FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2015

124 www.fondsprofessionell.de | 1/2015 börsennotierte Indexfonds suggerieren niedri- ge Kosten. Handling vereinfacht „Seit einiger Zeit überführe ich meine Fondskunden in die Strategien einer Vermö- gensverwaltung“, berichtet Gabriele Cibis, seit über 26 Jahren Anlageberaterin in Berlin so- wie Gründungsgesellschafterin und Partnerin bei Top Ten Financial Network. „Zum einen kann auf diese Weise viel schneller im Sinne der Anleger auf Marktbewegungen reagiert werden, zum anderen bin ich vorbereitet, falls in Zukunft Bestandsprovisionen doch noch verboten werden sollten.“ Denn mit einer Ver- mögensverwaltung hängt sie nicht mehr von Provisionen ab, die von den Fondsanbietern fließen, sondern sie vereinbart mit ihren Kun- den eine Service- oder Vermögensverwal- tungsgebühr, also ein Honorar. Cibis kennt einen weiteren Vorteil der Vermögensverwal- tungslösung: Sie reduziert damit ihr Haftungs- risiko und ihren Dokumentationsaufwand auf ein erträgliches Maß. Bei einem Gespräch über Einzelfonds, bei dem vielleicht drei Po- sitionen ausgetauscht werden, umfasse die gesetzlich vorgeschriebene Dokumentation leicht acht, neun Seiten und mehr – und das bei jedem Termin mit dem Anleger. „Bei der Beratung für eine Vermögensverwaltung hält sich der Dokumentationsaufwand dagegen nach anfänglicher Erfassung und Dokumen- tation der persönlichen Daten und Risikobe- reitschaft sowie der Erstellung eines Verwal- tervertrags bei allen Folgeterminen mit rund ein bis zwei Seiten in Grenzen“, so Cibis. Tatsächlich ist das Handling einzelner Fonds für Berater umständlich geworden. „Da ist es für Berater viel einfacher, wenn sie ihr Geschäft durch die Nutzung von Vermögens- verwaltungsprodukten standardisieren“, sagt Tilo Stolzenburg, Direktor der luxemburgi- schen Fondsplattform Moventum. „Dann be- antwortet der Berater mit dem Kunden nur noch einige Fragen, um dessen Risikobereit- schaft zu erfassen. Anschließend führt der Vermögensverwalter den Geeignetheitstest durch, um sicherzustellen, dass der Kunde das richtige Portfolio bekommt. Innerhalb der festgelegten Strategie darf er dann Käufe und Verkäufe tätigen, ohne dass der Kunde jeweils unterschreiben muss.“ Eine Vermögensver- waltung auf ETF-Basis ist übrigens auch bei Moventum Thema: Die Luxemburger Platt- form prüft derzeit, künftig eine solche Lösung anzubieten. Gerd Bennewirtz, Geschäftsführer des Ver- mögensverwalters SJB Fondsskyline, nennt ein weiteres Argument, das aus Sicht der Ver- mittler für die Nutzung von Vermögensver- waltungskonzepten spricht: „Ich befürchte, dass die Sache mit der Mehrwertsteuer noch nicht komplett vom Tisch ist.“ Derzeit gelten Bestandspflegeprovisionen zwar als mehr- wertsteuerfrei, es sei aber nicht ausgeschlos- sen, dass der Gesetzgeber eines Tages Be- standspflegeprovisionen doch als mehrwert- steuerpflichtig deklariert. „Wer weiß, womög- lich dürfen Vermittler dann rückwirkend für die letzten drei Jahre Mehrwertsteuer auf ihre vereinnahmten Provisionen abführen“, sagt Bennewirtz. Kosten im Fokus Der Grund dafür, dass ETFs immer häufi- ger Bestandteil einer Vermögensverwaltung werden, liegt in den Kosten, die angesichts der niedrigen Zinsen und der erhöhten Trans- parenz stärker in den Vordergrund rücken. Die Portfoliomanager haben festgestellt, wie schwierig es ist, dauerhaft gegen hohe Kosten anzumanagen. Wer nicht aufpasst, produziert bei zweistufigen Modellen rasch Gesamtkos- ten über drei Prozent im Jahr, was das Errei- chen einer positiven Performance zu einem echten Kraftakt macht. Beispielsweise musste der „Privatfonds: Kontrolliert pro“, ein Mul- ti-Asset-Produkt von Union Investment, im vergangenen Jahr 2,66 Prozent laufende Kos- ten und 1,82 Prozent Performancegebühren, also insgesamt 4,48 Prozent Kosten verkraf- ten. Bei der konservativeren Variante „Privat- fonds: Kontrolliert“ waren es 2,14 Prozent plus 1,64 Prozent Erfolgsgebühr, also insge- samt 3,78 Prozent. Zwar war die Wertent- wicklung dieser beiden Fonds in den letzten Jahren positiv, aber in einem etwas schwie- rigeren Jahr wie 2011 lagen die Ergebnisse nach Kosten deutlich unter Wasser. So etwas ist ärgerlich für Anlageberater und peinlich für Portfoliomanager – mit einer un- terdurchschnittlichen Wertentwicklung sehen schließlich beide schlecht aus. Daher findet in markt & strategie I etfs in der vermögensverwaltung Foto: © Gabriele Cibis, SJB Fondsskyline Gabriele Cibis, Anlageberaterin: „Seit einiger Zeit über- führe ich meine Kunden in eine Vermögensverwaltung.“ Gerd Bennewirtz, SJB: „Alle Kosten, die ich bei den Zielfonds einspare, verbessern die Performance.“ Fondsbasierte Vermögensverwaltung vergleichbar machen Norbert Neunhoeffer will Transparenz in den Dschungel der standardisierten Vermögensverwaltung bringen. Mit MMD Multi Manager hat er einst die vermögensverwal- tenden Fonds segmentiert und vergleichbar gemacht. Das ist relativ einfach, denn es handelt sich um Wertpapiere, für die täglich ein Preis berechnet und veröffentlicht wird. „Zusätzlich haben wir jedoch mit www.assetstandard.com vor Kurzem ein Portal eröffnet, das neben den vermö- gensverwaltenden Fonds nun auch die verschiedenen Fondsvermögensverwaltungen mit ihren Renditeergeb- nissen vergleichbar machen soll“, erklärt Neunhoeffer. Diese Aufgabe ist überhaupt nicht trivial, denn fondsba- sierte Vermögensverwaltungskonzepte haben keine ISIN und veröffentlichen keine Preise. „Das geht noch weiter: Die einen geben die Ergebnisse nach Kosten an, die anderen vor Kosten. Die einen leiten Kickbacks an ihre Kunden weiter, die anderen nicht. Wir arbeiten daran, dass wir auch das vergleichbar machen können.“ Zahlreiche Strategien auf Fondsbasis hat Asset Standard bereits in der Datenbank, und wöchentlich werden es mehr. Per- formancedaten sind auf der Website bislang jedoch nur von einigen wenigen Angeboten abrufbar.

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