FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014

den Qualitätsratings für vermögensver- waltende Fonds und ihre Anbieter ent- wickelt. Nur wenige wurden bislang er- stellt, das letzte liegt längere Zeit zurück, und die Kooperation mit dem externen Partner MMD besteht nicht mehr. Schoeller: Wir analysieren und raten nach wie vor vermögensverwaltende Fonds und das jeweilige Management und werden dies auch künftig fortführen – auch wenn der Hype um das Segment derzeit nachlässt und der Wachs- tumskurs in einen Konsolidierungskurs über- gegangen ist. Gleiches gilt für die Management- ratings von Life Settle- ment Companies, wo die Nachfrage im Markt aber seit 2009 deutlich zurückgegangen ist. Zu Scopes wichtigsten Ratingsegmenten zäh- len bislang die offenen Immobilienfonds und Beteiligungen, beide sind durch Krisen emp- findlich geschrumpft. Liegt Ihr Strategie- wechsel nicht auch darin begründet? Schoeller: Die Vermu- tung, wir wechseln hier die Wiesen, ist falsch. Richtig ist, Diversifika- tion ist gut. Gerade wenn einzelne Bereiche mal etwas schwächeln, kann man so Entwicklungen abfedern und kompen- sieren. Die Entschei- dung, ins Credit Rating einzusteigen, wurde aber nicht vor dem Hintergrund eines Pro- blems im geschlossenen Fondsbereich oder bei den offenen Immobilienfonds gefasst. Man mag es kaum glauben, aber in beiden Bereichen sind unsere Umsätze nahezu kon- stant geblieben. Der Ausbau unserer Aktivitä- ten folgt vielmehr einem natürlichen Streben nach Wachstum, das insbesondere aus der Fi- nanzkrise heraus entstanden ist. Es besteht er- hebliche Kritik an US-Ratingagenturen, und wir sehen eine Neuregulierung des gesamten Ratingumfelds. Von der können und wollen wir profitieren. Gerade als deutscher Anbieter haben wir ein hohes Verständnis der Branche, und wir sind als eine der wenigen Agenturen in Europa personell und strukturell gut aufge- stellt. Unter diesen Voraussetzungen werden sie von Beiräten, Gesellschaftern und auch Kunden geradezu dazu gepusht, diese Wachs- tumschance tatsächlich wahrzunehmen. Der Ratingmarkt hat sich im Zuge der Finanzkrise erheblich verändert. Wie bewerten Sie Ihre Chancen? Stefan Bund: Die Umsätze und Marginflows der großen Agenturen liegen heute weit über dem Niveau von 2008. Gleiches gilt für den Unternehmenswert der Agenturen, was darauf zurückzuführen ist, dass Analysten das Ra- tinggeschäft als Wachstumsbranche bewerten. Ob das tatsächlich der Fall ist, sei dahinge- stellt. Prinzipiell gehen wir aber davon aus, dass der jetzige Regulierungsrahmen eher zu einem Mehr an Ratings als zu einemWeniger führt. Das Thema Risk Controlling wird ins- gesamt gefördert. Das ist eine Steilvorlage für die Branche. Mittlerweile gibt es für Unter- nehmen die sich über den Kapitalmarkt finan- zieren, die Pflicht, sich im Zuge eines Zweit- ratings auch von einer kleinen Agentur raten zu lassen oder zumindest ein Angebot von einer Agentur einzuholen, deren Marktanteil unter zehn Prozent liegt. Welchen Anspruch verfolgen Sie? Schoeller: Wir sehen uns als europäische Ra- tingeinheit, die sämtliche Bereiche abdeckt und qualitativ exzellente Arbeit abliefern möchte. Das ist auch ein Grund, warum wir bevorzugt Analysten mit Erfahrung und inter- nationalem Background einstellen. Wir müs- sen in der Lage sein, unsere Informationen auch im internationalen Sprachraum zu ver- öffentlichen. Wenn Sie heute unsere Analysen lesen, dann ist das bereits auf dem Niveau von S&P, Moody’s und Fitch und weit über dem Niveau jeder anderen europäischen Agentur. Bund: Und wir müssen in unserer Analyse auch internationale Regularien berücksichti- gen. Das heißt, dass wir nicht nur Ratings er- stellen, die sich auf das deutsche Kapital- marktgesetz fokussieren, sondern die analyti- schen Elemente, die wir verwenden, sind auch international anwendbar. Dass die europäische Expansion funktioniert, haben wir bereits ge- zeigt. Wir sind in Spanien ebenso präsent wie in Frankreich, Holland und Großbritannien. Dr. Stefan Bund: „Prinzipiell gehen wir davon aus, dass der jetzige Regulierungsrah- men eher zu einem Mehr an Ratings als zu einem Weniger führt.“ vertrieb & praxis I florian schoeller und stefan bund | scope ratings 258 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 Foto: © Tim Flavor Florian Schoeller und Dr. Stefan Bund Florian Schoeller ent- springt einer rheinischen Industriellenfamilie und gilt als hartnäckig und ehrgeizig. Nach Abitur, Bundeswehr und ersten beruflichen Erfahrungen gründete er 2002 im Alter von 28 Jahren die in Ber- lin ansässige Ratingagen- tur Scope. Künftig wird Florian Schoeller den Vorsitz im Aufsichtsrat der Scope Ratings AG übernehmen. Darüber hinaus ist der 40-Jährige Vorstand und Mehrheitseigen- tümer der mittlerweile als Aktiengesellschaft firmierenden Muttergesellschaft Scope Corporation AG. Florian Schoeller Dr. Stefan Bund stieß im Mai zu Scope Ratings. Als Managing Director wird er künftig die gesamte Ana- lytik des Kerngeschäfts- felds Asset Based Finance verantwortet. Vor seinem Wechsel war Bund bei der Westdeutschen Landes- bank und der Nachfolge- gesellschaft Portigon als Global Head of Business Deve- lopment tätig. Erfahrungen in der Ratingbranche sammelte er in London, wo er für Fitch acht Jahre unter anderem in leitenden Positionen für das Rating von strukturierten Pro- dukten verantwortlich war. Stefan Bund

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