FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2015

248 www.fondsprofessionell.de | 1/2015 Der deutsche Fondsverband BVI zählt al- lein in den vergangenen sechs Jahren insge- samt 98 Regulierungsvorhaben, davon 39 EU-Richtlinien und 59 nationale Gesetzge- bungsverfahren. Nicht eingerechnet sind flan- kierende EU-Verfahren auf Level 2 und Level 3 sowie nationale Verordnungen und BaFin- Richtlinien. Dass trotz dieses enormen Regu- lierungsumfangs so viele neue Produkte auf- gelegt werden, erstaunt daher fast. Obwohl es in Europa bereits rund 35.000 Fonds gibt, legen Kapitalverwaltungsge- sellschaften im Schnitt jedes Jahr 2.000 neue Vehikel auf. Ein Grund dafür mag eben die Erkenntnis der Fondsgesellschaften sein, dass es überwiegend die neuen Produktideen sind, die es schaffen, nennenswerte Volumina an- zuziehen. Investorenappetit ändert sich Angesichts der bereits existierenden breiten Produktpalette tun Produktmanager allerdings gut daran, bei jedem Fonds, den sie neu auf den Markt bringen, genau zu überlegen, wa- rum Investoren gerade auf diesen Fonds ge- wartet haben und ihn mit Volu- men füllen sollen. „Dabei unter- liegt der Appetit der Investoren und Distributoren über die Zeit natürlich Änderungen“, beobach- tet Mackay und warnt vor über- großen Fondspaletten: „Fonds- häuser sollten ihre Fondspalette kontinuierlich aufräumen und Produkte vom Markt nehmen, die nicht mehr funktionieren.“ Um herauszufinden, welche Produkte sich Fondsselektoren aktuell wünschen, greift Mackay auf Untersuchungen von Fund Buyer Focus (FBF) zurück. Die Daten des Berliner Research- hauses basieren auf zirka 1.000 Interviews pro Jahr. Befragt wer- den Fondsselektoren aus ganz Europa – Vermögensverwalter, Dachfondsmanager oder sonsti- ge Fondseinkäufer. Aus diesen Interviews ergibt sich, dass es häufig als positives Kriterium für einen Fonds gese- hen wird, wenn ein Asset Mana- ger als „innovativ“ gilt oder wenn er „die Fähigkeit hat, sich an den Markt anzupassen“. Aber was genau gilt derzeit als „inno- vativ“ oder „marktgerecht“? Nachhaltigkeit ist in Mackay dazu: „Der aktuelle Report zeigt, dass Vertriebe sich derzeit vermehrt für Fonds interessieren, die ESG-Themen berücksichti- gen.“ ESG ist dabei ein englischer Begriff und steht für „Environment“ (Umwelt), „Social“ (sozial verantwortliches Handeln) und „Go- vernance“, die Einhaltung der Prinzipien guter Unternehmensführung. Die Entscheider mö- gen derzeit also Fonds, die solche Nachhaltig- keitskriterien einhalten und Papiere solcher Unternehmen nicht kaufen, die entsprechen- den Kriterien verletzen oder nicht auf deren Einhaltung hinarbeiten. „Daneben besteht in bestimmten Bereichen auch Interesse an Fonds, die auf Frontier Markets oder andere Spezialthemen setzen“, so Mackay. Bei diesen Interessenten dürfte es sich überwiegend um Dachfondsmanager, Vermögensverwalter und Wealth-Manage- ment-Abteilungen handeln, die bestimmte Assetklassen gezielt durch solche eng fokus- sierten Fonds abdecken. „Daneben beobachten wir derzeit ein zu- nehmendes Interesse an lösungsorientierten Produkten“, fährt Mackay fort. Dies sind zum Beispiel Produk- te, die auf ein bestimmtes End- datum hin optimiert werden, sich in einer spezifischen Volatilitäts- bandbreite bewegen, oder sol- che, die sich besonders für die Auszahlungsphase der Alters- vorsorge eignen (siehe auch den Beitrag über Fonds für die Ent- sparphase auf Seite 268). Neue Denkansätze Mackay warnt aber davor, die lösungsorientierten Ansätze für Kunden und Vertriebe zu kom- plex zu gestalten, und zitiert einen der Selektoren: „Was mich beunruhigt, ist die Tendenz der Fondsindustrie, eine bestehende Idee herzunehmen und sie un- nötig zu verkomplizieren. Hier sind wirklich neue Denkansätze erforderlich.“ Dass einige Gesellschaften es offenbar sehr gut schaffen, inno- vative Produkte aufzulegen, die vom Markt angenommen und mit Volumen bedacht werden, zeigt die Tabelle der erfolgrei- chen Fondsgesellschaften auf dieser Seite. AnkE DEMBOWSkI | FP vertrieb & praxis I fondsvolumen Foto: © Archiv Diana Mackay, MackayWilliams: „Wir sehen ein zuneh- mendes Interesse an lösungsorientierten Produkten.“ Gesellschaften mit hoher Erfolgsrate Diese Gesellschaften treffen den Geschmack der Investoren und generieren daher hohe Fondsvolumina. Höchstes erreichtes Erfolgs- Anz. Fonds- Fondsvolumen durch Rang Gruppe quote neuauflagen Produktneuauflagen 1 Bluebay 80 % 20 20.615 Mio Euro 2 Azimut 76 % 25 9.964 Mio Euro 3 BlackRock 75 % 76 64.768 Mio Euro 4 Svenska Handelsbanken 75 % 24 8.371 Mio Euro 5 Quaestio Group 73 % 26 8.040 Mio Euro 6 Pimco 71 % 31 34.453 Mio Euro 7 Old Mutual 65 % 26 6.421 Mio Euro 8 M&G/Prudential 65 % 43 61.661 Mio Euro 9 State Street 65 % 31 10.356 Mio Euro 10 Aberdeen 64 % 96 29.214 Mio Euro 11 Banca Esperia 62 % 21 2.370 Mio Euro 12 Investec 59 % 37 13.525 Mio Euro 13 SEI Investments 58 % 27 5.459 Mio Euro 14 Threadneedle 58 % 36 12.133 Mio Euro 15 Mercer 58 % 24 12.264 Mio Euro … 44 Deutsche AWM 38 % 395 78.113 Mio Euro 51 Allianz GI 36 % 219 56.617 Mio Euro 62 Sparkassen Finanzgruppe 30 % 128 17.339 Mio Euro 67 Bayern LB 29 % 28 2.859 Mio Euro Die Tabelle enthält Gesellschaften, die über einen Fünfjahreszeitraum (Q4 2006–Q3 2011) mindestens 20 neue Fonds aufgelegt haben und eine Erfolgsquote von über 50 Prozent aufweisen. Entscheidend ist, wie viele Fonds, die eine Gesellschaft im besagten Zeitraum aufgelegt hat, ein Fondsvolumen von mindestens 100 Millionen Euro erreichen. Zum Beispiel: Bluebay hat im besagten Zeitraum 20 Fonds aufgelegt. 80 Prozent davon erreichten ein Volumen von mindestens 100 Millionen Euro und waren damit erfolgreich. Die Gesellschaften mit den besten Erfolgsquoten werden in der Tabelle dargestellt. Deut- sche oder österreichische Firmen sind nicht unter den besten 25, sondern folgen erst weit dahinter. Quelle: MackayWilliams

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