FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014

können, benötige man keine Glastürme in Frankfurt. Konkurrenzfähiges Produkt Die Overhead-Kosten einer Bank – physi- sche Filialen, Einlagensicherung und Ver- triebskosten – sind eines der zentralen Argu- mente der P2P-Plattformen im Werben um Kunden. Geringe Betriebskosten und ein wei- testgehend automatisierter Antrags- und Genehmigungsprozess sollen zu niedrigeren Finanzierungskosten für Kreditnehmer und höheren Renditen der Kreditgeber führen. Klingt logisch, zumindest in der Theorie. Ob die P2P-Anbieter in der Praxis aber tatsäch- lich immer günstiger sind als traditionelle Banken oder ihre Online-Wettbewerber wie Easy Credit und ING Diba, hängt vom Ein- zelfall ab. Das wissen auch die P2P-Vermitt- ler, denen es daher nicht allein darum geht, ih- re Kredite möglichst billig zu vermitteln. „Wir wollen mit unseren Konditionen konkurrenz- fähig sein und ein flexibles und transparentes Produkt anbieten“, sagt Steinkühler. Aussichtsreiche Zielgruppen hat man den- noch im Visier. Etwa Selbstständige, die mit Kreditanfragen tendenziell einen schweren Stand bei Banken haben. Potenzial erhofft man sich auch von Seiten jener Bankkunden, die seit der Finanzkrise ein ausgeprägtes Misstrau- en gegen die Branche hegen. Es gibt aber auch weiche Faktoren, die für das Geschäftsmodell der privaten Kreditvergabe sprechen. Neben der sozialen Komponente, mit eigenem Geld andere zu unterstützen, steht die Nutzererfahrung im Vordergrund. Wer am Wochenende erfolgreich einen Kredit per Mausklick vom Sofa aus abschließen kann, dürfte Gefallen an dieser Praxis finden – zum Leidwesen seiner Hausbank. Gleiches gilt für die Seite der Geldgeber, die sich bereits ab einem Mindestbetrag von 25 Euro an der Finanzierung beteiligen können (siehe Kasten Seite 264). Aufbruchstimmung Mit 33 Jahren zählt Steinkühler zu den älteren Lendico-Mitarbeitern. Keine zehn Monate nach dem Start sind es bereits über 100 – auch weil Lendico eifrig nachgelegt und nach Deutschland mittlerweile auch die Märkte in Südafrika, Spanien und in den beiden Nachbarländern Polen und Österreich erschlossen hat. Die Großraum- büros in der Berliner Rocket-Zentrale sind entsprechend voll. Die Länderteams und Abteilungen tummeln sich an langen Ti- schen, die Hierarchien sind flach, und wer schon mehr Verantwortung trägt, sitzt zu- mindest am Fenster. In den Ecken türmen sich Getränkekisten, und in den Fluren des Gebäudes, das bis zum Mauerfall als Gäs- tehaus des DDR-Ministerrats diente, wird mehrsprachig gekichert. Es herrscht Auf- bruchstimmung – mehr Gegensätze geht nicht. „Wir wollen der führende Onlinekre- ditmarktplatz außerhalb der USA, Großbri- tanniens und Chinas werden“, gibt Steinkühler die Marschrichtung vor – „ganz nach Rocket- Manier“, fügt er hinzu, ein Wort, das der Len- dico-Chef gern und oft benutzt. Hinter Rocket Internet – weltweit über 300 Mitarbeiter für über 100 Zielmärkte – stehen die Kölner Samver-Brüder, die Ende der 1990er Jahre mit der Gründung und dem späteren Verkauf des deutschen Ebay-Klons Alando und danach mit dem Klingeltonanbie- ter Jamba Millionen verdienten. Seither heben sie Online-Start-ups wie am Fließband aus der Taufe. In der Welt des Internets ist die Strate- gie von Rocket jedoch umstritten. Dass syste- matisch international erfolgreiche Geschäfts- ideen für den Heimatmarkt oder dritte Länder kopiert werden, stößt einigen in der Branche sauer auf. Klopft später wie im Fall von Alan- do der weltweite Marktführer Ebay an, win- ken satte Gewinne durch eine Übernahme. Als Beispiel für diese Klonstrategie dient nicht zuletzt Lendico. Seit April betreibt Rocket Internet zudem die Plattform Zencap, 263 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 Auxmoney Aktiv seit: 2007 Internetadresse: www.auxmoney.de Firmensitz: Düsseldorf Angefragtes Kreditvolumen: über drei Milliarden Euro Vermitteltes Kreditvolumen: 109,7 Millionen Euro Anzahl der Mitglieder: 725.352 Angefragte Kreditprojekte: 630.0000 Anzahl finanzierte Kreditprojekte: 22.704 ø Nominalzins: 9,65 % Volumen Anlegergebote: 162,4 Millionen Euro Ausfallquote: 1,99 % Mögliche Kredithöhe: 1.000 bis 25.000 Euro Gebühren Kreditnehmer: 2,95 % des Kreditbetrags Servicegebühr: 2,50 Euro monatlich für Partnerbank Mindestanlagesumme: 25 Euro Gebühren Anleger: einmalig 1 % der Anlagesumme ø Rendite: 6,70 % Partnerbank (Lizenz): Süd-West-Kreditbank (SWK Bank) Risikoklassen Nominalzins p.a. Angestrebte Rendite p.a. 1 AAA 2,90 % bis 3,90 % 2,30 % AA 5,10 % bis 7,90 % 4,70 % A 6,30 % bis 9,10 % 5,10 % B 8,00 % bis 11,20 % 5,60 % C 9,60 % bis 12,90 % 6,40 % D 10,75 % bis 15,25 % 7,30 % E 11,15 % bis 15,25 % 7,30 % 1 vor Gebühren p.a. Quelle: auxmoney.de, 1. 9. 2014 Lendico Aktiv seit: Ende 2013 Internetadresse: www.lendico.de Firmensitz: Berlin Angefragtes Kreditvolumen: über 350 Millionen Euro Vermitteltes Kreditvolumen: k.A. Anzahl der Nutzer: 94.000 Angefragte Kreditprojekte: Anzahl finanzierte Kreditprojekte: 6.500 ø Nominalzins: k.A. Volumen Anlegergebote: k.A. Ausfallquote: k.A. Mögliche Kredithöhe: 1.000 bis 25.000 Euro Gebühren Kreditnehmer: 0,50 bis 4,00 % des Kreditbetrags Servicegebühr: – Mindestanlagesumme: 25 Euro Gebühren Anleger: einmalig 1 % der Anlagesumme ø Rendite: k.A. Partnerbank (Lizenz): Wirecard Bank Risikoklassen Nominalzins p.a. Angestrebte Rendite p.a. – – – – – – A 6,30 % bis 9,10 % 2,00 % bis 4,54 % B 8,00 % bis 11,20 % 3,20 % bis 5,26 % C 9,60 % bis 12,90 % 4,66 % bis 7,93 % D 10,75 % bis 15,25 % 6,86 % bis 8,53 % E 11,15 % bis 15,25 % 7,41 % bis 9,43 % Quelle: lendico.de, 26. 8. 2014 Dr. Dominik Steinkühler, Lendico: „Banken liefern bei der Kreditvergabe keinen wirklichen Mehrwert.“

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