FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014

282 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 seinen Laden bald zumachen“, so der erfah- rene Vertriebler. Filialbanken schlafen nicht Aber die „Traditionalisten“ schlafen nicht: So gehören die Sparkassen bereits heute zu den etabliertesten Anbietern von Bankdienst- leistungen via Smartphone – der „Geschäfts- stelle in der Hosentasche“. Die öffentlich- rechtlichen Institute möchten die Digitalisie- rung jedoch mit einem menschlichen Akzent betreiben. „Künftig wollen wir Geschäftsstelle und Onlineangebot wirklich miteinander ver- zahnen“, blickt Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverban- des, in die Zukunft. „Das Gemeinsame aller Zugangswege muss der direkte Kontakt zum Mitarbeiter sein: Sparkasse ist Bankgeschäft mit menschlichem Gesicht – und das auf allen Wegen.“ Der DSGV-Chef kündigt an, künftig massiv ins Onlinegeschäft zu investieren, gleichzeitig aber auch Geschäftsstellen dezen- tral mit mehr Beratungskompetenz aufzu- werten. Dies soll durch die Zusammenlegung von Filialen und einen stärkeren Einsatz von mobilen Geschäftsstellen und mobilen Mit- arbeitern erfolgen. ImWertpapierbereich bie- tet die Schweizer Großbank UBS ihren Kun- den eine Applikation, die neben dem direkten Zugriff auf das eigene Depot die Möglichkeit beinhaltet, individuelle Reports zu erstellen. Per SMS kann sich der Nutzer über aktuelle Wertpapiernews oder Limitüberschreitungen informieren lassen. Des Weiteren ist mittels der App eine Simulation von möglichen Bör- senentwicklungen möglich. Branchenfremde Konkurrenz Neben Direkt- und Internetbanken tauchen neue branchenfremde Mitbewerber auf: „So- genannte ,Challenger Banken‘ wie Einzel- handelsunternehmen oder Internetplattformen gewinnen immer mehr an Boden und erhöhen den Druck“, weiß Andreas Pratz, Partner der Managementberatung A.T. Kearney. Die neue Konkurrenz setzt dort an, wo Margen locken und die Regulierung noch vergleichsweise schwach ist. Die Bereiche Zahlungsverkehr und Konsumentenkredite sind sehr beliebt, während man von der Anlageberatung noch die Finger lässt. Prominentestes Beispiel ist die Ebay-Tochter Paypal, die weltweit rund 150 Millionen Nutzer besitzt und mittlerweile einer der bedeutendsten Zahlungsabwickler im Internetshopping geworden ist. „Im Bereich der Geldtransaktionen ist eine Nische vorhanden“, ist auch Fidor-Mann Kröner überzeugt. „Da hinkt der deutsche Markt im europäischen und internationalen Vergleich noch hinterher. In Polen und auch in Russland ist man in diesem Bereich schon viel weiter.“ Fidor reagiert darauf und stellt die bankinterne Software, die von der Toch- terfirma Fidor Tecs entwickelt wurde, auch externen Partnern zur Verfügung. So können die eigenen Firmenkunden die Zahlungsver- kehrsanwendungen mittels „White Labeling“ in ihren eigenen Markenauftritt integrieren. Die Fidor Bank setzt ganz aufs Netz und mo- bile Technik. Doch auch hier gibt es Grenzen. Die angepriesenen Überwei-sungen an E- Mail-Adressen funktionieren beispielsweise nur dann, wenn sowohl der Empfänger als auch der Absender ihr Konto bei der Fidor Bank haben. Ob der Erfolg der Bank in der Startphase auf das innovative Konzept oder schlichtweg auf die im Marktvergleich hohe Einlagenverzinsung (0,9 Prozent Guthaben- zins auf dem Girokonto und 1,5 Prozent für einen einjährigen Sparbrief) zurückzuführen ist, kann nicht abschließend beurteilt