FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2015

Da haben wir noch viel zu tun, bis wir alle erreicht haben. Wir tun gut daran, wenn wir für Privatkunden auf KAGB-Fonds setzen. Banken und Sparkassen werden Produkte außerhalb des regulierten Marktes nicht mehr anbieten. Gabriele Volz (Wealthcap): Mit dem KAGB sind Sachwertfonds prozessual gleichgestellt mit Wertpapieren. Bei der Umsetzung benötigen die Banken aber noch ein bisschen Zeit. Wir müs- sen gemeinsam Überzeugungsarbeit leisten, dass das KAGB nicht nur ein Gesetz ist, son- dern dass es echte Veränderungen bei den Pro- dukten bringt. Das gilt auch für Haftungsfragen, die den Banken um die Ohren fliegen, weil es früher nicht wie heute Beratungsprotokolle und Dokumentationspflichten gab. Der Weg ist stei- nig, aber wir können die Lernprozesse gemein- sam schaffen. Heibrock: Hier ist auch der Verband gefragt. Wir müssen Standards schaffen, und ich habe das Gefühl, dass die Branche so weit ist, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Die Anbieter arbeiten miteinander statt gegeneinander. Ludz: Wenn der BSI für das Alltagsgeschäft Erleichterungen schafft, würde das weiterhelfen. Denn es liegen wahrscheinlich noch 95 Prozent der Arbeit vor uns. Die meisten Banken, vor al- lem Sparkassen und Volksbanken, vertreiben derzeit keine geschlossenen Fonds, und eine ganze Reihe von ihnen hat Vorstandsbeschlüsse, dass „alternative Investments“ nicht getätigt werden dürfen. Patrick Brinker (HTB): Das Problem sind nicht die Regulierung und das KAGB, sondern die Kommunikation. Wir müssen besser erklären, was sich verändert hat. Denn im Moment stellen viele Banken und freie Vertriebe wegen Altlasten das Geschäft mit Sachwertfonds ein, obwohl wir jetzt bessere Voraussetzungen haben. Alexander Endlweber (FONDS professionell): Was motiviert Sie überhaupt noch, Privat- kundengeschäft zu machen? Volz: Schauen Sie sich das Marktumfeld an: Es gibt gar keine Alternativen! Bei den Profis sehen wir eine gigantische Nachfrage nach alternativen Investments – insbesondere nach Immobilien –, die weiter zunehmen wird. Ich bin davon über- zeugt, dass sich das positiv auf das Privatkun- dengeschäft auswirken wird. Richtig ist, dass die Bankvorstände die Fonds noch nicht haben möchten, weil sie mit den Beschwerden zu den früheren Produkten beschäftigt sind. Die Produkteinkäufer wollen aber Sachwert- fonds aufnehmen. Wir müssen daher auf al- len Ebenen Kommunikation betreiben und eine Lösung dafür finden, wie wir die Produkte in die Geschäftsmodelle der Ban- ken bringen. Heibrock: Ein Weg ist, dass die Anbieter den Produkteinkäufern ein Muster für eine Entscheidungsvorlage zur Verfügung stellen, aus dem auch klar hervorgeht, wie das aktuelle Produkt in der regulierten „Neuen Welt“ funktioniert. Wir wissen ja, worauf es jetzt ankommt, und an Lösungen wie dieser wird der Verband künftig effizienter arbeiten. Endlweber (FONDS professionell): Hof- fentlich funktioniert das besser als die Imagekampagne „Das kleine Wirtschafts- wunder“, die im Sand verlaufen ist. Betz: Wir müssen zwischen den branchen- internen Themen und den Themen mit Außenwirkung unterscheiden. Es wird oft nicht zwischen der „Alten Welt“ und der „Neuen Welt“ unterschieden. Der Markt hat noch gar nicht mitbekommen, dass es eine „Neue Welt“ gibt. Die Bankvorstände stellen ein Geschäft ein, obwohl es Produkte der „Alten Welt“ gar nicht mehr gibt. Ich bin im Übrigen ein Verfechter der Regulierung und halte sie für sinnvoll und alternativlos. Endlweber (FONDS professionell): Woher rührt die Zurückhaltung, obwohl die „Neue Welt“ besser ist? Betz: Es ist einerseits positiv, dass man heute von einem seriösen Angebot ausgehen darf, wenn eine regulierte Kapitalverwaltungsgesell- schaft einen Bafin-gestatteten Publikumsfonds auf den Markt bringt. Andererseits sind wir auf der Produktseite schwer enttäuscht. Wir sehen bei neuen Produkten, dass die Kosten gestiegen sind und dass die Risiken noch stärker auf die Anleger abgewälzt werden. Es gibt beispiels- weise kaum zufriedenstellende Rückabwick- lungsklauseln oder werthaltige Platzierungs- garantien. Das heißt: Es werden natürlich die Regeln der Regulierung eingehalten, insofern handelt es sich um „weiße Ware“. Aber ob die Produkte empfehlenswert sind, steht auf einem anderen Blatt. Heuser: Frau Heyn, welche Produkte fragen Ihre Vertriebspartner nach? Achten die Berater, wie Herr Betz angemahnt hat, auf die Produktqualität? Heyn: Wir haben rund 4.000 Vertriebspartner mit der Berechtigung nach § 34f Gewerbe- ordnung. Wer früher gut beraten hat, ist auch heute noch im Geschäft. Im Verkauf sind derzeit nicht so sehr Fonds, sondern besonders stark Direktinvestments gefragt. Endlweber: Welche Rolle spielen denn die freien Vertriebe bei Wealthcap, Patrizia und HTB? 147 www.fondsprofessionell.de | 1/2015 Gabriele Volz, Wealthcap: „Die Bankvorstände möchten die Fonds noch nicht haben, weil sie mit Beschwerden zu den früheren Produkten beschäftigt sind.“ » Der Markt hat noch gar nicht mitbekommen, dass es eine ›Neue Welt‹ gibt. Die Bankvor- stände stellen ein Geschäft ein, obwohl es Produkte der ›Alten Welt‹ nicht mehr gibt. « Alexander Betz, Efonds

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