FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014
wissen, wo wir unser Know-how haben, und auch unsere Partner werden nicht alles anbie- ten können, da das hierfür erforderliche Fach- wissen enorm ist.“ Genau darin liegt der schwierige Spagat – für die Poolanbieter als kompetente Abwicklungsstelle ebenso wie für ihre Vertriebspartner. Ein Berater, der sowohl Fonds als auch Finanzierungen und Versiche- rungen gleichermaßen erfolgreich – sprich in nennenswertem Umfang – vertreibt, bleibt letztlich eine Idealvorstellung. Wollen Berater und Pools aber überleben, sind sie angesichts immer neuer Marktgegebenheiten allein im gegenseitigen Interesse gezwungen, die eige- nen Geschäftsmodelle auf verschiedene Standbeine zu stellen, um Einbußen in einzel- nen Bereichen zu kompensieren. Marktmechanismen Ein aktuelles Beispiel dafür, wie schnell sich der Wind in der Poolbranche drehen kann, liefert das Lebensversicherungsreform- gesetz (LVRG), das, so viel ist abzusehen, nicht nur für die Lebensversicherer massive Konsequenzen haben wird (siehe dazu auch Artikel Seite 302). Betroffen sind in erster Linie die Makler und ihre Pools, die sich durch die gesetzlich verordnete Reduktion des Höchstzillmerungssatzes von 40 auf 25 Pro- mille und das Absenken des Garantiezinses ab kommendem Jahr nicht nur auf neue Vergütungsmodelle und einen Einbruch im Neugeschäft von Lebensversicherungen ein- stellen müssen, sondern auch auf einen damit verbundenen Maklerschwund (siehe Kasten Seite 295). Ob es letztlich zu einer Veränderung des Gesamtniveaus der Vergütung kommt oder vielmehr zur Reduzierung der einmaligen Abschluss- und zu einer Stärkung der Be- standsprovisionen, steht abschließend noch nicht fest. Für freie Vermittler und Makler- pools, die ihr Geschäftsmodell bislang haupt- sächlich auf Abschlussvergütungen begründet haben, birgt beides Gefahren. Doch der gesamte Umsetzungkatalog des LVRG ist riesig, noch wagt sich keiner der Policen- anbieter aus der Deckung. „Die tatsächlichen Auswirkungen auf unser Geschäftsmodell wird man dann erst sehen, wenn konkrete Courtageregelungen mit Be- ginn 2015 feststehen“, sagt Sebastian Grab- maier von Jung, DMS & Cie., der betroffenen Maklern jedoch zur Aufnahme anderer Ver- sicherungssparten rät. „Ein großer Sachbe- stand beispielsweise liefert kontinuierliche Einnahmen.“ Michael Neumann von Quali- typool stößt ins gleiche Horn: „Sehr positive Zukunftschancen bestehen für Makler, die künftig zumindest zirka 50 Prozent ihres Ein- kommens aus wiederkehrenden Courtagen und höchstens 50 Prozent aus Abschlussver- gütungen erzielen.“ Negative Auswirkungen auf das eigene All- finanz-Geschäftsmodell befürchtet Fonds- Finanz-Geschäftsführer Markus Kiener durch das LVRG nicht. „Für uns spielen gesetzliche Regulierungen in einem Segment eine unter- geordnete Rolle, weil wir solche Eingriffe mithilfe der anderen Sparten zum Teil kom- pensieren können.