FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014

sich. Seit 2007 wurden allein bei Auxmoney über drei Milliarden Euro Kreditvolumen an- gefragt, Lendico verzeichnete in den ersten sieben Monaten Gesuche in Höhe von 200 Millionen Euro. Weil auch hier die Risiko- und Bonitätsfilter strikt aussieben, schafften nur zehn Prozent der Bewerber den Sprung auf den Marktplatz. Kreditnehmer, denen Banken die Tür zugeschlagen haben, sind auch bei den Plattformen in der Regel nicht erwünscht. Ein reiner Schutzmechanismus der Plattfor- men, deren Attraktivität für Geldgeber nicht zuletzt an der Qualität der Kreditgesuche ge- messen wird. Mit einer Kreditausfallsrate um die zwei Prozent erreicht Auxmoney nahezu das seit Jahren stabile Niveau des deutschen Kreditmarktes. Umgekehrt werden fast 100 Prozent der zugelassenen Kreditprojekte auch tatsächlich durch die Geldgeber finanziert. Zum Einsatz kommt immer öfter auch das sogenannte Anlegercockpit, ein Investment- Tool, das auch andere Plattformen in ähnlicher Form anbieten. Dabei wird per Knopfdruck oder regelmäßig automatisiert nur in solche Kreditprojekte investiert, die vorab vom Anleger definierten Kriterien entsprechen. Maximal 20 Tage stehen die Kreditgesuche bei Auxmoney online, nach einem oder zwei Tagen sind die meisten aber schon finanziert. Interesse aus der Alten Welt Dass die P2P-Plattformen mit ihren alter- nativen Ansätzen im Risikoscoring und ihren schlanken Strukturen im Kreditgeschäft offen- sichtlich gut aufgestellt sind, dringt mittler- weile auch in die Vorstandsetagen deutscher Banken durch. Schenkt man den Anbietern Glauben, nimmt das Interesse der Konkurren- ten aus der Alten Welt an den neuen Playern stetig zu, die Anfragen für Kooperationen steigen. Ähnliche Entwicklungen gab es be- reits im Ausland: So haben sich unter ande- rem Barclays oder Rothschild direkt oder über eigene Investmentgesellschaften an P2P-Plattformen in Südafrika und Großbri- tannien beteiligt. Bei Lending Club in den USA finanzieren gleich mehrere Banken die ausgegebenen Kredite oder nutzen gar Len- dicos Abwicklungsmaschine, um Kredite an eigene Kunden zu vergeben. Auch die deut- schen Plattformen sind auf einen Bankpart- ner angewiesen. Da laut BaFin aus dem Be- trieb einer Internetplattform zur Vermittlung von Peer-to-Peer-Krediten eine Erlaubnis- pflicht erwächst, haben Lendico und Auxmo- ney Institute mit einer Vollbanklizenz in den Kreditvermittlungsprozess eingebunden. Sie sind der eigentliche Vertragspartner zwischen Kreditnehmer und Kreditgeber, die Plattfor- men kaufen die Rückzahlungsforderungen lediglich auf und geben das an die Investoren weiter. Da die Bank das Ausfallsrisiko nicht trägt, sind diese Kredite auch nicht mit Eigen- kapital zu unterlegen. Wie stark das Interesse der Banken an den Fintechs mittlerweile ist, zeigt auch das Bei- spiel der Commerzbank, die im März einen eigenen Inkubator ins Leben gerufen hat. Der Main Incubator fördert ausschließlich junge Firmen aus dem Finanztechnologiesegment, um ihren Geschäftsideen zur Marktreife zu verhelfen. Geworben wird nicht nur mit Investorenkapital, Experten-Know-how und Büroräumen, auch der Zugang zu fast 15 Mil- lionen Privat- sowie einer Million Geschäfts- und Firmenkunden der Commerzbank soll Start-ups anlocken. Zukunftsmusik In Deutschland steckt das Segment der P2P-Kredite noch in den Kinderschuhen. Wie groß das Potenzial tatsächlich ist, zeigt ein Blick ins Ausland. In den USA hat Lending Club vor wenigen Wochen seinen Börsengang angekündigt. Darüber hinaus hat der welt- größte P2P-Anbieter mit LC Advisor eine Investmentgesellschaft gegründet, die über zwei Investmentfonds in die eigenen Kredit- projekte investiert. An der Londoner Börse wurde im Mai die P2P Global Investments PLC gelistet, deren Geschäftszweck es ist, ein weltweites Portfolio von P2P-Krediten aufzu- bauen. Im Zuge des Listings veröffentlichte die Tochter des britischen Hedgefondsanbie- ters Marshall Wace auch Research zum P2P- Markt. Demnach könnten bereits in zehn Jah- ren zwischen 25 und 50 Prozent des Konsu- mentenkreditvolumens über P2P-Marktplätze abgewickelt werden. Weltweit wird der Markt derzeit auf 8,5 Billionen US-Dollar geschätzt. In der ehemaligen Zigarettenfabrik in Ber- lin-Mitte würde man sich auch mit weit weniger zufriedengeben. Für Lendico geht es zunächst darum, die eigenen regionalen Län- derplattformen zu vernetzen. Zukünftig sollen deutsche Anleger auch Kredite in Spanien und Polen finanzieren können und umgekehrt. „Bisher ist diese Funktion aber nicht frei- geschaltet. Angesichts des unterschiedlichen Zinsniveaus ist gerade für deutsche Kredit- anleger das EU-Ausland sicher attraktiver“, sagt Dominik Steinkühler. Der deutsche Markt würde eintrocknen, noch bevor man ihn wirklich erschlossen habe. Auch beim Marktführer Auxmoney ruht man sich nicht auf den Anfangserfolgen aus, sondern hat bereits die nächsten Schritte un- ternommen, um Crowdlending als Anlage- klasse zum Durchbruch zu verhelfen – etwa auch durch die Anbindung von Beratern und Maklern. Ein Vertriebsmodell, das sich in den USA und Großbritannien bereits etabliert hat. „Darauf sind wir vorbereitet und haben entsprechende Modelle für die Anbindung und eine vernünftige Rückvergütung erarbei- tet“, erklärt Kriependorf. Erste Makler seien bereits angeschlossen, mit weiteren stehe man in konkreten Verhandlungen. „Wir sind bereit und freuen uns über das Interesse an unserer neuen Assetklasse.“ FP Europas Kreditmarkt 2013 vertrieb & praxis I p2p-kreditplattformen Foto: © Auxmoney 266 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 Europa Großbritannien Deutschland Frankreich 1.061 Mrd. Euro 260 Mrd. Euro 223 Mrd. Euro 146 Mrd. Euro Summe der Konsumentenkredite Großbritannien Luxemburg Dänemark Deutschland 4.071 Euro 3.721 Euro 3.301 Euro 2.716 Euro Pro-Kopf-Verschuldung Quelle: Crédit Agricole CF, Studie Consumer Credit Market in Europe Phillip Kriependorf, Auxmoney: „Wir haben bereits erste Makler angeschlossen.“

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=