FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014

240 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 vertrieb & praxis I umfrage Foto: © Jinlide | Dreamstime.com E s mag sein, dass Reden manchmal Sil- ber und Schweigen Gold ist, aber in der Fondsbranche ist das offenbar nicht so. „Für Fondsselektoren, die Fonds von Drittpar- teien auswählen, sind gerade eine gute Kom- munikation und aussagefähige Informationen durch die Fondsgesellschaften wichtige Kri- terien. Diese Punkte stehen in letzter Zeit ganz oben auf der Wichtigkeitsskala“, erklärt Mauro Baratta, Partner und Direktor bei Fund Buyer Focus (FBF). Diese in Berlin und Lon- don ansässige Fondsresearchgesellschaft be- fragt jedes Kalenderjahr mehr als 1.000 Fondsselektoren in ganz Europa zu ihrer Wahrnehmung des Fondsmarktes. Marktumfeld mitentscheidend Wie hoch die Fondsselektoren die einzelnen Auswahlkriterien gewichten, hängt stark vom Marktumfeld ab. „Wenn die Märkte gut lau- fen wie zum Beispiel 2006 und 2007, aber auch 2012 und 2013, sind eher Produktquali- tät und Performance der Fonds ausschlagge- bend dafür, wie Fondsselektoren eine Fonds- gesellschaft wahrnehmen. Ganz anders sieht es bei schwierigen Marktverhältnissen aus, etwa 2009 oder gerade jetzt. Da geht es nicht um das letzte halbe Prozent mehr an Perfor- mance, sondern dann brauchen die Selektoren Anhaltspunkte dafür, wie die Investment- strategie mit schwierigen Marktsituationen klarkommt, wie das Risikomanagement des Asset Managers funktioniert, wie er die Märk- te und deren Einflussfaktoren im Detail ein- schätzt“, beobachtet Baratta. Offenbar wünschen sich die Fondsselekto- ren derzeit Ideen-Input, der kommuniziert werden will: Wie werden sich die Krisen in der Ukraine, in Israel und im Irak auf die Märkte auswirken? Sind die Aktienmärkte bereits ausgereizt angesichts eher pessimis- tischer Aussichten auf die Unternehmens- gewinne? Auf welche Alternativen kann man im aktuellen Niedrigzinsumfeld setzen? Gibt es womöglich Investmentpfade, die noch nicht ausgetreten sind? Baratta verfolgt die Kommentare, die Fondsselektoren in den Interviews geben, und erklärt: „Generell schätzen Fondsselektoren eine zielgerichtete Ansprache, die ihre jewei- lige Situation berücksichtigt und eine gute Balance zwischen zu wenig und zu viel In- formation hält. Wem dies bei der Gestaltung seiner Marketingmaterialien, Websites, Webi- nare oder Mailings gelingt, der hat gute Chan- cen, als guter Kommunikator wahrgenommen zu werden und erfolgreich zu sein. Darüber hinaus wünschen sich die Berater und Selek- toren möglichst objektive und konstruktive Markteinschätzungen, die ihnen drohende Gefahren aufzeigen und Hinweise auf gute Investmentmöglichkeiten geben, ohne direkt an eine Vertriebsabsicht gebunden zu sein. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Report ‚Guide to Markets‘, der in regelmäßigen Abständen von J.P. Morgan veröffentlicht wird. Wir sehen anhand vieler Kommentare nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus anderen europäischen Märkten, dass diese Publikation unter den Fondsselektoren hohes Ansehen genießt.“ Heimvorteil Wie zu erwarten wird die Qualität von Marketing und Kommunikation der einzelnen Fondsgruppen in den verschiedenen EU- Märkten unterschiedlich wahrgenommen, und ein gewisser Home Bias ist unverkennbar: Spielen beispielsweise in Deutschland DeAWM und Allianz GI unter den Top Five mit, sind es in Frankreich Carmignac und DNCA France, in Großbritannien Schroders und M&G und in der Schweiz Pictet, UBS und Swiss & Global. Offenbar trifft man in seinem Heimatmarkt als Unternehmen am leichtesten den richtigen Ton. In Deutschland werden DeAWM, J.P. Mor- gan und Franklin Templeton als die besten Kommunikatoren wahrgenommen, gefolgt von Fidelity und Allianz Global Investors. Auffällig ist, dass Fidelity im vergangenen Jahr um einen Platz und Allianz GI um drei Plätze nach unten gerutscht ist. FBF erklärt dazu: „Allianz und Fidelity belegen im Ran- king nach wie vor Top-5-Positionen, werden also von den Käufern in Bezug auf ihre Marketing- und Kommunikationsaktivitäten nach wie vor hoch geschätzt. Der leichte Rückgang ihres Rankings dürfte eher darauf zurückzuführen sein, dass DeAWM, J.P. Mor- gan und Franklin Templeton ihre Positionen in Bereichen wie Endkundenwebsite, Profes- sionals-Website und Marketingmaterialien stärken konnten.“ Fidelity kommuniziert gut Die Wahrnehmung in Österreich unter- scheidet sich kaum von der in Deutschland, Welche Fondsanbieter vom Markt als besonders gut in Marketing und Kommuni- kation wahrgenommen werden, zeigt eine Untersuchung von Fund Buyer Focus. Trommler -Vergleich Auch für Fondsanbieter gilt: Trommeln gehört zum Geschäft. Allerdings reicht es nicht, möglichst viel Produktwerbung zu machen; die Anforderungen an die Kommunikation sind bei Anlageprodukten höher als in anderen Branchen.

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