FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2015
122 www.fondsprofessionell.de | 1/2015 markt & strategie I etfs in der vermögensverwaltung Foto: © Svetlana Mandrikova | Dreamstime.com D ie Angelsachsen sind dem „Alten Europa“ traditionell einige Jahre vor- aus, sei es bei der Beliebtheit von Fast Food, der Verbreitung spritschluckender SUVs oder dem Onlinepoker. Das Gleiche gilt für die standardisierte Vermögensverwal- tung oder den Einsatz kostengünstiger ETFs in Privatanlegerdepots. „In den USA waren ‚Managed Accounts‘ bereits in den 90er-Jah- ren populär, unter anderem weil sie steueref- fizient waren“, sagt Diana Mackay, Geschäfts- führerin des Londoner Consultingunterneh- mens Mackay Williams. Und den Anteil der Privatanleger am ETF-Vermögen in den USA schätzt Deborah Fuhr vom Analysehaus ETFGI auf 40 Prozent. In Deutschland dürfte diese Quote eher bei zehn Prozent liegen. Doch das könnte sich in den kommenden Jahren ändern. So war der aktuelle Trend hin zu Vermögensverwaltungen auf ETF-Basis auf dem diesjährigen FONDS professionell KONGRESS in Mannheim kaum zu über- sehen. Die börsengehandelten Indexfonds sind dabei, über verschiedenste Verpackungen ihren Weg in die Depots der Privatanleger zu finden – seien es Dachfonds, standardisierte Vermögensverwaltungen oder fondsgebunde- ne Rentenversicherungen. Kostenbewusstsein gesteigert Mackay spricht regelmäßig mit Fonds- selektoren aus ganz Europa und hat dabei festgestellt, dass immer mehr von ihnen auch ETFs in ihre gemanagten Portfolios einbauen. „Dieser Trend zeigt, dass die europäische Mifid-II-Richtlinie das Kostenbewusstsein schon vor ihrem Inkrafttreten enorm gesteigert hat.“ Das sei insbesondere in Großbritannien und den Niederlanden der Fall, wo schon seit einiger Zeit keine Provisionen mehr verein- nahmt werden dürfen. „Wenn unabhängige Finanzberater ein Beratungshonorar verlan- gen, bemühen sie sich, dass ihre Kunden die Produkte so günstig wie möglich beziehen“, sagt Mackay. Die Independent Financial Advisors (IFAs) in Großbritannien seien im Großen und Gan- zen zufrieden mit der neuen Aufgabenteilung: Sie übernehmen die Betreuung der Kunden, während sich ein Spezialist um die Allokation der Modellportfolios kümmert. „Der IFA hat dadurch einen breiteren Beratungsansatz“, sagt Mackay. „Er klärt mit dem Kunden, wie viel er in Cash haben sollte und wie viel in einen Pensionsfonds oder die Vermögens- verwaltung fließen sollen. Dabei stellt er auch sicher, dass der Klient die Steuervorteile für Altersvorsorgevehikel nutzt, die sich jeweils bieten. Das Feld ist so breit, dass sich der IFA nicht auch noch Gedanken um die beste Port- folioaufteilung machen kann, und überlässt das gern Spezialisten.“ Mackay weist auf einen weiteren Trend hin, der in Großbritannien sichtbar wird: „Weil Kunden nicht gern viel Geld für Beratung ausgeben, nutzen sie vermehrt Online-Ange- bote. Da gibt man am PC unter anderem seinen Anlagehorizont und die Anlageziele ein und erhält dann einen Investmentvorschlag auf Basis von ETFs oder anderen kosten- günstigen Indextrackern. Dafür zahlt man rund ein Prozent All-in Fee.“ Es wird wohl nicht lange dauern, bis briti- sche Online-Anbieter wie Nutmeg, 7IM, Par- menion, Lovemoney oder Hargreaves Lans- down versuchen werden, auch Kontinental- europa zu erobern. Einige heimische Online- angebote gibt es bereits, etwa das Internetpor- tal Financescout 24, das Frankfurter Start-up Vaamo oder Quirion, eine Plattform der Ho- norarberatungsbank Quirin (siehe Tabelle auf Seite 126). Unabhängige Finanzberater müs- sen ihren Kunden künftig also einen Mehr- wert bieten und ihre Geschäftsmodelle ent- sprechend ausrichten. Sonst wird zumindest ein Teil der bisherigen Kunden den bequemen Weg der Onlineanbieter gehen, die mit gerin- gen Kosten und Erreichbarkeit rund um die Uhr punkten können. Vorteile für Berater Für Berater haben Vermögensverwaltungs- konzepte große Vorteile, schließlich stellen sie im immer enger gewordenen Regulierungs- dickicht eine praktikable und zeitsparende Lösung dar. Wird in der Vermögensverwal- tung auf ETFs zurückgegriffen, erleichtert das dem Berater zudem die Argumentation, denn Noch dominieren institutionelle Investoren den ETF-Markt. Inzwischen sind die Indexfonds jedoch in immer mehr Depots privater Anleger zu finden. Aktiv mit passiven Fonds Immer schön die Bälle in der Luft halten: Wer auf Indexfonds setzt, investiert nicht automatisch passiv – zahlreiche Vermögensverwaltungsstrategien haben sich dem aktiven Management mit passiven Produkten verschrieben.
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