werden. Durch den Fokus auf die Netzgemeinschaft gewinnt man jedoch viele technikaffine und zahlungskräftige Kunden. Und innovative Ideen gehen der Bank nicht aus: In naher Zu- kunft kann man seinen Sparbrief oder seine Edelmetallbestände per Knopfdruck beleihen lassen. Auch wenn einige Konkurrenten das Konzept als Spielerei abtun, setzt Kröner auf die Trends der Zukunft: Digitalisierung und Transparenz. Etablierte Banker sollten sich jedenfalls mal einloggen. FP Foto: © Hypo Vereinsbank Die Topideen der Fidor Bank Geldnotrufbutton Kunden mit Loch in der Brief- tasche, die am Wochenende noch Geld fürs Kino oder den Restaurantbesuch benötigen, erhalten von der Fidor Bank so- fort 100 Euro überwiesen – und das ohne Schufa-Prüfung. Innerhalb von 30 Tagen müssen sie ihre Schuld begleichen. Fäl- lig sind dann 106 Euro. Zukünf- tig sollen die Kunden auch un- tereinander Geld verleihen kön- nen. 6 Euro Gebühr für einen Monat Leihe sind sehr ambitio- niert, wobei die Konditionen auf- grund der schlechten Bonität der Schuldner eher mit den Gebüh- ren eines Pfandleihers verglichen werden sollten. „Dispo Like Zins“-Aktion Fidor setzt auf das Internet und die „Community“. Je mehr „Likes“ die Fidor Bank auf Face- book erhält, desto weniger Zin- sen zahlen alle Kunden der Bank für ihren Dispokredit. Alle 2.000 Likes fällt der Dispozins um 0,1 Prozent per annum. Bei aktuell rund 19.840 Likes liegt der Jah- reszins bei 6,9 Prozent. Wird die 20.000er-Grenze überschritten, geht der Zins auf 6,8 Prozent runter. Die maximale Zinsunter- grenze liegt bei 6,3 Prozent. Gut im Marktvergleich. „Like Zins“-Aktion Die Kunden bestimmten mit über die Verzinsung ihres Giro- kontos. Je mehr User die Face- bookseite von Fidor „gelikt“ hat- ten, desto besser für die Sparer. Je 2.000 Facebook-Likes erhöh- te sich der Habenzins um 0,1 Prozent. Mit dem Erreichen von 22.000 Likes, was gleichbedeu- tend mit einer 1,5-prozentigen Verzinsung war, beendete die Bank aus Kostengründen die Aktion. 60 Seconds Banking Der Fidor Bank dauert das tradi- tionelle Banking zu lang. Sie bie- tet Produkte, die man im Internet innerhalb von 60 Sekunden ab- schließen kann. So dauern der Kauf von Edelmetallen über das Girokonto oder der Erwerb von Sparbriefen maximal eine Minu- te. Das Ganze wird mit Beweis- videos unterlegt. Überweisungen an E-Mail-Adressen Kontonummern merken ist lang- weilig. Wer die Bankdaten eines Begünstigten vergessen hat, gibt bei Fidor einfach die E-Mail- Adresse des Rechnungsemp- fängers an – vorausgesetzt, der Empfänger ist auch Kunde der Fidor Bank. Fidor Bonusprogramm Aktiv sein lohnt sich für Kunden der Münchner Direktbank. Wer Geldfragen anderer User beant- wortet, erhält 10 Cent auf dem Konto gutgeschrieben. Wer Freun- de als Kunden wirbt, bekommt 5 Euro. Ein selbst gemachtes Video zu neuen Produkten der Fidor Bank, das veröffentlicht wird, wird mit 100 Euro belohnt. Brokertain – das Echtgeld- Börsenspiel „Mitspieler“ wetten auf den Kurs von Währungen, Edelmetallen oder Aktien. Auch auf die zu- künftige Kursentwicklung von Bitcoins kann gesetzt werden. Der Einsatz reicht von 1 bis 10 Euro beziehungsweise bei Son- deraktionen im Bitcoin-Bereich bis hin zu 999 Euro. Hohe Suchtgefahr. Der Totalverlust des Wetteinsatzes droht. Theodor Weimer (HypoVereinsbank): „Wir erleben derzeit eine technologische Revolution.“ bank & fonds I fidor bank

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