FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2015

257 www.fondsprofessionell.de | 1/2015 der US-Wirtschaft immer noch eine starke Stütze für mehr Wachstum. Dennoch muss man sich als Investor doch derzeit die Frage stellen, welche Rolle Anleihen aus den Kernsegmenten der Rentenmärkte angesichts ihrer geringeren Ertragsmöglichkeiten derzeit überhaupt noch spielen sollten in einem Gesamtportfolio. Scott Mather: Im Grunde ist deren Rolle nach wie vor die gleiche: Für Anleger, die einen liquiden und qualitativ hochwertigen Weg suchen, um ihre Kaufkraft zu erhalten und sich vor den negativen Folgen von Inflation zu schützen, sind Kern-Anleihen immer noch die erste Wahl. Natürlich gibt es andere An- lagen, die aktuell vielleicht höhere Ertrags- aussichten bieten. Die sind aber in aller Regel auch immer mit höheren Risiken und einer stärkeren Schwankungsbreite verbunden, das darf man nie vergessen. Und selbst wenn wir es aktuell mit einer niedrigen Inflation und nur sehr mageren Zinsen zu tun haben, so werden sich beide ja in der Zukunft wieder auf einem höheren Level einpendeln. Wie positionieren Sie den Pimco Total Return Fund aktuell? Scott Mather: Wir verfolgen natürlich eine ganze Reihe von Investmentstrategien in die- sem Fonds. Was unser Exposure auf der Zins- kurve angeht, haben wir uns zuletzt im We- sentlichen wegbewegt von dem aus unserer Sicht inzwischen signifikant überteuerten kur- zen Laufzeitende des Marktes hin zu sieben- bis zehnjährigen Restlaufzeiten. Außerdem glauben wir, dass einige Segmente des Mark- tes falsch bewertet sind. Das gilt etwa für die Inflation Linked Bonds, die zum Teil eine viel zu niedrige Inflation eingepreist haben. Sobald der Ölpreis einen Boden gefunden hat und die Inflation wieder ansteigt, dürfte der Markt rea- lisieren, dass diese Papiere unterbewertet sind. Und schließlich glauben wir an einen lang anhaltenden Aufwärtstrend des US-Dollars, der aber sicher von deutlichen Schwankungen begleitet sein wird. Für den Pimco Total Return Fund fun- gieren neben Ihnen auch Mark Kiesel und Mihir Worah als Fondsmanager. Gibt es einen Primus inter Pares, der die letzte Entscheidung hat? Scott Mather: An der Art und Weise, wie die Verantwortlichkeiten im Fondsmanagement bei Pimco geregelt sind, hat sich im Grunde nichts verändert. Wir haben schon immer sehr stark mit einem Teamansatz gearbeitet. So gibt es auch beim Total Return Bond Fund die beiden Co-Ma- nager, die Sie genannt haben, das Leadmanagement und da- mit auch die letzte Entschei- dung über die gesamte Asset Allocation liegt bei mir. Das heißt aber nicht, dass ich sozu- sagen jeden einzelnen Kauf oder Verkauf von Wertpapieren des Fonds abzeichne, denn wir werden natürlich in der prak- tischen Umsetzung der Strate- gie zusätzlich unterstützt von einem ganzen Team von Mit- arbeitern, die uns zuarbeiten. Was sich geändert hat: Wir alle drei kennen das Unternehmen seit vielen Jahren, waren in verschiedenen Funktionen und Verantwortlichkeiten für Pimco tätig und arbeiten heute jeweils in der Position eines Chief Investment Offi- cers für ein bestimmtes Segment. Mark Kiesel zum Beispiel ist für den Bereich Global Cre- dit verantwortlich, Mihir Worah ist CIO Real Return and Asset Allocation, ich verantworte das Segment US Core Strategies in dieser Po- sition. Unser Investmentkomitee setzt dabei auch weiterhin sozusagen die großen Leit- planken im Hinblick auf Investmentmöglich- keiten und Risikogrenzen unserer hauseigenen Strategien, die jeweiligen Fondsmanager sind für die praktische Umsetzung in ihren jewei- ligen Portfolios verantwortlich – im Grunde so, wie wir das schon immer gemacht haben in den 17 Jahren, die ich für Pimco arbeite. Sind Sie denn ein wenig schadenfroh, dass es für Bill Gross und seinen neuen Fonds bei Janus Capital alles andere als gut läuft im Moment, was die Perfor- mance angeht? Scott Mather: Wie gesagt, man darf sich da auch nicht ablenken lassen von dem, was an- dere Marktteilnehmer tun. Es wäre kontra- produktiv, ja verschwendete Zeit und Energie, würden wir uns allzu lang damit beschäftigen, was unsere Wettbewerber falsch oder richtig machen. Wir konzentrieren uns auf unsere Managementaufgabe, unser Research und unseren Prozess. Denn am Ende sind die Märkte sehr viel größer als ein einzelner Manager. Dem müssen wir uns stellen. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEuSEr| FP » Es wäre kontraproduktiv, ja verschwendete Zeit und Energie, würden wir uns allzu lang damit beschäftigen, was unsere Wett- bewerber gerade falsch oder richtig machen. « Scott Mather, Pimco Scott Mather: „Auch wenn die Fed bereit zu sein scheint, eine leichte Überhitzung der Wirtschaft in Kauf zu nehmen, ist sie nach meiner Wahrnehmung nach wie vor entschlossen, die Zinsen nicht auf einem Niveau von null zu belassen.“

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