FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014

Ü ber den Trend zu Mischfonds wurde in den letzen Jahren viel geschrieben. Wie sehr die Anbieter von Mischfonds aber tatsächlich von der Finanzkrise profitiert haben, wird erst klar, wenn man die Publi- kumsfondsstatistik des Branchenverbandes BVI auswertet. Demnach sind dem Segment zwischen Januar 2008 und Juni 2014 in Sum- me 53,3 Milliarden Euro netto zugeflossen. Den beiden anderen großen Anlageklassen Aktien- und Rentenfonds haben Anleger im selben Zeitraum 32,8 Milliarden Euro anver- traut, wohlgemerkt zusammen. Ein Stück weit überraschend an den BVI-Zahlen ist jedoch die Tatsache, dass die Nachfrage nach Misch- fonds erst jetzt einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. So entfallen elf der 53,3 Milliar- den Euro an Zuflüssen allein auf die ersten sechs Monate 2014. Eine bessere Halbjahres- bilanz hat es noch nicht gegeben. All jene Stimmen im Markt, die bereits das Ende des Booms und den Einritt in eine Konsolidie- rungsphase prophezeit haben, mögen zunächst widerlegt worden sein. Doch wirklich falsch liegen sie mit ihrer Einschätzung nicht, sofern man Nachfrage und Angebot bei der Betrach- tung trennt. Denn zumindest die Neuauflagen von Mischfonds stagnieren. Die Zahl neuer Produkte hält sich seit 2012 etwa die Waage mit jener, die wieder vom Markt verschwin- den, wodurch sich das vom BVI erfasste Uni- versum relativ konstant um die Marke von 2.400 Fonds bewegt. Im Teilsegment der ver- mögensverwaltend gemanagten Fonds (VV- Fonds), bekanntlich der wesentliche Wachs- tumstreiber hinter dem Boom der Mischfonds, verhält es sich ähnlich: Drängten im Jahr 2010 noch 121 neue VV-Fonds in den Markt, nimmt ihre Zahl seither kontinuierlich ab. In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres weist die Datenbank der MMD Multi Mana- ger GmbH lediglich zehn neue VV-Fonds aus. Im gesamten Jahr 2013 waren es noch 74. Hier zeichnet sich im Markt offensichtlich eine Sättigung auf der Angebotsseite ab, was im Umkehrschluss bedeutet, dass vor allem die etablierten VV-Fonds von der anhaltend großen Nachfrage der Anleger profitieren. Ein Aspekt, der in diesem Zusammenhang bisher so gut wie gar nicht beleuchtet wurde, ist die Frage, ob der Siegeszug der VV-Fonds ein deutsches Phänomen ist oder ob er auch international stattfindet. Die regionale Nähe hat immerhin eine Vielzahl der deutschen Anbieter dazu bewogen, ihre Produkte auch im Nachbarland Österreich zu vertreiben und umgekehrt. Welche vertriebliche Rolle VV- Fonds in den anderen Ländern Europas oder gar im Rest der Welt spielen, ist kaum bekannt. Definitionsproblem Bei der Beantwortung der Frage stößt man auf das Problem, dass es keine international verbindliche Definition gibt, welche Merkma- le VV-Fonds von anderen Mischfonds unter- scheiden. Die von MMD im Jahr 2011 ge- meinsam mit einigen Marktteilnehmern erar- beitete Abgrenzung – wonach einen VV- Fonds im Sinne einer Vermögensverwaltung zumindest das Ziel des Kapitalerhalts sowie ein aktives Risikomanagement zur Begren- zung des maximalen Verlustes auszeichnet (siehe dazu Seite 70) – ist nicht mehr als eine deutsche Insellösung, die selbst hierzulande zahlreiche Kritiker findet. Wer seinerzeit das Ringen im kleinen Kreis verfolgt hat, weiß nur zu gut, dass die unterschiedlichen Ansich- ten und Interessen der Anbieter einem einheit- lichen Standard im Wege stehen. Und selbst wenn sich eine Definition fände, wäre sie sehr wahrscheinlich so weit gefasst, dass ihr ei- gentlicher Nutzen auf der Strecke bliebe. Ein Beleg dafür ist die Tatsache, dass welt- weit agierende Fondsdatenanbieter wie Lipper oder Morningstar selbst in den deutschspra- chigen Ablegern ihrer Datenbanken bisher keinen Anlass gesehen haben, dem massiven Trend zu VV-Fonds Rechnung zu tragen, in- dem man sie innerhalb des Universums der Mischfonds explizit abgrenzt. Der Versuch, die Datenbanken als Quelle für die internatio- nale Verbreitung der Fonds zu nutzen, schei- tert also schlicht daran, dass sie in unzähligen Teilkategorien untergehen. Geht man aller- dings davon aus, dass sich die Anlagestrate- gien moderner Mischfondskonzepte spätes- tens seit der Finanzkrise vielerorts in Richtung einer Vermögensverwaltung bewegen, kann man von der Entwicklung des globalen 66 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 markt & strategie I vermögensverwaltende fonds Foto: GMF VV-Fonds sind ein globaler Trend Die Nachfrage nach Mischfonds und vermögensverwaltenden Produkten hält ungebrochen an. Eine weltweite Erfolgsgeschichte zeichnet sich ab. Wertet man internationale Fondsstatistiken aus, wird deutlich, dass der Trend zu Mischfonds und zu vermögensver- waltenden Konzepten allem Anschein ein globaler ist – selbst in Neuseeland dominieren sie das Geschäft.

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