FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014
fonds & versicherung I versicherungspools 294 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 Foto: © GMF, Archiv D ie Zahl der in Deutschland aktiven Pooldienstleister lässt sich nicht exakt quantifizieren. Anhand regelmäßig ver- öffentlichter Marktvergleiche und Studien kann man auf etwa 40 Pool- oder zumindest poolähnliche Anbieter schließen, die deutsch- landweit zehntausende Versicherungsmakler und Finanzanlagenvermittler in ihrer täglichen Arbeit unterstützen. Branchenkenner gehen gar von rund 60 Adressen aus, die im Hinter- grund des unabhängigen Vertriebs von Fi- nanz- und Versicherungsprodukten agieren. Legt man die veröffentlichten Provisionserlöse der bekannten Maklerpools und ihre Entwick- lung der letzten Jahre als Indikator für den Gesamtmarkt zugrunde, dürfte die Zahl tat- sächlich so hoch ausfallen. Demnach ist die Branche trotz zahlreicher Unwägbarkeiten ein Wachstumsmarkt, dessen Größe selbst kleinen und sehr spezialisierten Poolplayern offenbar Geschäftsmöglichkeiten bietet. Die Realität stellt sich dennoch etwas anders dar: Seit Jah- ren steckt das Poolsegment in einem steten, wenn auch langsam fortschreitende Kon- solidierungsprozess. Wer auf Dauer nicht mit- halten kann, wird aufgekauft oder versucht über das Outsourcing von Dienstleistungen möglichst lange von seinen verwalteten Beständen zu profitieren. Nach außen sind die betreffenden Pools nach wie vor vertrieblich aktiv, im Hintergrund übernimmt jedoch ein stärkerer Mitbewerber die Arbeit, liefert Tech- nik und gegebenenfalls auch Finanzmittel für eine Restrukturierung. Die angeschlossenen Partner bekommen davon oftmals nicht ein- mal etwas mit. „Nach meiner Einschätzung nehmen noch höchstens 20 Pools an der Aufteilung neuer Marktanteile teil“, sagt Oliver Pradetto vom Lübecker Maklerpool Blau Direkt. „Die Branche wandelt sich im- mer stärker zu einem recht einseitigen Oligo- pol. Es gibt nur noch wenige Anbieter, die selbst genügend Anziehungskraft entfalten.“ In fünf Jahren, so schätzt Pradetto, werden sich nur noch fünf bis sechs Pools das Neu- geschäft untereinander aufteilen. Trend zum Vollsortimenter Wer sich in diesem Rennen Chancen aus- rechnen will, setzt vor allem auf die Karte eines Vollsortimenters. War es vor zehn Jahren noch ein Leichtes, die Maklerpools anhand ihrer Produktausrichtung zu verorten, ist es im Zuge der Finanzkrise und immer neuer ge- setzlicher Rahmenbedingungen vielerorts zu einer Neuorientierung beziehungsweise Ge- neralisierung gekommen. Ehemals invest- mentlastige Pools wie Fondsnet, Fondskon- zept und Netfonds haben sich angesichts rück- läufiger Absätze und Abschlussprovisionen der angeschlossenen Partner breiter und kri- senfester aufgestellt und drängen in den Ver- sicherungsbereich, wo wiederum der Markt- führer Fonds Finanz unter anderem mit dem Aufbau eigener Investmentfondsaktivitäten reagiert. Auf ihrem Weg zur Allfinanz geht auch die Trennschärfe bei den Pools verloren. Und dieser Prozess schreitet bei den Versi- cherungspools ebenso voran. So plant etwa auch Blau Direkt in naher Zukunft den Ein- stieg ins Investmentfondsgeschäft. Einen Wi- derspruch zu seinem Standpunkt, dass sich „die Professionalität und Marktstärke eines Pools immer auch durch seine Spezialisierung auszeichnet“, sieht Pradetto darin nicht. „Als Kunde will man schließlich nicht durch tau- send Fachgeschäfte tingeln, um das Abend- brot einzukaufen. Daher ist es wichtig, einen Marktplatz zu haben, wo man als Kunde und Berater alles findet. In dieser Ausrichtung geht es vor allem darum, die Generalisierung im Produktbereich für unsere Kunden darzustel- len, ohne auf Spezialkompetenz zu verzich- ten.“ Deshalb vertraut Blau Direkt im Versi- cherungsbereich auf das eigene Know-how und greift im Fonds- und Finanzierungsbe- reich auf die Dienstleistungen entsprechender Kooperationspartner zurück. Dabei hat der Trend, das eigene Produkt- und Dienstleistungsangebot stärker zu diver- sifizieren, selbst jene Pools erfasst, die ihr Heil abseits der courtageträchtigeren Segmente Investmentfonds und Lebensversicherungen suchen. So bietet etwa der auf das Komposit- geschäft spezialisierte Amexpool seit drei Jah- ren auch die Bereiche Baufinanzierung und Bausparen an, ein Thema, das mittlerweile andere Wettbewerber ebenfalls sukzessive for- cieren. „Zur Abrundung unseres Produktan- gebots passt das noch ganz gut, aber mehr werden wir in Richtung ,Allfinanz‘ nicht tun“, sagt Amexpool-Chef Boris Beermann. „Wir Das Lebensversicherungsreformgesetz stellt den Maklermarkt vor eine ungewisse Zukunft. Viele Versicherungspools weiten ihr Angebot bereits aus. Diversifikations zwang „Als Kunde will man schließlich auch nicht durch tausend Fachgeschäfte tingeln, um das Abendbrot einzukaufen. Daher ist es wichtig, einen Marktplatz zu haben, wo man als Kunde und Berater alles findet.“
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