“ Das bedeutet im Umkehr- schluss, dass aus diesem Grund ausgerechnet jene spezialisierten Maklerpools unter Druck geraten könnten, die von der Reform der Le- bensversicherer eigentlich am wenigsten tan- giert werden. „Wir als vorwiegend im Kom- positgeschäft tätiger Maklerpool spüren ganz klar, dass der Wettbewerb härter wird und neue Marktteilnehmer dazukommen“, sagt Boris Beermann von Amexpool. Die eigene Spezialisierung birgt aber nicht zuletzt auch die Chance, gerade jetzt neue Kundenkreise zu erschließen. Die Karten im Poolgeschäft werden einmal mehr neu gemischt. FP fonds & versicherung I versicherungspools 296 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 Versicherungspools im Überblick Hauptsitz (Standorte) Gegründet (aktiv seit) / Mitarbeiter Hauptgesellschafter Kapitalbeteiligung Dritter Ansprechpartner Makler/Vermittler Telefon (Internet) Angeschl. Vermittler/Unternehmen Produkte / Leistungsspektrum ( Ja / Nein ) Wichtigste 3 Geschäftsbereiche Anbindungskosten Research-Angebote Honorarberatermodelle Softwareangebot Kosten Softwarenutzung Provisionserlöse (in Mio. Euro) per Ende 2011 per Ende 2012 per Ende 2013 Eigenkapital/EK-Quote per Ende 2011 per Ende 2012 per Ende 2013 Allfinanztest.de Zwickau (Mosel) 2.000 / 20 Mitarbeiter Dipl.-Ing. Bernd Plitschuweit Keine Corina Irmer 03753/701 50 (www.allfinanztest.de ) 250/400 24 Euro monatlich Produktfinder-Portal über alle Sparten mit Protokoll Nettotarife im Portal eingestellt Intern und extern Kostenlos und kostenpflichtig (24 Euro monatlich) 10.351 6,36 % 16,86 % k.A. 0,8 1,0 0,8 37.928 75.504 Leben Kranken Komposit Investment Beteiligungen Finanzierungen Sonstige Exklusive DK Haftungsdach Komposit Berufsunfähigkeit Dread Disease Die Abgrenzung zwischen Pools, Verbünden und Servicegesellschaften ist nicht trennscharf. Schätzungen gehen davon aus, dass deutschlandweit über 60 Anbieter Dienstleistungen für Versicherungsmakler, -vertreter, -berater oder Finanzanlagenvermittler erbringen, ein Großteil davon mit Fokus auf den Vertrieb von Versicherungsprodukten. Nicht einmal die Hälfte dieser Dienstleister taucht regelmäßig in diversen Vergleichen und Statistiken auf, was auf eine gewisse Marktrelevanz schließen lässt. In der folgenden Übersicht haben wir die Daten einiger der bekanntesten Maklerpools im Versicherungsgeschäft zusammengetragen. An unserer Umfrage beteiligt haben sich: Allfinanztest.de, Amexpool, Apella, Aruna, BCA, Blau Direkt, Fonds Finanz, Jung, DMS & Cie., Maxpool, Qualitypool, VfM-Gruppe, VFV – Der Sachpool und WIFO, die gemessen an ihren Provisionserlösen rund die Hälfte des Poolmarktes abdecken (siehe Grafik unten). Zu den 20 großen An- bietern zählen auch Domcura, 1:1 Assekuranzservice, PMA sowie Degenia und Germanbroker.net, die sich nicht an der Umfrage beteiligt haben. Bewusst verzichtet haben wir in der Übersicht auf die großen Maklerpools Net- fonds, Fondskonzept und Fondsnet, deren Geschäftsmodell mittlerweile zwar auch den Versicherungsbereich umfasst, nach wie vor aber stark auf die Vermitt- lung von Investmentfonds ausgelegt ist. Ein Kurzporträt mit allen wichtigen Daten der drei Allfinanzpools finden Sie in unserer Standardübersicht ab Seite 186. 1 Schätzung der Redaktion Quelle (auch Folgeseiten): Anbieter, Bundesanzeiger, teilweise durch eigene Recherchen ergänzt 341 Mio. Euro 108 Mio. Euro ca. 190 Mio. Euro 1 Umfrageteilnehmer (13 Maklerpools) Netfonds, Fondsnet und Fondskonzept Rest des Marktes (über 15 Anbieter) Marktabdeckung Maklerpools auf Basis der Provisionserlöse 2013
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