FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2015

178 www.fondsprofessionell.de | 1/2015 vertrieb & praxis I nachfolgeplanung & bestandsverkauf Foto: © Hövelrat Holding Nachfolgeplanung bei Vermögensverwaltern Das Lebenswerk erhalten Erfolgreiche Vermögensverwalter veräußern Teile ihres Unternehmens, beteiligen Führungskräfte am Kapital – oder nehmen den eigenen Sohn in die Pflicht. Ihr Ziel ist stets das gleiche: Die Firma soll den Gründer überleben. D ass die Nachfolgeplanung nicht nur für Vermittler, sondern auch für Vermö- gensverwalter ein Thema ist, wurde spätestens im August vergangenen Jahres klar. Da zitierte das „Manager Magazin“ Bert Flossbach, einen der beiden Gründer des Köl- ner Branchenprimus Flossbach von Storch, mit den Worten: „Wir wollen das Nachfolge- thema aktiv gestalten und uns nicht von ihm in die Enge treiben lassen.“ Das Unterneh- men war mit dem Artikel sehr unglücklich, die Firmensprecherin musste Spekulationen über angebliche Verkaufsgespräche demen- tieren und beteuern, Ziel sei es nur, die Eigentumsverhältnisse des Vermögensver- walters auf eine breitere Basis zu stellen, etwa indem man weitere Führungskräfte an der Firma beteiligt. Lässt man das aufgeregte Geschnatter aus jenen August-Tagen beiseite, bleibt im Kern eine durchaus wichtige Botschaft – egal was an den Verkaufsgerüchten nun dran ist: Er- folgreiche Unternehmensgründer sollten sich rechtzeitig Gedanken darüber machen, wie ihr Lebenswerk ihre eigene Arbeitskraft über- dauern kann. Aktiv im Rentenalter Flossbach und sein Kompagnon Kurt von Storch sind beide Anfang 50, sie können sich mit der Suche nach einem Nachfolger tat- sächlich noch Zeit lassen. Andere bekannte Vermögensverwalter sind dem Rentenalter schon näher – oder stecken mittendrin. Starcapital-Gründer Peter Huber, 64, übertrug bereits 2007 seine Unternehmensanteile an eine Familienstiftung, um das Unternehmen langfristig als Ganzes zu erhalten. Laut Sta- tuten muss „Starcapital in dieser Form beste- hen bleiben“. Die Tradition wahren könnte Hubers Sohn Jan-André, der schon bei Star- capital arbeitet. Noch denkt der Vater aller- dings nicht wirklich ans Aufhören. Ähnlich ist es bei Jens Ehrhardt, Jahrgang 1942. Er fühlt sich mit Anfang 70 noch fit genug, um Fonds zu managen und sein Unternehmen DJE Kapital zu führen. Doch auch er hat vorgesorgt: Sein Sohn Jan, Jahr- gang 1975, verantwortet bereits seit 2003 den DJE Dividende und Substanz, den größten hauseigenen Fonds. Seit 2010 sitzt er außer- dem imVorstand des Unternehmens. „Ich hal- te es für realistisch, dass mein Sohn langfris- tig den Vorstandsvorsitz übernehmen wird“, sagte Ehrhardt dem „Manager Magazin“. Gründer bleibt beteiligt Doch nicht nur bei Deutschlands Vorzeige- vermögensverwaltern spielt die Sicherung des Lebenswerks eine Rolle. Viel akuter ist das Thema bei den unzähligen kleinen Instituten, die schon heute mit den Auswüchsen der Regulierung kämpfen. Wegen der hohen Auf- lagen gelingt es vielen von ihnen kaum, das Geschäft profitabel zu betreiben. Wie soll es der Chef da schaffen, sich eines Tages mit gutem Gewissen – und einer ausreichenden Altersvorsorge – in den Ruhestand zu ver- abschieden? Einen möglichen Schritt in die gewollte Richtung kann ein anteiliger Verkauf schon in aktiven Jahren darstellen. Als möglicher Käufer hat sich kürzlich die börsennotierte Hövelrat Holding, die Eigen- tümerin des norddeutschen Vermögensver- walters Proaktiva, ins Spiel gebracht. „Wir möchten Mehrheitsbeteiligungen an anderen Vermögensverwaltern erwerben“, sagte Hövelrat-Vorstand Torben Peters im Ge- spräch mit FONDS professionell. Proaktiva mit Sitz in Hamburg und Hannover betreut mit zwölf Mitarbeitern rund 500 Kunden und verwaltet in Summe etwa 350 Millionen Euro. „Unter dem Dach der Hövelrat Holding AG würden wir gern weitere Vermögens- verwalter anbinden, die dann neben der Pro- aktiva stehen“, sagt Peters, der auch bei der Proaktiva im Vorstand sitzt. „Ein denkbares Modell wäre, dass der Ver- mögensverwalter uns die Mehrheit an seinem Unternehmen verkauft und dafür entweder Hövelrat-Aktien erhält oder bar abgefunden wird.“ Der bisherige Firmenname bliebe bestehen, auch die Kunden würden ihre Ansprechpartner behalten. „Uns ist es sehr wichtig, dass der Gründer als substanziell beteiligter Partner an Bord bleibt. Schließlich möchten wir vermeiden, dass er uns die Firma verkauft, nur um dann ein neues Konkurrenzunternehmen zu gründen.“ In Frage kämen für eine solche Anbindung insbesondere kleinere Institute mit zwei oder drei Mitarbeitern. „Diese Vermögensverwal- ter haben heute schon mit der immer schär- feren Regulierung und der damit verbunde- nen Verwaltungsarbeit zu kämpfen. Mit Mifid II werden die Anforderungen noch deutlich steigen“, sagt Peters. Die Vorschriften aus der EU-Finanzmarktrichtlinie werden ab Anfang 2017 gelten. „Unsere Idee ist, das gesamte Backoffice mit Compliance, interner Revision oder Buchhaltung zu übernehmen und un- seren Partnern so den Rücken freizuhalten.“ Gespräche mit ersten Interessenten würden bereits geführt. Einen genauen Zeitplan verfolgt Hövelrat dabei nicht. Peters: „Die Chemie zwischen allen Beteiligten muss stimmen. Wachstum um jeden Preis ist nicht unser Ziel.“ BERND MIKoSCH | FP Torben Peters Hövelrat: „Wir möchten Mehrheitsbeteili- gungen an anderen Vermögensverwaltern erwerben.“

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