FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014
280 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 ses bei. Bei 22.000 „Gefällt mir“-Klicks er- reichte der Zins die 1,5-Prozent-Marke. Danach stellte die Bank die Aktion ein, weil sie ihr zu teuer wurde. Auch sonst sind die Münchner kreativ: Bei Fidor sind Überwei- sungen an E-Mail-Adressen möglich, und neben einem Börsenspiel mit echtem Geld bietet die Bank für klamme Kunden einen Geldnotruf an (siehe dazu Kasten „Die Top- ideen der Fidor Bank“ auf Seite 282). Die zielgruppenorientierte Ansprache lohnt sich: Mit rund 250.000 registrierten Nutzern und etwa 60.000 legitimierten Vollkunden ist die Direktbank mittlerweile dem Start-up-Sta- tus entwachsen. „Wir besitzen eine höhere Cross-Selling-Quote und eine größere Akzep- tanz beim Kunden als die traditionellen Ban- ken. Durch die Community gibt es kaum Streuverluste“, behauptet Kröner. Der Zu- strom der Neukunden führte Anfang dieses Jahres zu einer temporären Überlastung des Kundencenters und zu dementsprechend ärgerlichen Kommentaren in der Netz-com- munity. Mittlerweile ist der Engpass jedoch behoben. Marktumfeld Retailbanking Das Geschäftsmodell der Fidor Bank spie- gelt den Zeitgeist wider: „Die Verschiebung der Macht von der Bank zum Kunden schrei- tet weltweit voran“, so Frédéric Brunier, Part- ner aus dem Bereich Financial Services der Accenture Managementberatung. „Die Kun- den werden immer erfahrener im Umgang mit technologiebasierten Bankdienstleistungen. Gleichzeitig sinkt die Rentabilität der Kun- denverbindung im Massengeschäft“, erklärt Brunier. Eine Umfrage unter 1.200 Bank- kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz ergab, dass jeder dritte Kunde bereit ist, für innovative technologiebasierte Bank- dienstleistungen die Bank zu wechseln. Und Bankkunden nutzen immer häufiger Selbst- bedienungs- und Direktkanäle. „Wir erleben derzeit eine technologische Revolution“, ist HypoVereinsbank-Chef Theodor Weimer überzeugt. „Die Kunden kommen immer weniger in die Filialen. Sie nutzen für ihre Bankgeschäfte lieber das Internet, Tablets und Smartphones. Im Jahr 2000 liefen 70 Prozent der Kundenkontakte über Filialen. 2010 waren es noch 30 Prozent. 2015 werden es nur noch fünf Prozent sein“, so Weimers Zukunftsszenario. Bereits heute setzen vier von fünf Kunden auf das Internet, um mit ihrer Bank zu kom- munizieren. Der Trend kehrt sich nicht mehr um, denn mittlerweile ist die erste Generation der „Digital Natives“ erwachsen geworden. Aber auch 80-Jährige surfen heute schon re- gelmäßig im Netz und erledigen dort ihre Bankgeschäfte. So ist der älteste Kunde der Fidor Bank Jahrgang 1925. Durch die immer größer werdenden Möglichkeiten, sich im Netz oder in Foren über „Bankthemen“ zu informieren, steigt gleichzeitig die Preissen- sibilität und die Bereitschaft, mehrere Bank- verbindungen einzugehen. Einbindung externer Partner Auf moderne Technik setzen auch die Münchner: Dreh- und Angelpunkt der Ge- schäftsbeziehung ist das „Fidor Pay Konto“, ein Girokonto mit Extrafunktionen, das voll- umfänglich über ein Smartphone genutzt wer- den kann. Für jedes Produkt gibt es eine eige- ne Applikation. So können beispielsweise Edelmetalle oder Währungen darüber gehan- delt werden. Das Angebot wächst kontinuier- lich, da Fidor sich als offene Plattform ver- steht und auch externe Anbieter mit eigenen Produkten „andocken“ können. So arbeitet man im Bereich Social Trading mit ayondo.de zusammen. Und wer als Bankkunde Geld an die Community verleihen möchte, kann dies ebenfalls per App über das Mittelstandskre- ditportal finma oder den Anbieter smava, der Kredite zwischen Privatpersonen vermittelt, tun. „Wir sind auch im Anlagebereich offen für neue Partner. Wer ein sinnvolles Produkt anbietet, kann nach vorheriger Prüfung ange- bunden werden“, so Kröner. Nicht jeder ist vom Siegeszug der technik- lastigen Internetbanken überzeugt: „Ob Di- rektbanken eine Konkurrenz zu den etablier- ten Kreditinstituten darstellen, kommt auf die Zielgruppe an“, so ein Berater aus dem mobilen Vertrieb einer deutschen Großbank. „Ältere vermögende Herrschaften präferieren nach wie vor den persönlichen Kontakt in der Filiale vor Ort. Für Banken, die ausschließlich auf das Internet oder den Zugang per Smartphone setzen, sehe ich die Altersgrenze der Kunden bei rund 40 Jahren.“ Dennoch sollten sich die etablierten Banken seiner Ansicht nach nicht zurücklehnen: „Wer als Fi- lialbank kein Onlinebanking anbietet, kann Foto: © Sparkassenverband Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon will künftig massiv ins Onlinegeschäft investieren. Übersicht über die Top-Fintech-Unternehmen Name Geschäftsschwerpunkt Sitz Beschreibung nutmeg.co.uk Vermögensverwaltung (VV) London Bietet online VV für kleine Geldbeutel an, sehr gute grafische Datenaufbereitung ayondo.de Vermögensverwaltung Frankfurt/London Social-Investing-Plattform, auf der Investoren ihrem favorisierten Trader folgen können marketinvoice.com Factoring London Standardisiertes Factoring für Unternehmen, Forderungen werden innerhalb von 24 Stunden realisiert lendingclub.com Peer-to-Peer-Kredite San Francisco Vermittelt Kredite bis zu 35.000 US-Dollar von Privaten und Unternehmen an Privatpersonen kreditech.com Kreditvergabe Hamburg Entwickelt neuartige Scoring-Technik zur Bonitätseinschätzung kickstarter.com Projekt-/Unternehmensfinanzierung New York Ermöglicht es online, kreative Projekte zu realisieren seedmatch.de Projekt-/Unternehmensfinanzierung Dresden Sucht online Geld für neue Start-ups borro.com Onlinepfandhaus New York Onlinepfandhaus für Superreiche currencyfair.com Währungstransfer Dublin Bietet Währungstausch unter Privaten an transferwise.com Währungstransfer London/Tallinn Bietet Währungstausch für Private mit geringen Gebühren an mint.com Kontenmanagement Kalifornien Ermöglicht Kunden eine konsolidierte Übersicht über ihre gesamten Finanzen pixelpin.co.uk Online-Authentifizierung London Hilft Kunden bei der Passwortverwaltung, bietet neuartige Identifizierungsverfahren an photopay.net Überweisungen London Ermöglicht es, beleghafte Überweisungen in Online-Überweisungen zu konvertieren friendsurance.de Versicherungen Berlin Kunden können sich mit Freunden gegenseitig versichern Quelle: Horvath & Partners, eigene Recherche bank & fonds I fidor bank
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