FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2015

128 www.fondsprofessionell.de | 1/2015 Sein Unternehmen hat im Januar gemeinsam mit demAnalysehaus Morningstar die fonds- gebundene Vermögensverwaltung BN & Morningstar Aktiv Portfolio ins Leben geru- fen. „Dort werden sowohl ETFs als auch aktiv gemanagte Produkte eingesetzt, deren Kickbacks aber konsequent an den Anleger zurückerstattet werden“, sagt Michael Weisz, der das Produkt mitkonzipiert hat. ETF-Anbieter frohlocken Die ETF-Anbieter spüren das zunehmende Interesse der Vermögensverwalter bereits. „Früher wurden ETFs überwiegend von insti- tutionellen Investoren eingesetzt“, sagt Heike Fürpaß-Peter, Leiterin Public Distribution Deutschland und Österreich bei Lyxor. „Mitt- lerweile sehen wir aber auch eine wachsende Nachfrage von Vermögensverwaltern und Beratern. Diese setzen ETFs auch als langfri- stige Bausteine in ihren Portfolios ein, sodass sie nicht mehr rein als Trading-Instrument ge- nutzt werden, sondern als echtes Investment – gerade auf langfristige Sicht kann der Kos- tenvorteil im Vergleich zu aktiven Fonds den Performanceunterschied ausmachen.“ Ähnlich sieht das auch Wettbewerber Blackrock, der mit seinem „Ishares Connect“- Programm Vermögensverwalter und ETF-An- bieter vernetzt – seit Januar übrigens auch in Deutschland. „In den USA ist das verwaltete Vermögen in ETFs als Teil solcher Portfolio- lösungen auf heute geschätzt knapp 100 Mil- liarden Euro gestiegen, seit wir dort 2008 das Ishares-Connect-Programm gestartet haben“, teilt Blackrock mit. In Deutschland und der Schweiz hätten ETFs in Portfoliolösungen derzeit ein Volumen von 3,5 Milliarden Euro. Index heißt nicht gleich billig Allerdings ist nicht alles Gold, nur weil ETFs zum Einsatz kommen. „Bei Fondsver- mögensverwaltungen auf ETF-Basis sollte man genau hinsehen“, rät Norbert Neunhoef- fer, Geschäftsführer von Asset Standard, ei- nem auf vermögensverwaltende Produkte spe- zialisierten Analysehaus. „Vereinzelt wird bei solchen Konzepten ETF draufgeschrieben, um dem Kunden zu suggerieren, dass die Kosten niedrig sind. Aber an Vermögensverwaltung und Administration wollen oft drei oder vier Parteien mitverdienen, sodass bei so mancher ETF-basierter Vermögensverwaltung die Ge- samtkosten ebenfalls recht hoch sind – auch wenn sie ETF-Bausteine enthalten.“ Gegen gemanagte Depots sprechen aus Sicht des Anlegers nicht nur die potenziell hö- heren Kosten, die sich aus dem mehrstufigen Aufbau ergeben können. Auch die Trans- parenz bleibt auf der Strecke. Zwar sind die Produkte in sich transparent: Die genauen Kosten und deren Verteilung auf Verwahr- stelle, Vertrieb und Portfoliomanager werden den Investoren in aller Regel sauber aufge- schlüsselt. Aber die Ergebnisse der Vermö- gensverwalter untereinander sind kaum ver- gleichbar. Morningstar zum Beispiel bereitet zwar die Daten von vermögensverwaltenden Fonds oder ETF-Dachfonds auf, nicht aber die von anderen Rechtsstrukturen wie stan- dardisierten Fondsvermögensverwaltungen (siehe Kasten auf Seite 126). Klein und Groß verschwimmen Dennoch haben solche Lösungen nicht nur für Berater, sondern auch für Kunden Vorteile, schließlich erhält er selbst bei kleinem Geld- beutel eine professionelle Vermögensver- waltung – wenn auch in standardisierter Form. Die Konsequenz ist, dass die Abgren- zung zwischen Groß- und Kleinkunden derzeit verschwimmt. „Ich sehe eine Re- naissance der Vermögensverwaltung“, sagt Werner Egeler, der einst bei der Bethmann Vermögensbetreuung und der Privatbank Ellwanger & Geiger gearbeitet hat. „Früher war Vermögensverwaltung ein ‚Edelthema‘, das nur Großkunden zur Verfügung stand, denn es war mit einem sehr hohen Aufwand verbunden. Mit den heutigen elektronischen Möglichkeiten kann man Vermögensver- waltung auch für kleine Depots anbieten.“ Heute ist Egeler Vorstand der Firma Micro- step Financial Markets, die ein Modell für trendoptimiertes Management (TOM) ent- wickelt hat. Es generiert Ein- und Ausstiegs- signale, um die Asset Allocation von Depots richtig zu steuern. Egeler bietet es sowohl Family Offices als auch Wealth-Management- Abteilungen an. Die Stadtsparkasse Wuppertal wendet sein Modell seit August 2014 in ihrem ETF-Dachfonds Trend Global an (siehe Ta- belle auf Seite 126). Es ist tatsächlich so, dass die Vermögens- verwaltung heute von der gehobenen Klientel bis ins Kleinkundensegment vorgedrungen ist, wie die zahlreichen Konzepte zeigen. Aber auch der umgekehrte Weg wird beschritten. So sind Fonds längst nicht mehr nur die An- lage des kleinen Mannes, sondern sie halten auch Einzug in die Vermögensverwaltungen der betuchten Klientel. „Bei uns im Wealth Management setzen wir neben Einzeltiteln sowohl aktive Fonds als auch ETFs ein, wenn spezielle Bereiche abgedeckt werden sollen“, sagt Thomas Rosenfeld, der bei der Deut- schen Bank hierzulande die Betreuung der Kunden imWealth Management verantwortet. „Wir sind uns darüber im Klaren, dass es im Wesentlichen darauf ankommt, mit der Asset Allocation richtig zu liegen. Bei der konkreten Besetzung der einzelnen Segmente spielen dann auch die Kosten eine wichtige Rolle.“ Der Trend, bei der Portfoliokonstruktion auf kostengünstige Bausteine zu setzen, ist inzwi- schen also auch auf dem Alten Kontinent angekommen. Ganz so wie einst Fast Food, SUVs oder Onlinepoker. ANKE DEMBOWSKI | FP markt & strategie I etfs in der vermögensverwaltung Foto: © Deutsche Bank, Microstep Financial Markets Thomas Rosenfeld, Deutsche Bank: „Wir setzen neben Einzeltiteln sowohl aktive Fonds als auch ETFs ein.“ Werner Egeler, Microstep Financial Markets: „Ich sehe eine Renaissance der Vermögensverwaltung.“

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