det uns ja tatsächlich von vielen anderen Angeboten. Und ich gebe Ihnen recht: Es gibt eine Reihe von Mitbewerbern, die ebenfalls über eine ähnliche Palette von Produkten ver- fügen, dabei keineswegs in jedem Fall die beste Performance aufweisen und dennoch gute Zuflüsse verzeichnen. Oft ist lediglich der bekannte Name einer großen Marke der eigentliche Grund hinter hohen Zuflüssen in Produkte, die keineswegs zu den Top-Produk- ten ihrer Peergroup gehören. Das zeigt doch, dass es darum geht, sich als Marke zu diffe- renzieren. Deshalb müssen wir weiter daran arbeiten, unseren Markennamen und den un- serer Tochtergesellschaften noch viel stärker bekannt zu machen. Die Produkte mit einer guten Performance haben wir schon jetzt. Apropos Lücken in der Produktpalette: Geht es nicht vielmehr darum, Ihr Port- folio insgesamt viel stärker zu diversifi- zieren? Schließlich macht Western Asset 203 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 Joe Sullivan: „Hinsichtlich unserer internationalen Strategie steht vor allem die Erweiterung des Produktangebots im Vordergrund.“ Joe Sullivan Nach dem Abschluss des Wirtschaftsstudiums an der New Yorker St John’s University im Jahr 1979 arbeitete Joe Sullivan (57) zunächst als Bondhändler für den Broker Piper Jaffray. 1986 wechselte er als Handelschef zur dama- ligen Dain Bosworth in Minneapolis. Im Jahr 1994 heuerte Sullivan zum ersten Mal bei Legg Mason an, da- mals als Head of Fixed In- come. Nach einer Zwischen- station beim Broker Stifel Financial von 2005 bis 2008 kehrte er zu Legg Mason zurück, diesmal als Chief Ad- ministrative Officer und Global Head of Distribution. Als sein Vorgänger Mark Fetting zurücktrat, übernahm Sullivan im Februar 2013 den Posten des CEO von Legg Mason. Joe Sullivan, seit 2013 CEO von Legg Mason » Legg Mason ist bereits heute sehr viel stärker diversifiziert, als das zum Teil am Markt wahrgenommen wird. « Joe Sullivan, Legg Mason
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