FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014

einzigen Geschacher um den Preis Tür und Tor öffnen. Es würde doch nur noch übers Scheckheft, aber nicht mehr über die Qualität der Beratung und des dahinter stehenden Pro- dukts verkauft werden. Und das obwohl das Abgabeverbot in Bezug auf die Provision nach wie vor geltendes Recht ist. Außerdem stellt sich die Frage, wie es denn mit dem eigentlichen politischen Auftrag, mit der sozialpolitischen Aufgabe dahinter, geschwei- ge denn mit Initiativen wie „gut beraten“ sowie der Mindestqualifikation von Vermitt- lern als Umsetzung der EU-Vermittlerricht- linie zu vereinbaren wäre, wenn am Ende nur noch über den Preis geschachert würde. Außerdem wären bei einer Offenlegung grö- ßere Vertriebe im Vorteil, weil die eben eher etwas abgeben könnten als kleinere. Einen solchen Verdrängungswettbewerb würden viele Vermittlerbetriebe nicht überleben. Aber steht hinter diesem flammenden Plädoyer gegen die Offenlegung nicht auch ein wenig die Befürchtung, Ihre Mitglieder könnten ins Hintertreffen geraten, weil jeder sagt, dass der Ver- trieb über eine Ausschließlichkeit einfach preiswerter ist? Heinz: Das ist doch Unsinn, ein viel zu schwaches, weil leicht zu widerlegendes Argument. Denn unter Einbeziehung der Overhead-Kosten des Exklusivvertriebs wür- de ja sofort offensichtlich, dass die Aus- schließlichkeit nicht unbedingt preiswerter ist. Außerdem hat doch bisher noch keiner – weder die Politik noch der GDV – wirklich darüber nachgedacht, wie eine solche Offen- legung denn in der Praxis überhaupt aussehen sollte. Was würde beispielsweise bei einem Strukturvertrieb ausgewiesen? Nur die erste Stufe? Na dann wünsche ich jetzt schon viel Spaß mit den ersten Klagen von Kunden, die zu Recht monieren, dass die Gesamtkosten ihres Vertrags doch erheblich höher liegen. Deshalb haben wir gegen einen Gesamt- kostenausweis ja auch gar nichts einzuwen- den. Dann würde zumindest einmal deutlich werden, dass eigentlich nicht der Maklerver- trieb, sondern der Bankvertrieb hierzulande am teuersten ist und die dort nach wie vor stattfindende Koppelung von Bank- und Versicherungsdienstleistung den Kunden noch mehr belastet. Kurz zum Thema PRIIPS. In die Ab- kürzung wurde ein weiteres „I“ einge- fügt, um auch versicherungsbasierte Investmentprodukte zu erfassen. Eine Niederlage für den BVK, der sich sehr stark gemacht hat gegen eine Integration von Versicherungen in die EU-Richt- linie? Heinz: Hier kann ich keineswegs eine Nie- derlage des BVK erkennen. Im Gegenteil: Sonst hätte man uns seitens des Ministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz nicht zu Gesprächen im Herbst eingeladen. Allein diese Tatsache zeigt doch schon, dass hier nichts wirklich funktioniert, dass das alles vielmehr noch Stückwerk ist. Deshalb sollten wir diese Gespräche zunächst einmal abwar- ten, weil es meiner Ansicht nach hier durch- aus noch zu Veränderungen kommen wird. Angesichts all der Themen wie Absen- kung des Garantiezinses, stärkere Regu- lierung von Vertrieb und Produkten sowie Veränderungen der Provisionie- rung erwartet mancher das stärkste Jah- resendgeschäft in der Geschichte der Lebensversicherung. Was meinen Sie? Heinz: Ich bin jetzt seit über 30 Jahren als selbstständiger Makler in diesem Markt aktiv und hab schon einiges miterlebt. Aber diese immer wieder kolportierte Nummer, wonach jetzt das große Jahresendgeschäft bevorsteht, hat sich doch totgelaufen. Als professioneller Makler – ebenso wie Versicherungsvertreter – muss man transparent, ehrlich und sinnvoll den Kunden beraten, alles andere führt doch zu nichts oder fällt einem ganz schnell wieder auf die Füße. Natürlich wird es aufgrund der Aspekte, die Sie genannt haben, auch in die- sem Jahr eine Art Wellenbewegung mit einem Mehr an Geschäft geben. Aber den ganz großen Run, den Sie in diesem Szenario beschreiben, den sehe ich nicht. Vielen Dank für das Gespräch. FP Michael Heinz: „Bisher hat doch noch keiner – weder die Politik noch der GDV – wirklich darüber nachgedacht, wie eine Offenlegung der Provisionen denn in der Praxis überhaupt aussehen sollte.“ » Diese immer wieder kolportierte Nummer, wonach jetzt das große Jahresend- geschäft bevorsteht, hat sich doch totgelaufen. « Michael Heinz, BVK fonds & versicherung I michael heinz | bvk 308 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 Foto: © Christoph Hemmerich Michael Heinz Michael H. Heinz ist Jahrgang 1954. Bereits seit 1984 ist er als selbstständiger Versicherungsmakler in Siegen aktiv, der Schwerpunkt seiner Agentur liegt auf Gewerbe- und Industrieversicherungen, mit seinen Mitarbeitern be- treut Heinz bundesweit vor allem mittelständische Unter- nehmen. Im Jahr 2004 wurde er zum ersten Mal zum Präsi- denten des Bundesverbands Deutscher Versicherungskauf- leute (BVK) gewählt, mittler- weile ist er bereits in seiner dritten Amtszeit aktiv. Heinz ist zuständig für Grundsatz- fragen, Verbandsphilosophie und Reformen sowie für Satzungsfragen, Mittelstandspolitik und die Öffentlich- keitsarbeit des Verbandes. Michael Heinz, Präsi- dent des BVK in Bonn

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